Zwar müssten die Gefahren, die mit einer zu langen Phase zu niedriger Inflationsraten verbunden seien, ernst genommen werden, sagte er am Montag in Zürich beim Schweizer Institut für Auslandsforschung laut Redetext. "Aber ist das wirklich ein Grund, jetzt expansiver zu werden? Ich bin skeptisch." Das Risiko einer sich selbst verstärkenden Spirale aus fallenden Löhnen und Preisen sei sehr gering. "Diese Einschätzung wird von der überwiegenden Mehrheit des EZB-Rats geteilt."

Die EZB begann am Montag ihr über eine Billion Euro schweres Anleihen-Kaufprogramm. Die EZB und die nationalen Notenbanken wollen voraussichtlich bis September 2016 Wertpapiere im Volumen von rund 60 Milliarden Euro pro Monat kaufen. EZB-Präsident Mario Draghi will damit die Konjunktur im Währungsraum anschieben und die zuletzt gefährlich niedrige Inflation wieder in Richtung der Zielmarke von knapp unter zwei Prozent nach oben treiben. Die Bundesbank stand dem stets kritisch gegenüber.

Der Ankauf von Staatsanleihen im Euro-Raum sei kein Instrument wie jedes andere, sagte Weidmann. Zwar kaufe das Eurosystem aus EZB und nationalen Notenbanken die Papiere auf dem Markt. "Das ist nicht verboten. Aber immerhin wird das Euro-System mit den Käufen zum größten Gläubiger der Staaten, so dass die Verquickung von Geld- und Fiskalpolitik deutlich zunimmt."

Da die einzelnen Notenbanken nur Bonds ihrer Länder kauften, erhielten die Staaten die für die Papiere gezahlten Zinsen über die Notenbankgewinne letztlich wieder zurück, sagte Weidmann. "Das kann natürlich Gewöhnungseffekte auslösen." Die Folge könne sein, dass die Länder ihre Haushaltskonsolidierung auf die lange Bank schieben. Das wiederum könnte den Druck auf die Geldpolitik erhöhen, die Zinsen länger als nötig niedrig zu halten. Für die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik sei dies aber problematisch, warte der Bundesbankchef.

Reuters