Der Umsatz brach um 24 Prozent auf 58,2 Milliarden Dollar ein. Eine neue Hiobsbotschaft gibt es für die Boeing 777X. Die ersten Maschinen der größeren Version des Langstrecken-Flugzeugs 777 sollen nun erst Ende 2023 ausgeliefert werden, ein Jahr später als zuletzt geplant. Es ist bereits die dritte Verschiebung. Der Grund dafür sind verschärfte Anforderungen der Zulassungsbehörden, die nach der Absturzserie mit der Boeing 737 MAX genauer hinschauen, wie Boeing-Chef Dave Calhoun einräumte. Die Verzögerung kostet den Flugzeugriesen 6,5 Milliarden Dollar.

Wenigstens darf die Boeing 737 MAX wie erwartet bald auch in Europa wieder fliegen. Nach den USA, Brasilien und Kanada gab auch die EU-Luftsicherheitsbehörde EASA grünes Licht für den Flugzeugtyp, der vor knapp zwei Jahren nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogen worden war. Bevor die 737 MAX tatsächlich wieder zu Passagierflügen abheben darf, müssen allerdings noch die Piloten geschult werden, erklärte die EASA in Köln. Das könne - auch wegen der Corona-Pandemie - noch einige Zeit dauern. Die Wiederzulassung in Großbritannien folgte auf dem Fuße; dort nutzt nur TUI den Flugzeugtyp.

Außerhalb Europas haben bereits fünf Fluggesellschaften die 737 MAX seit Ende Dezember wieder in Betrieb genommen - Boeing zufolge ohne Probleme. 40 neue Maschinen des Typs seien bereits wieder ausgeliefert worden, davon 13, die auf Halde standen. Boeing wartet noch auf die Auslieferung von 450 fabrikneuen 737 MAX an die Kunden.

"Wir haben jegliches Vertrauen, dass das Flugzeug sicher ist, was die Voraussetzung für unsere Genehmigung ist", sagte EASA-Chef Patrick Ky. "Wir haben schwierige Fragen gestellt, bis wir Antworten bekommen haben, und Lösungen eingefordert, die unsere Sicherheitsanforderungen erfüllten." Die Zulassung sei aber nur "ein Meilenstein auf einem langen Weg". Als Ursache der beiden Abstürze war eine Software (MCAS) ausgemacht worden, die den Piloten die Steuerung erleichtern sollte. Wenn ein Sensor ausfiel, drückte das System aber die Nase des Flugzeugs nach unten, bis die Piloten die Kontrolle verloren.

Wegen des 20 Monate währenden Auslieferungsstopps für die 737 MAX war Boeing deutlich hinter Airbus zurückgefallen. Die Corona-Pandemie, in der Fluggesellschaften weltweit um ihr Überleben kämpfen, kam hinzu. "2020 war ein Jahr tiefgreifender gesellschaftlicher globaler Erschütterungen, die unsere Branche stark eingeschränkt haben", erklärte Calhoun. Das Geschäft mit der Rüstung und der Raumfahrt sowie Dienstleistungen habe den Einbruch bei Passagierflugzeugen abgefedert. Vor allem Langstreckenmaschinen wie die Boeing 787 verkaufen sich derzeit schlecht, weil die Passagiere lange Flüge scheuen.

Im vierten Quartal reduzierte Boeing den Umsatzrückgang auf 15 Prozent, verbuchte aber wegen der Sonderbelastungen für die 777X und die Beilegung eines Betrugsvorwurfs im Zusammenhang mit der 737 MAX einen Nettoverlust von 8,44 Milliarden Dollar. Das drückte die Aktie in New York um 2,6 Prozent auf 197 Dollar.

rtr