Die aktuelle Phase ist wie geschaffen für die Kritiker, die schon immer ge­wusst haben, dass der Bitcoin unter­geht. Dazu gehören eine Reihe prominen­ter Namen. Warren Buffett bezeichnete den Bitcoin schon vor Jahren als wertlos und als Rattengift hoch zwei. Gerade hat er auf der Hauptversammlung von Berk­shire Hathaway geäußert, dass er selbst für alle Bitcoin zusammen keine 25 Dollar aus­geben würde. Nach seiner Meinung hat Bitcoin keinen greifbaren Wert. Das sieht er bei Google und Amazon übrigens ähn­lich.

Auch Bill Gates wetterte gerade erneut gegen den Bitcoin, den er nutzlos für die Gesellschaft hält. Er investiere nur in etwas, das einen wertvollen Output nach sich ziehe. Allerdings erinnert das an seine größte Fehlprognose, als er das gerade ent­wickelte Internet nur als einen Hype bezeichnete.

Deshalb sollte man sich von solchen Äußerungen in den aktuell aus anderen Gründen sehr wackeligen Zeiten nicht zusätzlich verunsichern lassen. Trotzdem hallen die hausgemachten Probleme im Kryptomarkt nach. Der Zusammenbruch des Terra-­Ökosystems hat Anlegern vor Augen geführt, dass selbst führende und hochkapitalisierte Projekte nicht vor ei­ nem Zusammenbruch gefeit sind.

Auch die Auszahlungssperre bei Celsius wird Markt und Diskussionen weiter be­schäftigen, schließlich ist das kein kleiner Player. Vielmehr stellte sich Celsius als Krypto­-Sparkasse dar und vermittelte so den Eindruck von Solidität. Das war wohl nur Fassade. Ein ehemaliger Mitarbeiter hat geäußert, dass Celsius sehr riskante Praktiken angewendet habe. So wurden Vermögenswerte zur Maximierung der Rendite mehrfach verliehen. Anders ist es auch nicht möglich, die von Celsius versprochenen Renditen von bis zu 17 Prozent erwirtschaften zu können.

Man hat das alles schon gesehen. Vor mehr als 20 Jahren haben hochbezahlte Analysten in Bezug auf Aktien vom Neuen Markt den Anlegern erklärt, dass die Ge­setze der Schwerkraft nicht mehr gelten. Sie galten aber doch. Nun geistern seit ei­niger Zeit völlig unrealistische Renditever­sprechen am Kryptomarkt herum. Zehn oder 20 Prozent in Zeiten von Null­ oder Minuszinsen sind nicht cool, sondern hochriskant wie Junk Bonds. Klar, Zinsen von null Prozent oder gar Negativzinsen an den traditionellen Finanzmärkten bei einer Inflation von sieben oder acht Pro­zent sind schlicht eine Unverschämtheit. Trotzdem gibt es die scheinbar hohen Zin­sen am Kryptomarkt auch nicht umsonst.

Yield Farming und Ähnliches sind zu­ nächst ein Marketinggag. Niedliche Wer­bebildchen von Gärtnerinnen, die Rendi­te-­Pflänzchen gießen, täuschen eine heile Welt vor, die es so leider nicht gibt. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: DeFi (dezentralisierte Finanzen) ist ein wichtiger Bereich und wird erheb­lich an Bedeutung gewinnen. Unrealis­tisch hohe Renditen, da hat SEC-Chef und Kryptokenner Gary Gensler recht, gibt es aber hier ebenfalls nicht ohne hohes Risi­ko. Denn die Welt wird am Kryptomarkt nicht neu erfunden, auch wenn dieser in den nächsten Jahren einer der wesentli­chen Innovationstreiber sein wird. Es gilt auch dort das ökonomische Grundgesetz: Hohe Renditen gibt es nur für den Preis eines hohen Risikos.