Der Schreck über die Abwertung des chinesischen Yuan steckt den europäischen Anlegern immer noch in den Knochen. Außerdem schlugen enttäuschende europäische Konjunkturdaten auf die Stimmung. Daher gingen einige Investoren am Freitag auf Nummer sicher und verkauften Aktien. Der Dax büßte 0,3 Prozent auf 10.984 Punkte ein, der EuroStoxx50 verlor 0,6 Prozent auf 3496 Zähler.

"Das war ein ziemlicher Schock, was die Chinesen getan haben", sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black. "Es gab keine Vorwarnung. Während sich der Staub etwas legt, atmet der Markt durch."

Die People's Bank of China (PBoC) hatte zu Wochenbeginn die Kriterien zur Festlegung des Referenzwertes, den der Kurs des Yuan maximal zwei Prozent über- oder unterschreiten darf, geändert und damit eine Talfahrt der eigenen Währung eingeleitet. Dies nährte Spekulationen, dass es der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft schlechter gehe als gedacht und schürte Furcht vor einem Währungskrieg. Am Freitag zog die chinesische Währung leicht an. Ein Dollar kostete 6,3918 Yuan. Die Börse Shanghai setzte ihren Erholungskurs ebenfalls fort und gewann 0,3 Prozent.

Den europäischen Aktienanlegern vermieste dagegen die überraschende Abkühlung der heimischen Konjunktur die Kauflaune. Wegen der schwächelnder Geschäfte der französischen und italienischen Firmen wuchs die Wirtschaft der Euro-Zone nur noch um 0,3 Prozent, obwohl der Aufschwung in Deutschland an Fahrt gewann.

Auf Seite 2: GRIECHISCHE BÖRSE UNTER DRUCK - PREIS FÜR US-ÖL FÄLLT WEITER





GRIECHISCHE BÖRSE UNTER DRUCK - PREIS FÜR US-ÖL FÄLLT WEITER



Unterdessen rutschte der Athener Leitindex um 2,4 Prozent ab. Der griechische Bankenindex brach sogar um 6,7 Prozent ein. Die Zustimmung des Parlaments zu den Reformauflagen für weitere Finanzhilfen hellte die Stimmung kaum auf. "Die Situation bleibt vertrackt, da Deutschland keinen Schuldenschnitt, den IWF aber mit an Bord haben will, dieser allerdings einen solchen Schuldenschnitt fordert", sagte Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Anleger warteten nun auf das Votum der Finanzminister der Euro-Zone am Nachmittag. Vor diesem Hintergrund kostete der Euro mit 1,1156 Dollar ungefähr so viel wie am Vortag. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, stagnierte bei 154,83 Punkten.

Unterdessen fiel der Preis für die US-Ölsorte WTI um bis zu 2,1 Prozent auf ein Sechseinhalb-Jahres-Tief von 41,35 Dollar je Barrel (159 Liter). Grund hierfür war Börsianern zufolge die immer volleren Tanklager in den USA. Außerdem leidet der Markt seit längerem unter einer Ölschwemme.

Auf Seite 3: RUSSLAND-AFFÄRE DRÜCKT DEUTSCHE BANK





RUSSLAND-AFFÄRE DRÜCKT DEUTSCHE BANK



Bei den Unternehmen stand unter anderem die Deutsche Bank im Rampenlicht, deren Aktie 1,8 Prozent verlor. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge drohen dem Geldhaus wegen angeblicher Geldwäsche in Russland und Verstöße gegen US-Embargos gegen Iran und andere Länder Strafen in Höhe von insgesamt vier Milliarden Euro. Die Deutsche Bank wollte sich dazu nicht äußern. Finanzkreisen zufolge wurden für die Russland-Affäre bislang keinerlei Rückstellungen gebildet.

In Paris stiegen Ingenico dagegen um bis zu sechs Prozent auf ein Rekordhoch von 128,05 Euro. Der Spezialist für Online- und Handy-Bezahlsysteme steigt zum Monatswechsel in den MSCI-Weltindex auf. Der Wirecard -Konkurrent tauscht den Platz mit dem Stahlröhren-Produzenten Vallourec. Die Titel des Salzgitter -Rivalen waren mit 12,55 Euro zweitweise so billig wie zuletzt Anfang 2005.

Reuters