Von der Saftkur bis zum Wachmacher: Celsius meldet Rekordumsätze, feiert eine gewagte Übernahme – und nimmt mit Vollgas Kurs auf neue Märkte.
Wer dachte, Celsius Holdings sei nach der 2024er-Durststrecke am Ende, dürfte nun umdenken. Der Hersteller funktionaler Energy-Drinks meldete gestern für das zweite Quartal 2025 ein Zahlenwerk, das selbst Optimisten überrascht haben dürfte.
in Umsatzplus von 84 Prozent auf 739,3 Millionen Dollar, ein Gewinn pro Aktie von 0,47 Dollar – fast doppelt so viel wie die an der Wall Street erwarteten 0,24 Dollar. Die Aktie explodierte daraufhin regelrecht und legte gestern um mehr als 20 Prozent zu. Celsius, der einstige Shootingstar der Getränkeindustrie, der 2024 mit einem Minus von in der Spitze 70 Prozent hart gelandet war, meldet sich damit eindrucksvoll zurück.
Alani Nu – der Milliardendeal, der die Bilanz beflügelt
Im Mittelpunkt des Rebounds steht ein Deal, der erst vor wenigen Monaten geschlossen wurde, jetzt aber schon zum Gamechanger wird: die Übernahme von Alani Nu – einer Lifestyle-Marke mit wachsender Fangemeinde und starker Präsenz im funktionalen Getränkeregal. Für 1,65 Milliarden Dollar sicherte sich Celsius Anfang April den Zugang zu einer zweiten starken Marke.
Die Integration scheint zu funktionieren: Allein Alani Nu steuerte 301,2 Millionen Dollar zum Quartalsumsatz bei. Das entspricht 89 Prozent des gesamten Umsatzanstiegs. Noch beeindruckender: Alani Nus Einzelhandelsumsätze legten im Vergleich zum Vorjahr um 129 Prozent zu – ein klares Zeichen, dass die Marke selbst im Portfolio von Celsius weiter Tempo aufnimmt.
Aber auch das Kerngeschäft lebt
Zwar steht Alani Nu im Rampenlicht. Doch auch Celsius’ eigenes Markenkonzept wächst wieder. Nach drei schwachen Quartalen schaffte die Ur-Marke im Q2 immerhin ein organisches Wachstum von 3 Prozent – ein erstes Lebenszeichen nach längerer Schwächephase. Angesichts der schwierigen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr ist das mehr als ein Achtungserfolg.
Der kombinierte Marktanteil im US-Einzelhandel stieg auf 17,3 Prozent, ein Plus von 1,8 Prozentpunkten. Auch international zündet die Expansion: In Großbritannien, Irland, Australien, Frankreich, den Niederlanden und Neuseeland legte Celsius um 27 Prozent zu – bei allerdings noch relativ kleinem Umsatzvolumen (24,8 Millionen Dollar).
Effizient, profitabel – und noch nicht am Limit
Nicht nur der Umsatz glänzt – auch bei den Margen überzeugt Celsius. Die Bruttomarge liegt bei 51,5 Prozent, leicht unter dem Vorjahr, aber immer noch auf hohem Niveau angesichts steigender Aluminiumpreise. Das bereinigte EBITDA überschritt die Marke von 200 Millionen Dollar, unterm Strich blieb ein Nettoergebnis von 99,6 Millionen Dollar.
Mit 615 Millionen Dollar an liquiden Mitteln ist Celsius auch finanziell robust aufgestellt – ein wichtiger Aspekt angesichts der geplanten globalen Expansion und neuer Produkteinführungen.
Analysten euphorisch, aber erste Mahner melden sich
Selten gelingt es einem Unternehmen, nach einem tiefen Absturz so überzeugend und so schnell zurückzukommen. Celsius hat es im zweiten Quartal geschafft, durch eine kluge Akquisition, eine wiederbelebte Kernmarke und starke Zahlen das Vertrauen des Marktes zurückzugewinnen. Der Ausblick bleibt ambitioniert: Expansion, Innovation, Marktanteilsgewinne.
Kein Wunder, dass der Markt reagiert: Celsius ist in der Spitze über 100 Prozent im laufenden Jahr gestiegen, Analysten empfehlen die Aktie mehrheitlich zum Kauf. Doch die Rallye hat auch ihren Preis. Mit dem Kurssprung nach den Zahlen ist Celsius auf einem neuen 12-Monatshoch bei knapp 54 Dollar angekommen. Erste Stimmen warnen vor einer „Pricing-to-Perfection“-Bewertung – insbesondere, wenn die Integration von Alani Nu oder die internationale Expansion ins Stocken geraten sollten.
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