Insgesamt kann Commerzbank-Vorstandschef Martin Blessing durchaus über Fortschritte bei der Neuausrichtung der zweitgrößten deutschen Bank berichten: Etwa beim Abbau des Risikoportfolios in der hauseigenen Bad Bank, das sich schneller als erwartet mittlerweile bereits auf knapp 90 Milliarden Euro halbiert hat. Die Bank profitiert davon, dass sich viele der Papiere besser verwerten ließen als erwartet.

Nach einer Befragung von Reuters rechnen Analysten im Schnitt mit einem Anstieg des 2014er Überschusses auf 584 (Vorjahr: 81) Millionen Euro. Das Vorsteuerergebnis hat sich demnach auf rund eine Milliarde Euro gegenüber dem Vorjahr mehr als vervierfacht (2013: 238 Millionen Euro). Der positive Ergebniseffekt rührt allerdings zum Teil daher, dass im Vorjahr noch hohe Kosten für die Restrukturierung des Privatkundengeschäfts angefallen sind: Fast 500 Millionen Euro haben so das 2013er Ergebnis belastet. Einen hohen operativen Ergebnisbeitrag lieferte im vergangenen Jahr wieder das Kerngeschäft Mittelstandsbank. Analysten rechnen hier mit 1,25 Milliarden Euro.

Auf Seite 2: Ärger mit den US-Aufsichtsbehörden



Vorstandschef Martin Blessing dürfte es durchaus entgegenkommen, dass es um die Commerzbank in den vergangenen Monaten ruhiger geworden ist. Die Deutsche Bank beherrscht mit ihrer Strategiediskussion die Nachrichtenlage unter Deutschlands Finanzkonzernen. Die Kritik am Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen nimmt zu. Hohe Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten prägen beinahe schon traditionell das Ergebnis des größten deutschen Geldhauses.

Doch ausgerechnet aus dieser Ecke bekommt nun auch die Commerzbank Gegenwind. Ärger droht der Bank aus einem Streit mit den US-Aufsichtsbehörden, es geht um den Vorwurf der Geldwäsche und des Verstoßes gegen Sanktionen. Ein Vergleich dürfte die Bank teuer zu stehen kommen, inzwischen ist eine Größenordnung von über einer Milliarde Dollar die Rede. Dafür muss die Bank wohl im vierten Quartal oder im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres weitere Rückstellungen bilden.

Auf Seite 3: Blessing muss an Sparkurs festhalten



Weit entfernt ist die Commerzbank auch von ihrer bis 2016 angestrebten Ziel-Eigenkapitalrendite von zehn Prozent. Zuletzt lag der Wert bei 5,7 Prozent. Vielleicht ist es für die Bank auch schon ein Fortschritt, wenn sich die Ertragslage nicht weiter eintrübt. Blessing kommt auch nicht daran vorbei, den eingeschlagenen Sparkurs fortzusetzen. Vergangene Woche kündigte der Vorstandschef den Abbau von fast 400 Stellen in der Finanzbuchhaltung an, nachdem es schon eine Verkleinerung des Vorstandes und Kürzungen in der zweiten Management-Ebene gegeben hat.

Auf Seite 4: Einschätzung der Redaktion



Einschätzung der Redaktion:

Trotz deutlicher Fortschritte etwa beim Abbau des Risikoportfolios und der Neuausrichtung des Privatkundengeschäfts wird das Niedrigzinsumfeld der Bank weiterhin zu schaffen machen. Die Ertragsperspektiven sind begrenzt, kurzfristig können die Rechtsstreitigkeiten in den USA zu weiteren Belastungen führen. Deutliche Kursfantasie könnte beispielsweise ein Ausstieg des Bundes über einen Verkauf an einen strategischen Investor entfachen, der sich jedoch nicht abzeichnet. Die Commerzbank-Aktie ist hochvolatil und nur risikoorientierten Anlegern zu empfehlen.

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