"Die Virusausbrüche in China haben zu enormen Schwierigkeiten in den Produktions- und Lieferketten geführt", sagte Chang Ran, leitender Analyst des Zhixin Investment Research Institute. "In der Zwischenzeit sind einige Länder in Südostasien von der Erholung zur Produktionsausweitung übergegangen und haben die chinesischen Exporte bis zu einem gewissen Grad ersetzt." Chinas Importe stagnierten im April binnen Jahresfrist.

Der Wirtschaft droht weiterer Gegenwind, weil die Millionenmetropolen Shanghai und Peking ihre bereits strengen Corona-Beschränkungen weiter verschärfen und damit für neuen Frust in der Bevölkerung sorgen. Chinas größte Stadt Shanghai will mit den Restriktionen bis Ende Mai Infektionen außerhalb der Quarantänezonen stoppen, wie mit der Sache vertraute Personen sagten. Obwohl es keine offizielle Ankündigung gab, erhielten Bewohner in mindestens vier der 16 Stadtbezirke am Wochenende Mitteilungen, dass sie ihre Häuser nicht mehr verlassen und keine Lieferungen mehr empfangen dürfen. "Geht nach Hause, geht nach Hause!", rief eine Frau am Sonntag über ein Megafon Menschen zu, die sich außerhalb ihrer Wohnungen vor den Apartmentblöcken in einem dieser Bezirke aufhielten.

Die Lockdowns in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bremsten auch den Welthandel und sorgten damit weiter für Sand im Getriebe der globalen Lieferketten. Dies bekommt auch die exportorientierte deutsche Wirtschaft zu spüren, die viele Vorprodukte aus China bezieht. "Bislang riegelt Peking bei auftretenden Neuinfektionen ganze Millionenstädte ab und legt damit Produktionsstätten und Transport-Infrastrukturen wie Häfen lahm, was auch den Nachschub für die deutsche Industrie behindert", sagte Commerzbank-Experte Marco Wagner jüngst zum überraschend starken Produktionseinbruch der deutschen Unternehmen um 3,9 Prozent.

rtr