Der Autobauer BMW stellt sich angesichts aufziehender Konjunkturprobleme auf schwierigeres Fahrwasser ein. Bei den angepeilten Pkw-Verkaufszahlen 2022 werden die Münchener etwas vorsichtiger und rechnen mit einem leichten Rückgang der weltweiten Auslieferungen. Die Münchener rechnen 2022 nun mit einem Autoabsatz "leicht unter" dem Vorjahresniveau von 2,5 Millionen Autos.

Zwar behält das Management um Chef Oliver Zipse den Ausblick bei der für Investoren wichtigen operativen Gewinnmarge im Kerngeschäft bei. Allerdings hatten Analysten hier bisher mit dem oberen Ende der Zielsetzungen gerechnet. Denn derzeit liefert die für Autohersteller günstige Preisentwicklung und die Verlagerung auf teurere Fahrzeuge noch ordentlich Rückenwind, weswegen es im zweiten Quartal auch besser lief als von Experten gedacht.

Gewinn höher als gedacht


Im zweiten Quartal erwirtschaftete BMW mehr Gewinn als von Experten erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Konzern lag mit 3,43 Milliarden Euro zwar um knapp ein Drittel unter dem Vorjahreswert. Allerdings hatte BMW vor einem Jahr von der Auflösung von Kartellrückstellungen in Höhe von einer Milliarde Euro profitiert, zudem kamen im abgelaufenen Quartal milliardenschwere Sonderkosten für die Mehrheitsübernahme des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance Automotive (BBA) hinzu. Diese bezifferte der Konzern auf 1,1 Milliarden Euro.

Die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern im Autogeschäft betrug 8,2 Prozent nach 15,8 Prozent vor einem Jahr. Ohne Konsolidierungseffekte hätte sie in den Monaten April bis Juni bei 12 Prozent gelegen.

Der Konzernumsatz wuchs im zweiten Quartal trotz des Rückgangs bei den Auto-Auslieferungen. Er legte vor allem dank des Zukaufs in China im Jahresvergleich um 21,6 Prozent auf fast 34,8 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich lag der Konzernüberschuss bei 3,05 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren es 4,79 Milliarden gewesen.

Einschätzungen zur BMW-Aktie


Angesichts der Zurückhaltung von BMW beim Jahresausblick haben viele Anleger am Mittwoch die BMW-Aktie verkauft. Mit einem Abschlag von zeitweise über sechs Prozent auf 76,09 Euro enttäuschen die Papiere im deutschen Leitindex DAX als Schlusslicht unter den Tagesperformern.

Seit dem Kurseinbruch nach Beginn des Russland-Ukraine-Krieges bewegen sich die BMW-Aktien in einer Spanne zwischen 70 und 85 Euro (siehe Chart). Im Juli hatten sie sich mit dem steigenden Gesamtmarkt noch deutlich erholt.

Analysten reagierten zurückhaltend. Die Investmentbank Stifel etwa hält den Ausblick der Münchner für enttäuschend. Die Analystenkonferenz müsse zeigen, wie konservativ man hier geplant habe. Analyst Daniel Schwarz beließ die Einstufung für BMW auf "Hold" mit einem Kursziel von 116 Euro.

Die Schweizer Großbank UBS ist deutlich zurückhaltender und hat für BMW ein Kursziel von 81 Euro ausgegeben. Das Votum nach den Quartalszahlen bleibt auf "Neutral".

BÖRSE ONLINE hatte die BMW-Aktie mit einem Kursziel von 95 Euro zum Kauf empfohlen. mmr mit dpa