Seit Warren Buffett am 3. Mai seinen Rücktritt als CEO für Ende des Jahres ankündigte, ist der Mythos Berkshire sichtbar am Bröckeln. 12 % Kursverlust. Underperformance gegenüber dem S&P 500. Die einst unerschütterliche Value-Maschine wirkt plötzlich wie ein Tanker ohne Steuer.
Der Schock ist schwarz auf weiß im Quartalsbericht
Es wirkte wie eine Randnotiz, doch es war ein Donnerschlag: Am 3. Mai kündigte Warren Buffett seinen Rückzug als CEO von Berkshire Hathaway an – nach Jahrzehnten an der Spitze. Die Märkte zuckten kurz. Dann kam die Ernüchterung. Drei Monate später ist klar: Es geht nicht einfach nur um einen Personalwechsel. Es geht um das Ende einer Ära – und um eine Vertrauenskrise, die tief sitzt.
Die Fakten auf einen Blick:
Seit der Rücktrittsankündigung am 3. Mai verlor die Aktie über 12 % an Wert – und liegt hinter dem S&P 500.
Und er wird mit Zahlen untermauert:
📉 Betriebsergebnis im Q2: –4 %
→ 11,16 Mrd. USD oder rund 7.760 USD je A-Aktie
📉 Nettogewinn: Von 30,35 Mrd. auf 12,37 Mrd. USD gefallen
📉 Umsatz: –1 % auf 92,52 Mrd. USD
Der Rückgang beim Gewinn ist dramatisch – beeinflusst durch geringere Versicherungsprämien, niedrigere Kapitalerträge und die Turbulenzen bei Kraft Heinz.
Buffett selbst mahnt seit Jahren, kurzfristige Gewinne und Verluste bei noch gehaltenen Aktien nicht überzubewerten. Doch die Realität bleibt: Der Kurs fällt – und die Schlagzeilen sind verheerend.

Kraft Heinz: Vom Vorzeigedeal zum Problemfall
Der schlimmste Schlag kommt aus der Lebensmittel-Ecke:
3,76 Milliarden USD Abschreibung (nach Steuern) auf den 27,4 %igen Anteil an Kraft Heinz – das entspricht 5 Milliarden USD brutto.
Der Auslöser? Kraft Heinz kündigte an, strategische Alternativen zu prüfen – inklusive Aufspaltung. Zwei Berkshire-nahe Vorstände sind bereits gegangen. Intern knistert es.
Buffett räumte ein: Berkshire hatte Kraft Heinz über dem Marktwert in den Büchern, und selbst langfristige Pläne reichten nicht mehr aus, um die Bewertungslücke zu rechtfertigen.
Es ist bereits die zweite große Abschreibung – nach 3 Mrd. USD im Jahr 2019. Damals sagte Buffett offen: „Wir haben bei diesem Deal zu viel bezahlt.“ Diesmal ist der Grund ernster: Kraft Heinz selbst prüft eine Aufspaltung, das Vertrauen in die eigene Zukunft ist fragil.
Vorsicht statt Vision? Berkshire bleibt passiv
Was fast noch mehr verwundert als die schwachen Zahlen: Buffett kauft nicht.
Stattdessen hat Berkshire im elften Quartal in Folge mehr Aktien verkauft als gekauft – ein Muster, das Fragen aufwirft. Und die Antwort scheint zu lauten: Vorsicht.
Zwar liegt der Cashbestand bei beeindruckenden 344,1 Milliarden Dollar, doch zuletzt wurde auch dieser leicht reduziert. Für viele stellt sich nun die Frage:
Kommt da noch etwas? Ein letzter, großer Buffett-Trade, bevor der Vorhang fällt? Die Botschaft: Vorsicht statt Zuversicht. Berkshire signalisiert klar, dass es den aktuellen Markt als überbewertet betrachtet – oder zumindest als zu instabil. Und das in einer Phase, in der viele Anleger gerade von Berkshire Orientierung erwarten.
Und was macht Gates?
Auffällig still – aber umso klarer: Die Bill & Melinda Gates Stiftung hat ihre Beteiligung an Berkshire massiv reduziert.
Im letzten Quartal: 13 Prozent weniger Aktien – rund 2,5 Mio. Stück
Seit Quartal 2/2024: 30 Prozent der Position verkauft – 7,5 Mio. Aktien
Gesamtwert: über 7 Milliarden Dollar, die abgeflossen sind
Wer Buffett und Gates kennt, weiß: Diese Verkäufe sind nicht zufällig. Sie sind leise, aber lautstarke Signale.

Noch eine stille Gefahr: Occidental Petroleum
Neben Kraft Heinz hält Berkshire auch einen 28,1-prozentigen Anteil an Occidental Petroleum – mit einem Buchwert, der rund 5,3 Milliarden Dollar über dem Marktwert liegt.
Bisher sieht das Unternehmen keinen Abschreibungsbedarf. Aber bei weiterem Druck auf Ölpreise oder Regulierung könnte auch diese Beteiligung zum Risiko werden.
Buffetts Nachfolger, Greg Abel, soll ab 2026 übernehmen.
Doch bislang ist kaum etwas von ihm zu hören oder zu sehen. Kein Interview. Kein Ausblick. Kein Auftritt.
In einer Zeit, in der Unsicherheit herrscht, ist Abwesenheit keine Stärke.
Mehr als nur ein schwaches Quartal
Berkshire Hathaway war jahrzehntelang der sichere Hafen in unruhigen Börsenzeiten. Wer die Aktie im Depot hatte, hatte Buffett im Rücken – und damit Ruhe, Orientierung, Klarheit.
Jetzt aber scheint genau das zu fehlen.
Ein überteuertes Investment bei Kraft Heinz, ein passives Verhalten trotz riesiger Liquidität, ein CEO im Rückzug, ein Nachfolger ohne Präsenz, eine Gates-Stiftung auf dem Rückzug.
Und mittendrin ein Markt, der fragt:
Kommt da noch etwas – oder ist das der langsame, aber sichere Abschied von einer Legende?
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