Dem Gewinn konnte das aber zumindest bei den Premiummarken BMW und Mercedes-Benz wenig anhaben - anders als beim Massenhersteller Volkswagen. "BMW und Mercedes kompensieren einen großen Teil des verloren gegangenen Volumens mit einem besseren Produktmix und höheren Preisen", erklärten die Analysten von Stifel Research. "Auf der anderen Seite erwarten wir ein schwaches Quartal für VW." Im abgelaufenen Quartal soll die Chip-Krise außerdem ihren Höhepunkt erreicht haben, wenngleich sich die Versorgungslage nach Branchenmeinung nur langsam bessern werde, hieß in einer Analyse der Royal Bank of Canada.

VERLUST BEI DER KERNMARKE VW?


Dieses Mal eröffnet Volkswagen die Saison der Quartalsbilanzen am Donnerstag. Europas größter Autokonzern hat mit knapp zwei Millionen Fahrzeugen von Juli bis September fast ein Viertel weniger Neuwagen verkauft als im Vorjahresquartal. Das drückt den Konzernumsatz nach Analystenschätzung um zweieinhalb Prozent auf knapp 58 Milliarden Euro. Während der Konsens für die Hauptmarke Volkswagen bei mageren drei Prozent Rendite liegt, rechnen die Experten der Bank of America (BofA) ebenso wie Stifel bei der Marke mit einem Verlust. Am wenigsten Federn lassen musste die Konzerntochter Porsche, die zwar 15 Prozent an Absatz einbüßte, nach Prognosen aber mehr als 15 Prozent Gewinn vom Umsatz einfuhr. Spannend sei jetzt der Ausblick der Wolfsburger auf das vierte Quartal, und ob das Unternehmen davon ausgehe, dass der größte Engpass bei Halbleitern vorbei ist, hieß es von Stifel Research.

Daimler zieht am Freitag Bilanz. Die Pkw-Tochter Mercedes-Benz Cars hat mit einem Absatzminus von 30 Prozent auf 434.000 Fahrzeuge den heftigsten Schlag unter den Herstellern einstecken müssen. Die anhaltend robuste Nachfrage ermöglichte der Marke mit dem Stern aber, höhere Preise zu erzielen. Eine Cash-Cow ist dabei die Neuauflage der besonders profitablen Luxuslimousine Mercedes S-Klasse. Und schließlich dämpfte der anhaltende Sparkurs die Kosten, erklärten die Analysten von Barclays. Trotz eines leichten Umsatzrückgangs auf knapp 40 Milliarden Euro soll das Betriebsergebnis deshalb mit 3,4 Milliarden Euro den Vorjahreswert von drei Milliarden Euro übertreffen.

BMW kam besser als die deutschen Konkurrenten durch die Chip-Krise: mit einem Absatzrückgang um nur zwölf Prozent auf 593.000 Stück. Der Umsatz wird mit 24 Milliarden Euro rund sieben Prozent unter Vorjahr erwartet, der Betriebsgewinn soll weniger stark schrumpfen auf 1,8 Milliarden Euro. Die Münchener hatten ihre Renditeprognose für das Gesamtjahr im September angehoben auf 9,5 bis 10,5 Prozent von zuvor sieben bis neun Prozent und erklärt, die anhaltend positive Preiseffekte bei Neu- und Gebrauchtwagen glichen die negativen Absatzeffekte im Gesamtjahr mehr als aus. Details dazu folgen am 3. November.

VORSICHT - MAGNESIUM-MANGEL


Während die Chip-Krise allmählich abflauen soll, droht neues Ungemach durch fehlende Magnesium-Lieferungen aus China. Von dort stammen 85 Prozent des weltweit verbrauchten Magnesiums, das zum Legieren von Aluminium gebraucht wird. Ein Teil der Hersteller aus China muss auf Geheiß der Behörden bis Jahresende die Produktion zurückfahren, um Strom zu sparen und CO2-Emissionen zu senken. Aluminiumknappheit wäre ein weiterer Schlag für die Autoproduktion, warnten die BofA-Analysten. Da ist es gut, dass die deutschen Autobauer im ersten Halbjahr ein dickes Finanzpolster aufbauen konnten.

rtr