Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen mehr als doppelt so starken Einbruch erwartet, nachdem es im Januar/Februar ein Minus von 17,2 Prozent gegeben hatte. Die chinesischen Importe schrumpften im vergangenen Monat wegen der anziehenden Binnennachfrage nur noch um 0,9 Prozent, während Ökonomen hier einen Einbruch von 9,5 Prozent vorausgesagt hatten. Die Volksrepublik hatte die massiven Beschränkungen des öffentlichen Lebens wegen sinkender Infektionszahlen gelockert, zahlreiche Unternehmen haben ihren Betrieb wieder aufgenommen.

Bei Börsianern kamen die Daten des Exportweltmeisters gut an: Die asiatischen Aktienmärkte bauten ihre Gewinne aus. Experten geben aber längst keine Entwarnung. "Die über den Erwartungen liegenden Handelszahlen bedeuten nicht, dass die Zukunft rosig ist", sagte der Chefökonom des in Peking ansässigen Finanzhauses Zhonghai Shengrong Capital Management, Zhang Yi. Im laufenden zweiten Quartal dürften die chinesischen Exporte "mit hoher Wahrscheinlichkeit" um mindestens ein Fünftel einbrechen.

"GEGENWIND NIMMT ZU"


In Europa und den USA liegt die Wirtschaft wegen der Corona-Krise brach. Volkswirte sagen den beiden wichtigen chinesischen Exportkunden die schwersten Konjunktureinbrüche seit Jahrzehnten voraus, worunter auch die Unternehmen in der Volksrepublik leiden dürften. Die Zollbehörde mahnt deshalb zur Vorsicht. Chinas Handel habe im März zwar Anzeichen einer Erholung gezeigt, da sich die Inlandsnachfrage wieder normalisiert habe, sagte Sprecher Li Kuiwen. Die Schwierigkeiten im Außenhandel sollten dennoch nicht unterschätzt werden.

Peking versucht, nach wochenlangem Stillstand den Wirtschaftsmotor wieder zu starten. Doch Geschäftstätigkeit, Warenfluss und das tägliche Leben der Menschen sind nach wie vor stark eingeschränkt. Analysten rechnen damit, dass es noch Monate dauern könnte, bis sich die Wirtschaft wieder normalisiere - zumal sich das Virus inzwischen auf der ganzen Welt ausgebreitet hat. "Der Shutdown auf Chinas wichtigsten Exportmärkten bedeutet, dass sich der Exportrückgang in den kommenden Monaten noch weiter verstärken wird", sagte Julian Evans-Pritchard, leitender China-Ökonom bei Capital Economics. Dadurch werde "der Gegenwind für die Exporte zunehmen".

rtr