Angetrieben von der Hoffnung auf eine kraftvolle Erholung der Weltwirtschaft hat der DAX erstmals in seiner Geschichte die Marke von 15 000 Punkten übersprungen. Am Dienstag kletterte er um 1,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 15 021 Punkten. Damit hat sich die beispiellose Rekordserie in der Woche vor Ostern fortgesetzt. Erst am 7. Januar hatte der Index erstmals die Marke von 14 000 überschritten.

Vor allem die Fortschritte bei den Corona-Impfungen in den USA und die billionenschweren Konjunkturprogramme des neuen US-Präsidenten Joe Biden gelten als Antreiber der jüngsten Rally, aber auch die kräftige Wirtschaftserholung in China. Nicht zuletzt nimmt auch der Euroraum konjunkturell wieder Fahrt auf. An der guten Stimmung konnte die Schieflage des US-Hedgefonds Archegos Capital nichts ändern, die zu Wochenbeginn für Turbulenzen und Kursverluste vor allem bei Bankaktien gesorgt hatte. Doch angesichts eher geringer Risiken für das Finanzsystem hat sich die Lage an dieser Front schnell wieder beruhigt.

"Die Rally wird zusätzlich angeschoben von Umschichtungen vieler Anleger", erläutert Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel. Diese Umschichtungen gingen zulasten der Corona-Gewinner vor allem aus dem Technologiebereich. Und sie gingen zugunsten zyklischer Titel, die vom globalen Aufschwung besonders profitieren. "Genau hier hat der DAX einen Schwerpunkt mit den Branchen Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugbau, Chemie oder auch Baustoffe sowie Logistik", sagt Mumm.

Dabei geht es um Bereiche, die in der Vergangenheit eher als strukturelles Problem des DAX eingestuft wurden. Dazu zählt insbesondere auch das Übergewicht bei Autobauern, die jetzt einen besonders deutlichen Kursschub verzeichneten. Hier wiederum zeigt sich, dass sich die massiven Investitionen in Elektroantriebe in den vergangenen Jahren allmählich auszahlen. Der Finanzsektor wiederum, allen voran die Deutsche Bank, profitiert von der Aussicht auf inflationsbedingt steigende Zinsen.

Stimmung hellt sich auf

Gerade die exportstarken deutschen Industriekonzerne setzen auf einen florierenden Welthandel. Das schlägt sich in den Exporterwartungen der deutschen Industrie nieder. Der entsprechende Index des Ifo-Instituts kletterte im März auf 24,9 (Vormonat: 11,9) Punkte, der höchste Wert seit Januar 2011.

Frühlingsgefühle transportiert auch der Ifo-Geschäftsklimaindex, der im März auf 96,6 (Vormonat: 92,7) Punkte geklettert ist - der höchste Wert seit Juni 2019. Die Stimmung bei den deutschen Unternehmen hat sich demnach im März trotz der dritten Corona-Welle überraschend stark aufgehellt - selbst im so stark gebeutelten Einzelhandel. "Die Erholung hält an, die Auftragsbücher bleiben gut gefüllt, und der Exportindustrie hilft eine ungebrochen starke Nachfrage aus dem Ausland", erläutert Union-Investment-Experte Jörg Zeuner.

Weitere Kursgewinne

Carsten Mumm, Chefvolkswirt von Donner & Reuschel, sieht bei 15 000 Punkten noch längst nicht das Ende des Aufwärtstrends. "Der DAX hat wegen des Schwerpunkts bei zyklischen Werten im internationalen Indexvergleich nach wie vor Aufholpotenzial. Nach einer möglichen Verschnaufpause bei 15 000 Punkten steht weiteren Kursgewinnen in den kommenden Monaten nichts im Weg. Denn der Aufschwung wird sich auch 2022 fortsetzen." Hier spielt insbesondere das US-Konjunkturpaket eine Rolle, von dem die deutsche Industrie besonders profitieren dürfte.

Mumm sieht als größtes Risiko derzeit einen harten Lockdown in Europa, der industrielle Lieferketten unterbrechen und die europäische Industrie durch Grenzschließungen von der boomenden Weltwirtschaft abschneiden könnte.