Der Bitcoin-Preis hat sich jüngst wieder einmal sehr volatil präsentiert. Nur ging es dabei anders als in den Vorjahren zumeist gewohnt nicht nach oben, sondern rasant nach unten. Auch an diesem Dienstag kam es wieder zu einer Abwärtswelle. Zuvor war es so, dass die Notiz, die am 12. April noch ein neues Allzeithoch von rund 65.000 Dollar erreicht hatte, anschließend um rund 50 Prozent abgestürzt war. An einigen Handelsplätzen ging es sogar noch etwas weiter bis auf 30.000 Dollar nach unten.

Investoren, die sich den nachfolgenden Bitcoin-Chart ansehen, könnten zu dem Schluss kommen, dass es sich bei den jüngsten Bewegungen schlicht und einfach um das gleiche Strichmuster wie bei einer gehypten Technologie- oder Biotech-Aktien handelt, wo nicht selten auf einen sehr starken Preisanstieg anschließend ein jäher Absturz folgt. Und wenn es nach dem ersten Chart geht, dann könnte die Notiz sogar noch einen weiteren langen Weg nach unten vor sich haben.



Der logarithmische Chart sieht weniger dramatisch aus


Wie die Analysten beim US-Finanzdienstleister CFRA Research erklären, ist bei Bitcoin die Ausgangslage insofern anders, als es auch früher schon heftige Rückschläge gab, es anschließend bisher aber jedes Mal trotzdem wieder gelang, neue Höchststände zu erklimmen.

Beim Blick auf dem Chart oben ist auch zu bedenken, dass dieser deshalb so Angst einflößend aussieht, weil es sich um ein einfaches lineares Preisdiagramm handelt. Dadurch erscheinen die jüngsten Bewegungen im Vergleich zur Vergangenheit einfach wegen der Tatsache größer, dass durch die vorherigen starken Anstiege die Dollar-Beträge größer geworden sind.

Schaut man sich dagegen die Bitcoin-Preisentwicklung wie im nachfolgenden zweiten Chart mit Hilfe einer logarithmischen y-Achse an, dann erscheint der jüngste Rückgang in einen anderen Kontext, denn hier wird die Bewegung proportional zur prozentualen Veränderung dargestellt. Im Übrigen war es beispielsweise im Jahr 2017 so, dass Bitcoin gleich mehrere 30-40-prozentige Korrekturen erlebte, was den Preis aber nicht davon abhielt, letztlich um das 25-fache zu steigen.



Preisverhalten nicht untypisch verglichen mit früheren Zyklen

Losgelöst davon ist laut den CFRA-Analysten auch noch eine ganz andere Sache zu beachten. Gemeint ist damit die Neigung des Bitcoin-Preises, sich in Vierjahres-Zyklen zu wiederholen. Das wiederum hat damit zu tun, dass die größte Kryptowährung eine Art "vorprogrammierte Geldpolitik" in ihrem Code eingebaut hat. Dabei erhalten die Miner von Bitcoins 50 Prozent weniger Bitcoins oder anders ausgedrückt, die Belohnung der Miner für erfolgreich geschürfte Blöcke halbiert sich. Das passiert in etwa alle vier Jahre. So bewegte sich ganz zu Beginn die Anzahl der geprägten Bitcoin bei 50 Münzen alle 10 Minuten. Ungefähr vier Jahre später wurde diese Zahl auf 25 Münzen alle 10 Minuten halbiert, weitere vier Jahre später dann auf 12,5. Die jüngste "Halbierung" fand im Mai 2020 statt, wobei die Menge nun bei 6,25 Münzen liegt, die etwa alle 10 Minuten erstellt werden.

Diese "Halbierungen" führten in den Vergangenheit jeweils anschließend zu einem schnellen Preisanstieg. Warum das so war, lässt sich mit dem Angebot und der Nachfrage erklären. Vor jedem Halbierungsereignis sind Angebot und Nachfrage zur jeweils gültigen Preisspanne ungefähr im Gleichgewicht. Das Halbierungsereignis erfolgt dann nicht schrittweise, sondern es handelt sich um einen sofortigen Schrittwechsel. Wenn also die Nachfrage konstant bleibt und das Angebot an Bitcoin vollkommen unelastisch ist, muss der Preis steigen. Der Preis tendiert dazu, immer schneller zu steigen, da der höhere Preis ein Momentum schafft und mehr Investoren und Händler anlockt. Jeder Vierjahres-Zyklus hat bisher zu einem rasanten Anstieg geführt, bei dem sich der Preis innerhalb weniger Wochen verdoppelt hat oder noch mehr gestiegen ist. Dies ist laut CFRA ein Grund, warum das jüngste Top bei 65.000 Dollar möglicherweise nicht das endgültige Top in diesem Zyklus war.

Vergleicht man nun mit Hilfe des dritten Charts unten den aktuellen Zyklus mit den beiden vorherigen Zyklen, dann zeigt sich, dass sich der aktuelle Zyklus in Bezug auf die Performance zunächst zwischen den beiden früheren Zyklen bewegte. Wobei der jüngste Rückgang aber dafür gesorgt hat, dass die Notiz jetzt in etwa auf dem Performance-Niveau der zweiten Halbierung (2016-2017) zu finden ist. Interessant ist laut CFRA auch, dass die beiden vorherigen Zyklen inmitten der übergeordneten größeren Bullenmarktzyklen jeweils Korrekturen von rund 40 Prozent hinnehmen mussten.



Indikatoren eröffnen die Chance auf einen Wiederanstieg


Die CFRA-Analysten erinnern trotz dieser Zusammenhänge daran, dass sich die Geschichte an den Finanzmärkten und damit auch bei Bitcoin nicht zwingend wiederholt. Aber die Historie reime sich erfahrungsgemäß oft, und die skizzierte Ausgangslage deute darauf hin, dass es immer noch eine gute Wahrscheinlichkeit gebe, dass sich Bitcoin nach wie vor in einem Bullenmarkt im Rahmen des aktuellen Zyklus befindet.

Dazu passe auch, dass man bei weiteren Marktuntersuchungen festgestellt habe, dass der jüngste Preisrückgang auch mit der Liquidierung Positionen zu tun hatte, die fremdfinanzierte Händlern und Spekulanten hätten liquidieren müssen. Dagegen sei gleichzeitig zu beobachten gewesen, dass langfristig orientierte Investoren weiterhin dabei sei Bitcoin zu akkumulieren.

Erst im Laufe der Zeit wird sich zeigen, ob diese Bestandsaufnahme richtig ist oder nicht, aber in der Zwischenzeit raten die CFRA-Analysten dazu, nach Möglichkeiten zu suchen, ein Bitcoin-Engagement aufzubauen, für den Fall, dass die Preise in Einklang mit den beiden früheren Zyklen bald doch wieder weiter steigen sollten.

Fazit: Historische Zusammenhänge wie die skizzierten sind nicht nur interessant, sondern können theoretisch auch Hinweise auf die weitere Entwicklung geben. Zu beachten ist aber, dass es bisher nur zwei vergleichbare Fälle und somit noch keinen ausreichend umfangreichen Erfahrungsschatz gibt. Auch ist es so, dass sich losgelöst von der Halbierungs-Thematik etwaige Regulierungsschritte durch staatliche Behörden bis auf weiteres bei Bitcoin ebenfalls als sehr wichtig für die Preisfindung erweisen dürften.