Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) sprach sich bei RTL/ntv für eine verschärfte Maskenpflicht und weitere Zugangsbeschränkungen für Restaurants aus. Hamburg fordert nun auch von Geimpften und Genesenen einen zusätzlichen Test beim Besuch von Veranstaltungen.

Hintergrund sind die sprunghaft steigenden Corona-Neuinfektionen in Deutschland und anderen Staaten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch 58.912 neue Fälle. Das sind 18.869 mehr als am Mittwoch vor einer Woche, als 40.043 Positiv-Tests registriert wurden. Das RKI verweist aber immer noch darauf, dass die Zahlen wegen der Feiertage weniger aussagekräftig seien. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg deutlich auf 258,6 von 239,9 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 346 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.

Die Infektionszahlen liegen damit zwar noch deutlich unter denen anderer Länder. Aber Lauterbach rechnet für die nächsten Tage mit einem drastischen Anstieg auch in Deutschland. In Frankreich waren etwa am Dienstag 271.686 Neuinfektionen registriert worden, in Großbritannien 218.724. In den USA wurden Reuters-Berechnungen zufolge am Dienstag fast eine Million neue Corona-Fälle an einem Tag gemeldet. In Deutschland ist derzeit ein Anstieg besonders im Nordwesten zu beobachten. Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen mit 575,8 den höchsten Wert. Die Sieben-Tage-Inzidenz schnellt aber auch in Schleswig-Holstein mit nun 352,8 nach oben. Das Land hatte über Monate die niedrigste Inzidenz ausgewiesen. In beiden Ländern ist die Impfquote überdurchschnittlich hoch.

GESUNDHEITS- UND KULTUSMINISTER BERATEN


Am Mittwoch wollen die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern über zusätzliche Maßnahmen beraten. Dabei geht es nach Angaben aus Teilnehmerkreisen vor allem um die Frage, ob die Quarantäne für vollständig Geimpfte, die dennoch infiziert sind, reduziert wird. "Die Verkürzung basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen", betonte Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Studien zeigten, dass die Phase, in der sich das Virus im Körper ausbreite und die Phase, in der ein Mensch ansteckend sei, bei Omikron viel kürzer sei. "Wir können also bis zu einem gewissen Grad die Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu gehen", sagte der SPD-Politiker zu RND. Die Verkürzung müsse auch darauf ausgerichtet sein, dass "bestimmte Bereiche der kritischen Infrastruktur gefordert sein könnten - insbesondere Krankenhäuser, Altenpflege sowie Polizei, Feuerwehr und die Versorgung mit Wasser und Elektrizität". Auch die Bereiche Schule und Reisen müssten bedacht werden.

Die Kultusminister beraten ebenfalls am Mittwoch über die Auswirkungen von Corona auf die Schulen. Mehrere Länder betonten jedoch, dass die Schulen unbedingt weiter geöffnet bleiben sollen. Etliche Kultusbehörden haben aber die Präsenzpflicht für Schülerinnen und Schüler ausgesetzt.

DEBATTE UM IMPFZIELE


Die Impfkampagne nahm im neuen Jahr wieder etwas an Fahrt auf. Am Dienstag ließen sich nach Angaben des Robert Koch Instituts 610.730 Personen impfen. Davon waren 478.811 Auffrischungsimpfungen. 47.594 Personen ließen sich erstmals impfen. Die Zahl liegt aber noch weit unter der Marke, die nötig ist, um die von der Regierung angepeilten 30 Millionen Impfungen im Januar zu erreichen. Lauterbach steckte nun neue, abgespeckte Impfziele fest: "Nach der Modellierung des RKI sollte das Ziel sein, dass mehr als 80 Prozent der doppelt Geimpften auch geboostert sind, also rechnerisch 56 Prozent der Bevölkerung." Bisher war damit argumentiert worden, dass der volle Impfschutz für mehr als 75 Prozent der Gesamtbevölkerung wichtig sei, um die Pandemie eindämmen zu können. Die Zahlen ändern sich aber, wenn sich wesentlich mehr Personen anstecken und die Krankheitsverläufe bei einem Teilimpfschutz und Omikron milder sind.

rtr