Folgt mit etwas Verspätung jetzt die Commerzbank-Aktie den Aufwärtstrend der Deutschen- Bank-Aktie? Die heute vorgelegten Zahlen liefern ein zwiespältiges fundamentales Bild bei der zweitgrößten deutschen Privatbank. Im fünften Jahr des Konzernumbaus drücken die hohen Kosten dafür erneut auf die Ertragslage: Der Gewinn bricht um ein Viertel auf 644 Millionen Euro ein.

Dass die Börse dennoch positiv auf den Zwischenbericht reagierte, lag vor allem an den Fortschritten im operativen Geschäft - und dass die Renditeziele von Konzernchef Martin Zielke nun wieder etwas näher gerückt sind: Bis 2023 strebt die Bank eine Eigenkapitalrendite von vier Prozent an.

Doch genau das ist das Problem: Diese Messlatte ist wenig ambitioniert - und vor allem bietet sie im aktuellen Wettbewerbsumfeld mit Dauer-Niedrigzinsen und der Vielzahl neuer Online-Konkurrenten keine Basis für eine eigenständige Zukunft.

Dabei kann die stets auf Mittelstand und Privatkunden ausgerichtete Bank auf eine 150 Jahre lange Tradition zurückblicken: Am 26. Februar 1870 wurde sie in Hamburg gegründet. Sie hat den Börsencrash 1873 überstanden, die Bankenkrise 1931, die Finanzkrise 2008, von den beiden Weltkriegen ganz zu schweigen. Zweimal in ihrer Geschichte wurde sie vom Staat gerettet: 1932 und 2008. Heute ist der Staat noch immer mit rund 16 Prozent an der Commerzbank beteiligt.

Für das Geldhaus wäre ein Zusammenschluss mit einem anderen Bankpartner nach wie vor eine Zukunftslösung. Im vergangenen Jahr war eine Fusion mit der Deutschen Bank verhandelt, aber nach monatelangen Gesprächen wieder abgeblasen worden. Zu sehr waren beide Geldhäuser noch mit den eigenen Aufräumarbeiten beschäftigt. Vielleicht sollte der Faden über kurz oder lang wieder aufgenommen werden. Aber auch die Anbindung an einen anderen europäischen Bankpartner könnte durchaus zu einer tragfähigen Lösung führen.