Der Aktienhandel läuft inzwischen komplett über Rechner. Der BÖRSE ONLINE Test zeigt, welche Börsen deutsche Anleger dabei am positivsten beurteilen.

Ein kleiner Wald aus Topfpflanzen, dahinter Schreibtische mit je einem halben Dutzend Bildschirmen darüber. Still tippen zwei Mitarbeiter der Vormittagsschicht in ihre Tastaturen. Pro Quartal jagen zwölf Millionen Aktien- oder ETF-Transaktionen durch die Rechner. Keine Broker, die Kurse ausrufen, keine Banker, die mit den Händen gestikulieren. „Der Handel läuft voll digital. Viele Börsensäle, wie sie das Fernsehen zeigt, sind eigentlich Attrappen“, sagt Ulrich Kirstein von der Bayerischen Börse. Anfang des Jahres ist seine Firma in die Altbauräumlichkeiten der früheren „Hopfenpost“ am Münchner Hauptbahnhof gezogen. 

Postämter mit Schalterbeamten gibt es nicht mehr, auch kein Börsenparkett mit Händlern und Bankern. Stattdessen die Stille der Daten in den Computern. Praktisch alle deutschen Umschlagplätze für Wertpapiere schaffen im digitalen Raum einen Großteil ihrer Geschäfte. 

Anleger, die über einen der vielen Onlinebroker handeln, kennen Handelsplattformen von Käufen oder Verkäufen. Broker wie Trade Republic bieten ihren Handel nur über eine einzige wie die Lang & Schwarz (LS) Exchange an der Hamburger Börse an. Andere gleich über mehrere: Tradegate, Xetra und Co. Sie verlangen unterschiedliche Gebühren. 

Die Grenzen in der Geldwelt verschwimmen. Eine Börsenplattform wie Tradegate bietet über tradegate.direct mittlerweile auch den Brokerhandel für Endkunden an. Vormalig reine Onlinebroker wie Scalable Capital versuchen umgekehrt, in den Börsenmarkt einzudringen. Mit der Börse Hannover hat er den European Investor Exchange gegründet. Die einst analoge Börse Frankfurt wickelt über ihre große Schwester Xetra mittlerweile ein Vielfaches an Trades ab. Ebenso die Börse München über die firmeneigene Gettex oder die Börse Stuttgart über Euwax. 

Der Markt wird unübersichtlicher. Wo handeln Anleger am günstigsten, schnellsten? Welche Plattform sollten sie bevorzugen, wenn sie ihnen ihr Broker für einen Deal vorschlägt? Antworten sind im intransparenten Markt nicht leicht zu finden. Die Erfahrungen anderer könnten hilfreich sein. 

Zusammen mit dem Analysehaus SWI Finance hat BÖRSE ONLINE zum ersten Mal einen Test deutscher Börsen angeschoben. Die Meinung anderer Anleger ist der Maßstab: Welche schätzen aktive Nutzer in Internetbeiträgen besonders positiv ein? Als „Fairste Börse“ geht aus diesem Ranking hervor: Tradegate, vor den „Top“ platzierten Börse Frankfurt, Xetra, Gettex, LS Exchange, Euwax und Börse Stuttgart.

Fairste Börse BÖRSE ONLINE

So wurde getestet

Um Transparenz in die deutsche Börsenlandschaft zu bringen, hat BÖRSE ONLINE zusammen mit dem Sozialwissenschaftlichen Institut (SWI) in Hamburg eine umfassende Meinungsanalyse der Nutzer zu zwölf Wertpapier-Handelsplattformen angeschoben. Im Rahmen dieser Social-Listening-Analyse wurden über 100 Millionen Onlinequellen (Social-Media-Plattformen, Blogs, Bewertungsportale) in der Zeitspanne vom 1. September 2023 bis 31. August 2025 durchsucht. Berücksichtigt wurden sowohl Präsenzbörsen als auch elektronische Plattformen mit dem eigenständigen Status als Handelsplatz. 

Im ersten Schritt erfolgte die Datenerhebung, das sogenannte Crawling, mit dem Ziel der Erfassung sämtlicher Texte, die relevante Suchbegriffe für die Erhebung enthalten. Berücksichtigung fanden dabei frei zugängliche Internetquellen. Inhalte, die hinter Bezahlschranken oder in geschützten Bereichen liegen, wurden in die Analyse nicht einbezogen. Ebenso fokussierte die Suche allein auf deutschsprachige Web-Beiträge. Analyse der Internet-Fundstücke: Innerhalb des Analysezeitraums erfolgte die systematische Auswertung von insgesamt rund 30 000 relevanten Beiträgen zu den einzelnen Anbietern aus den durchsuchten Onlinequellen. Unternehmenseigene Beiträge, die über firmeneigene Social-Media-Kanäle veröffentlicht wurden, fanden dabei keine Berücksichtigung. 

Interpretation: Die Texte wurden sowohl auf ihre Tonalität (positiv/negativ) als auch ihre Reichweite im Netz analysiert. Das Gesamtergebnis setzte sich schließlich aus den Werten der beiden Unterbereiche zusammen (90 Prozent Gewichtung für die Tonalität, zehn Prozent für die Reichweite). Der Handelsplatz beziehungsweise die Börse mit dem jeweils höchsten Wert erhielt 100 Punkte und damit die bestmögliche Bewertung „Fairste Börse“. Die übrigen Anbieter wurden gemäß ihrem Ergebnis zwischen 100,0 und 0,0 Punkten eingeordnet.

Punkteverteilung:

100 Pkt. = Fairste, > 85 Pkt. = Top,

> 75 Pkt. = Sehr gut, > 65 Pkt. = Gut

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Foto: Börsenmedien AG