Bis 14:30 sahen die meisten Anlegerdepots ein moderates Plus von beinah einem Prozent und dann kam der grausige Absturz. Als hätte man die Uhr danach stellen können, waren alle großen Indizes zum US-Börsenstart dick im Minus. Doch was sollten Anleger jetzt tun? Von Johann Werther

Der Grund für den gestrigen Crash findet sich wieder mal in den veröffentlichten Inflationsdaten, welche alles andere als gut ausfielen. So fiel der DAX gestern um 1,6 Prozent, der S&P 500 um 4,3 Prozent und der Nasdaq-Index sogar über 5,2 Prozent. Doch welche Zahlen rechtfertigten einen solchen Abverkauf?

Während die Inflation bei einer Rate von 8,1 erwartet wurde, fiel sie tatsächlich mit 8,3 Prozent deutlich höher aus. Doch dies war nicht das schlimmste Signal für den Markt, sondern die Kernrate der Inflation, also ohne Energie und Nahrungsmittel. Hier lagen die Zahlen noch im Juli bei 5,9 Prozent und stiegen nun auf satte 6,3 Prozent Teuerung.


Hintergründe zum Crash

Der eigentliche Hintergrund für den Abverkauf ist allerdings, dass nach diesen Zahlen ein Jumbo-Zinsschritt der FED von über einem Prozent erwartet werden dürfte. FED Chef Jerome Powell hatte die Märkte ja schon einmal in den letzten Wochen wegen seiner Rede zur Inflation in den Keller geschickt. Darin sagte er in der Quintessenz, dass es für die FED wichtiger sei Inflation zu bekämpfen, als die Wirtschaft am Laufen zu halten, was für ähnlich rote Zahlen sorgte wie gestern. Sollte die Inflation also auch nur auf diesem Niveau verharren, sind weitere starke Zinsanhebungen zu befürchten.

Was Anleger jetzt tun sollten

Für Anleger allerdings gibt es nur eines, was jetzt getan werden kann, nämlich jubeln. Egal, wie schwarz die Situation an der Börse ist, so hat es letztlich immer einen Vorteil für Anleger, wenn Kurse fallen, da dies exzellente Nachkaufmöglichkeiten sind. Zwar hat die Mentalität des Buy-the-Dip Lücken, doch wer zum Beispiel monatlich via Sparplan investiert, nimmt hier jede Verbilligung mit und darf sich über mehr Anteile zum selben Preis freuen.

Praktisch erkennbar wird dies, wenn man sich vor Augen führt, dass eine Microsoft tatsächlich auf demselben Stand wie vor einem Jahr steht und somit noch mal vergleichsweise günstig mit einem KGV von unter 30 eingekauft werden kann.

Anleger sollten also nicht den Minusständen im Depot nachweinen, sondern aktiv die Watchlist und die eigenen Positionen durchgehen, um zu schauen, wo hier verbilligt oder endlich gekauft werden kann. Denn eines ist sicher: Jede Krise hat ein Ende und das Depot in zwei oder drei Jahren wird dankend auf die Käufe von heute zurückblicken