Mit oder ohne Einigung großer Förderstaaten auf ein Einfrieren der Produktion sei eine Trendwende zu erkennen, sagte Opec-Generalsekretär Abdullah El-Badri am Donnerstag auf einer Branchenkonferenz in Paris. Im dritten Quartal sei mit einer Beruhigung der Lage zu rechnen. Anfang 2017 werde der Markt in den positiven Bereich drehen. Ähnlich äußerte sich in Tokio der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), die Industriestaaten berät. Die Lage dürfte sich bis zum nächsten Jahr normalisieren, sagte IEA-Chef Fatih Birol. Voraussetzung dafür sei aber, dass es keinen größeren Abschwung der Weltwirtschaft gebe.

Es müsse lediglich das Problem des Überangebots gelöst werden, sagte Badri. Auf Maßnahmen dazu konnten sich zwar kürzlich die Vertreter der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) und anderer Förderländer bei einem Krisentreffen in Doha nicht einigen. IEA-Chef Birol rechnet aber dennoch mit einem Rückgang der Überversorgung. In den vergangenen beiden Jahren seien die Investitionen in dem Sektor um etwa zwei Fünftel zurückgeschraubt worden, vor allem in den USA, Kanada, Lateinamerika und Russland, sagte er. Die Folge sei, dass die Abhängigkeit der Welt vom Öl aus dem Nahen Osten steige, zumal der Iran nach dem Ende der Sanktionen auf den Markt zurückkehre.

"In diesem Jahr erwarten wir den stärksten Rückgang beim Angebot der Nicht-Opec-Produzenten seit 25 Jahren, um täglich fast 700.000 Barrel", sagte Birol. Gleichzeitig lege die Nachfrage aus Ländern wie Indien oder China zu. Zum Jahresende oder Anfang 2017 dürften Angebot und Nachfrage daher wieder in Einklang kommen.

Der Ölpreis ist binnen zwei Jahren von 115 Dollar je Barrel (159 Liter) auf zeitweise unter 30 Dollar eingebrochen. Der Grund ist ein massives Überangebot am Weltmarkt, weil vor allem Schiefergasproduzenten in den USA ihre Förderung deutlich ausgeweitet haben. Diese Unternehmen stecken nun in Schwierigkeiten. Zwar dürfte das derzeitige Preisniveau von ungefähr 45 Dollar Erleichterung für viele Ölkonzerne bringen, aber es dürfte immer noch viel zu niedrig sein, um profitabel Schiefergas und -öl zu fördern, sagte Birol.

Reuters