Der Sommer 2019 geht in die nächste Runde. Vielerorts kletterte das Quecksilber zuletzt wieder deutlich über die 30-Grad-Marke. Neben Freibädern und Eisverkäufern zählt die Getränke­industrie zu den Profiteuren der Hitzewelle. Sei es das Mineralwasser am Arbeitsplatz, die eisgekühlte Cola zum Mittagstisch oder das frisch gezapfte Bier respektive der leckere Cocktail am Abend: Durstlöscher jeglicher Art haben Hochkonjunktur.

Ungeachtet der Wetterlage kann sich die Getränkeindustrie über einen Mangel an Arbeit nicht beschweren. Weltweit betrachtet, steigen die Umsätze stetig (siehe "Auf einen Blick"). "Getränkeunternehmen betreiben defensive Geschäftsmodelle mit wiederkehrenden Cashflows", sagt Richard Withagen, Analyst bei Kepler Cheuvreux. In einer aktuellen Branchenstudie verweist er zudem auf das gesteigerte Qualitäts- und Gesundheitsbewusstsein vieler Menschen. "Die Konsumenten trinken weniger, aber besser", so der Experte. Neben Premiumprodukten setze die Industrie verstärkt auf Biozutaten sowie Durstlöscher mit einem geringeren Alkoholgehalt. Trotz der positiven Einschätzung macht der Analyst keinen Hehl daraus, dass sich die Bewertung des Sektors deutlich über dem historischen Durchschnitt bewegt.

Qualität hat ihren Preis - das gilt auch für Coca-Cola. Der Branchenprimus zeigt für 2020 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22,6. Im Dow Jones Index finden sich nur vier Aktien mit einer höheren Kennziffer. Deutlich unter 20 bewegt sich das KGV von Coca-Cola European Partners (CCEP). Dieses börsennotierte Unternehmen ist 2016 aus dem Zusammenschluss westeuropäischer Coca-Cola-Abfüller entstanden. Der Großteil des Geschäfts entfällt auf die verschiedenen Getränkesorten der Kernmarke. Daneben vermarktet CCEP auch die bekannten Monster Energy Drinks, das Mineralwasser Vio oder die Säfte von Capri-Sun. Wie der Mutterkonzern - Coca-Cola hält 18,5 Prozent der Aktien - setzt das Unternehmen verstärkt auf zucker- und kalorienreduzierte Getränke.

Offenbar trifft CCEP damit den Geschmack der Konsumenten: Mit 11,5 Milliarden Euro lagen die Umsätze 2018 gut vier Prozent über dem Vorjahresniveau. Je Aktie verdiente das Unternehmen sogar knapp ein Drittel mehr als 2017. Auch im laufenden Jahr will das Management den Profit prozentual zweistellig erhöhen. Rund die Hälfte des Gewinns soll an die Aktionäre gehen. Dadurch bringt es CCEP momentan auf eine ordentliche Dividendenrendite von 2,5 Prozent.

Eine Verzinsung von mehr als drei Prozent zeigt die Vorzugsaktie von Mineralbrunnen Überkingen für das laufende Geschäftsjahr. Gerade hat der Small Cap die 2017er-Ausschüttung überwiesen. Das Unternehmen bietet den Branchenriesen mit Premium- und Kultmarken die Stirn. Zum Sortiment zählen etwa das Heilwasser der Hirschquelle, Säfte von Vaihinger sowie Afri Cola oder Bluna-Limonade.

Kleine Quelle, sprudelnde Gewinne


Die sommerlichen Temperaturen sprechen dafür, dass die Baden-Württemberger das obere Ende der für 2019 ausgegebenen Gewinnprognose erreichen. Bei einem Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich peilen die Verantwortlichen ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 21 bis 25 Millionen Euro an. Damit würde das Ebitda gegenüber dem Vorjahr um mehr als ein Fünftel ­steigen.

Während BÖRSE ONLINE an der Kauf­empfehlung für diesen Spezialwert festhält, stufen wir Carlsberg auf "Beobachten" herab. Vor Kurzem hat der viertgrößte Bierbrauer der Welt das im vergangenen Herbst gesteckte Kursziel von 120 Euro erreicht. Neben den traditionellen Bieren von Carlsberg und Tuborg setzen die Dänen erfolgreich auf den Craft-Bier-Boom. Bei den innovativen Gerstensäften steigerte das Unternehmen die Erlöse im ersten Quartal um 18 Prozent. Ein prozentual zweistelliges Wachstum verbuchte Carlsberg auch mit dem alkoholfreien Sortiment. Vor allem die starke Nachfrage aus Asien, dem größten Biermarkt der Welt (siehe Kasten "Auf einen Blick"), sorgte dafür, dass der Konzern als Ganzes die Umsätze in den ersten drei Monaten organisch um 6,5 Prozent steigern konnte. Gleichwohl erachten wir das Potenzial der Carlsberg-Aktie nach der jüngsten Rally für begrenzt. Anleger, die der Kauf­empfehlung von BÖRSE ONLINE gefolgt sind, sollten den Stoppkurs nachziehen (siehe Tabelle).

Ein Favorit aus dem Sektor bleibt Pernod Ricard. An lauen Sommerabenden auf dem Balkon, der Terrasse oder im Straßencafé werden die Markenprodukte des Konzerns gern konsumiert. Havana Club, Absolute Vodka und Ramazzotti zählen zum Spirituosenimperium aus Frankreich. Während die Umsätze in Europa und Amerika moderat steigen, wächst Pernod Ricard in Asien kräftig.

Dieser Eindruck dürfte sich bestätigen, wenn das Unternehmen Ende August die Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/19 (per 30. Juni) vorlegt. Nach neun Monaten hatte Konzernchef Alexandre Ricard die Ergebnisprognose erhöht. Gegenüber dem Anfang Juli erreichten Allzeithoch setzte das Branchenschwergewicht zuletzt etwas zurück. Insofern könnte der Zeitpunkt für den Einstieg - gerade wegen der für den Cocktailgenuss optimalen Wetterverhältnisse - günstig sein.

Auf einen Blick