Die Automobilindustrie produziert durch die Fertigung und durch Emissionen der Fahrzeuge mehr CO2 als die gesamte Europäische Union. Dies ergab eine Studie von Greenpeace aus dem Jahr 2019. Eine Firma, die dagegen vorgehen möchte, ist Clean Logistics. Das Technologie-Unternehmen aus Winsen in Niedersachsen baut herkömmliche dieselbetriebene Schwerlastzugmaschinen sowie Busse in emissionsfreie wasserstoffgetriebene Fahrzeuge um. Am 29. Juli 2021 wurde der erste ÖPNV-Bus mit Wasserstoffantrieb an die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft (UVG) ausgeliefert.

Beim Umrüsten der Fahrzeuge nutzt das Unternehmen eine Kombination aus Brennstoffzellen, nicht brennbaren Hochleistungsbatterien sowie Wasserstofftanks. Eine selbst entwickelte Betriebs- und Energiemanagementsoftware steuert dabei die Antriebselemente. Zurzeit werden die Fahrzeuge auf vier Umbauplätzen in Winsen, Niedersachsen umgerüstet. Durch den Umbau können zusätzliche CO2-Belastungen vermieden werden und Logistikunternehmen und Verkehrsverbünde können neue Fahrzeuge einsparen.

EU-Verordnung treibt Nachfrage


Die Nachfrage nach den wasserstoffgetriebenen Fahrzeugen ist laut eigenen Angaben enorm und kommt aus ganz Deutschland. Es gebe gewisse Hotspots bei den klassischen Logistikzentren. Im Bereich der Personenbusse sei Brandenburg an erster Stelle. Aufgrund der großen Nachfrage würde sich das Unternehmen zunächst auf Anfragen innerhalb von Deutschland beschränken. Grund für die große Nachfrage ist eine EU-Verordnung, wonach in Deutschland bereits in den nächsten vier Jahren knapp die Hälfte aller neu angeschafften Busse im Öffentlichen Nahverkehr emissionsarm betrieben werden müssen.

Dennoch steht Wasserstoff aufgrund des hohen Energieaufwands während der Produktion in der Kritik. Dabei entstehen unter Umständen Emissionen. Die Lösung sieht Clean Logistics-Chef Dirk Gaszt in der Nutzung regenerativer Energien.

Bei zu starken Winden müssten bereits heute Windkrafträder vom Netz genommen werden. Es entstünde überschüssiger Strom, der nicht ins Netz eingespeist werden könne, erklärt Gaszt gegenüber unserer Redaktion "Würde man diese in grünen Wasserstoff umwandeln und nutzen, entspräche das einer Fahrleistung von 13,9 Milliarden Kilometer pro Jahr mit einem wasserstoffbetrieben PKW. Wir stünden erst am Anfang der grünen Wasserstoffproduktion. Die Effizienz der Wasserstoffproduktion wird über die nächsten Jahre steigen und die Preise sinken", so Gaszt weiter.

60 Tankstellen für den Güterlastverkehr in Deutschland nötig


Auch der Tatsache, dass die Infrastruktur im Bereich Wasserstoff noch am Anfang steht und noch sehr wenig Wasserstofftankstellen in Deutschland bestehen, blickt der Chef von Clean Logistics gelassen entgegen: "Ein Netz von passenden Tankstellen für Deutschland und Europa aufzubauen, ist gar nicht so umfangreich, wie man erwarten würde. Um eine Flächendeckung für Deutschland zu erreichen, brauchen Sie ca. 60 Tankstellen für den Güterlastverkehr", betont Gaszt.

Einen großen Vorteil von Wasserstoff gegenüber Batterien sieht er in der Gewicht- und Platzersparnis beim Schwerlastverkehr. "Sie verlieren viel zu viel Transportkapazitäten, wenn sie bis zu zehn Tonnen Batterien zusätzlich permanent mit sich herumtragen müssen. Auch der kurze Betankungsvorgang gegenüber der Batterie spricht für Wasserstoff beim LKW", erklärt Gaszt.