Bei dem Absturz vor 10 Tagen fiel der Bitcoin-Preis kurz unter die 200-Wochenlinie. Im 5-Jahreschart von Bitcoin unten kann man erkennen, dass diese Linie bisher die Untergrenze bildete und auch bei den drastischen Kursverlusten 2018 nicht unterschritten wurde. Bisher war der Ausflug unter die Linie nur kurzfristiger Natur, aktuell notiert der Preis wieder darüber. Diese langfristige Unterstützungslinie wird von vielen technischen Analysten stark beachtet. Allerdings dürfte die Aussagekraft von technischen Analysen derzeit eingeschränkt sein wegen der besonderen Umstände der Finanzmärkte, die auch stark auf den Kryptomarkt abstrahlen. Ein negativer Faktor könnte an Einfluss verlieren: Das Deleveraging, also die Enthebelung der Märkte durch die Ersetzung von Fremd- durch Eigenkapital und generell die Reduzierung des Anteils an Risiko-Assets. Dies gilt auch für die Termin- und Derivatemärkte mit ihren stark gehebelten Long-Positionen, die durch die Kurseinbrüche pulverisiert wurden. Auch auf dem Kryptomarkt gab es ein Deleveraging. Wir hatten ja schon mehrfach auf die großen Gefahren durch die Riesenhebel hingewiesen, mit denen auf Kryptobörsen wie BitMEX oder Binance spekuliert werden kann. Für die Stabilität der Kryptomärkte ist das eher ein Bärendienst. Denn starke Kurseinbrüche werden hier durch Kettenreaktionen wegen der Zwangsliquidation von Long-Positionen enorm verstärkt. Dieser Effekt wird nach dem Crash zunächst aber nicht mehr so große Bedeutung haben.

Kurzfristig dürfte die Entwicklung an den Kryptomärkten noch weiter von den Aktienbörsen beeinflusst werden. Leider ist zu befürchten, dass von diesen noch weitere Schocks kommen könnten. Entscheidend wird da sein, wie schnell der Exit vom weitgehenden wirtschaftlichen Stillstand gelingt. Der Newsflow von den Unternehmen wird in den nächsten Wochen und Monaten kaum positiv ausfallen. Von daher könnten die Auswirkungen auf die Aktienkurse - von Zwischenerholungen abgesehen - weiter negativ sein. Hilfreich ist da auch ein Blick auf die langfristige Entwicklung des Aktienmarktes ganz unten. Insbesondere ein Vergleich mit den beiden letzten Crashes zu Anfang der 00er-Jahre und im Zuge der Finanzkrise zeigt, dass der Kurssturz noch viel tiefer gehen könnte. Vergleicht man in der logarithmischen Darstellung des Charts die prozentualen Rückgänge in der Finanzkrise mit den aktuellen, könnte der DAX bis in den Bereich von 6.000 Punkten gehen. Auswirkungen wie nach dem Platzen der Tech-Blase könnten den DAX sogar bis in den Bereich von 4.000 Punkten schicken.

Wie der Bitcoin auf weitere Kursrückgänge reagieren würde, ist schwer zu sagen. Erste Anzeichen für eine Abkoppelung des Bitcoins zeigten sich in der vergangenen Woche. Die Einbrüche an den traditionellen Finanzmärkten hatten ja zunächst einmal dazu geführt, dass auch alle anderen Risiko-Assets stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Selbst Gold wurde kurzfristig darunter subsumiert. Das mag zwar von der Logik falsch sein. Man hat aber in Paniksituationen an den Finanzmärkten immer wieder gesehen, dass kurzfristig die Logik ausgeblendet wird. Der Bitcoin wurde aufgrund seiner sehr großen Kursschwankungen natürlich ebenfalls als sehr riskant eingestuft und damit abgestraft. Dabei wird gerade durch die aktuellen Entwicklungen der Bitcoin eine echte Alternative für weitsichtige Anleger. Denn die enormen Summen zur Unterstützung von Wirtschaft und Gesellschaft, die weltweit zur Bekämpfung der Coronakrise benötigt werden, verheißen für die Geldwertstabilität nichts Gutes. Der nicht inflationierbare Bitcoin könnte dann endgültig seinen Ruf als härtestes Geld der Welt etablieren.