von Dirk Heß

Nur noch gut ein Drittel der befragten privaten und professionellen Marktteilnehmer (36,3 Prozent) glaubt daran, dass die Kurse europäischer Aktien in den kommenden drei Monaten steigen werden. Im Vorquartal ging dagegen noch fast jeder Zweite (47,2 Prozent) von steigenden Aktiennotierungen aus. Mittelfristig sind die Investoren allerdings weiterhin zuversichtlich: Deutlich mehr als die Hälfte (61,7 Prozent) geht davon aus, dass sich die Aktien in den nächsten zwölf Monaten wieder nach oben bewegen. Im ersten Quartal erwarteten dies noch gut zwei Drittel der Anleger (69,3 Prozent).

Diese Ergebnisse zeigen, dass die Finanzmarktteilnehmer - obwohl sie bereits vor dem Referendum zum Brexit befragt wurden - zumindest kurzfristig mit ihrem nachlassenden Aktien-Optimismus richtig lagen. Auf Sicht eines Jahres hingegen sehen die sie Aktien allerdings weiterhin als alternativlos an.

Bei den Rohstoffen sehen die Teilnehmer - wie auch schon im Vorquartal - weiterhin Aufwärtspotenzial. Für die kommenden drei Monate erwarten 58,4 Prozent steigende Goldpreise und rund die Hälfte (48,6 Prozent) glaubt an einen weiteren Preisanstieg beim Rohöl. Die Einschätzungen passen zu der Entwicklung an den Rohstoffmärkten: Die beiden meistgehandelten Rohstoffe, Öl und Gold, legten in der ersten Jahreshälfte deutlich zu. Während diese Tendenz bei Öl wohl unter anderem auf eine Verknappung des Angebots zurückzuführen ist, dürfte es bei Gold ganz andere Gründe dafür geben. So hat angesichts der Brexit-Debatte die Marktunsicherheit deutlich zugenommen, weswegen der Goldpreis als "Krisenwährung" wieder anstieg. Gold wird also nach wie vor von vielen als "sicherer Hafen" in stürmischen Börsenzeiten angesehen. Hinzu kommt eine immer noch expansive Geldpolitik der Notenbanken, die den Goldpreis weiterhin zumindest latent stützt.

Der Sicherheits-Aspekt spielt auch bei der aktuellen Entwicklung an den Zinsmärkten eine wichtige Rolle: Viele Investoren flüchteten aufgrund der zunehmenden Unsicherheit im Markt in risikoarme Zinsanlagen wie "sichere" Staatsanleihen. Infolgedessen sackten die ohnehin schon niedrigen Renditen dieser Anleihen teilweise noch weiter ab. Insgesamt sehen die befragten Finanzmarktteilnehmer das Zinsniveau in Europa mittelfristig jedoch wieder etwas optimistischer: Knapp ein Viertel (24,7 Prozent) glaubt an steigende Zinsen in den nächsten zwölf Monaten, im Vorquartal waren es nur 13,1 Prozent. Allerdings erwarten weiterhin rund zwei Drittel (67,8 Prozent) ein stagnierendes Zinsniveau innerhalb des nächsten Jahres - ähnlich wie in der Umfrage zuvor (70,0 Prozent).

Es erscheint allerdings fraglich, ob sich der gestiegene Zinsoptimismus als berechtigt erweisen wird: Wurde zu Jahresbeginn noch eine schrittweise Zinserhöhung durch die US-Notenbank erwartet, so deutet aktuell einiges darauf hin, dass Fed-Chefin Janet Yellen das ursprüngliche Ziel einer Normalisierung der Leitzinsen weiter in die Ferne schiebt.