Noch vor Jahresfrist stand ein Verlust von 60 Millionen Euro in den Büchern. "Nach guten Fortschritten im dritten Quartal sind wir zuversichtlich, dass wir unsere wesentlichen Ziele für 2021 erreichen oder übertreffen werden", sagte Commerzbank-Chef Manfred Knof am Donnerstag. Jetzt soll trotz Umbaukosten auch im Gesamtjahr ein Nettogewinn erzielt werden.

Vor Veröffentlichung der Zahlen hatten Analysten für 2021 noch einen Nettoverlust von mehr als 100 Millionen Euro erwartet. Auch das operative Geschäft entwickele sich gut, sagte Knof. "Unsere Transformation ist im Plan."

An der Börse kam der verbesserte Ausblick gut an: Die Aktie kletterte zeitweise um sieben Prozent auf 6,90 Euro - den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Analysten äußerten sich positiv: "Unsere Meinung: Stark", resümierten die Experten der US-Bank JP Morgan.

Die Zahlen der Commerzbank sind ein weiterer Beleg dafür, dass die europäische Bankenbranche die Corona-Krise bislang gut gemeistert hat. Die noch im Vorjahr befürchteten massiven Kreditausfälle sind bislang ausgeblieben. Auch die europäischen Rivalen Societe Generale aus Frankreich und ING aus den Niederlanden übertrafen am Donnerstag mit ihren Quartalszahlen die Analystenerwartungen.

WENIGER BELASTUNG DURCH FAULE KREDITE


Die Commerzbank stellte für das Gesamtjahr neben einem Nettogewinn zudem Erträge über denen des Vorjahres und wie bisher ein positives operatives Ergebnis in Aussicht. Im dritten Quartal gingen allerdings die Erträge ohne Sondereffekte um 3,7 Prozent auf etwas mehr als zwei Milliarden Euro zurück. Zwar sank angesichts des anhaltend niedrigen Zinsumfelds der Zinsüberschuss um 8,5 Prozent, der Provisionsüberschuss nahm dagegen um 9,5 Prozent zu. Im Privatkundengeschäft in Deutschland legte das Zinsergebnis um über zwei Prozent zu. Dabei machte sich auch bemerkbar, dass die Commerzbank von Kunden inzwischen ab einem Guthaben von 50.000 Euro Strafzinsen verlangt.

Die Bank wies zudem deutlich weniger Belastungen durch faule Kredite aus: Die Risikovorsorge schrumpfte auf 22 Millionen Euro von 272 Millionen Euro vor Jahresfrist. "Die Geschäftsentwicklung im bisherigen Jahresverlauf stimmt uns optimistisch", sagte Knof. Noch im zweiten Quartal hatte das Institut rote Zahlen geschrieben. Grund waren Aufwendungen für den Konzernumbau sowie Abschreibungen wegen der gescheiterten Auslagerung der Wertpapierabwicklung an die britische Großbank HSBC.

Mit einer Rosskurs will Knof das Institut auf die Erfolgsspur bringen. Hunderte Filialen werden geschlossen, rund 10.000 Stellen - jede dritte in Deutschland - fallen weg. Dabei werden ganze Abteilungen geschlossen oder ausgelagert. Bereits mehr als die Hälfte des Stellenabbaus ist laut Commerzbank sozialverträglich geregelt worden. Ungemach droht der Bank allerdings durch die festgefahrenen Tarifverhandlungen für die Privatbanken: Die Gewerkschaft Verdi kündigte für den nächsten Mittwoch einen bundesweiten Streik bei der Commerzbank an.

Im Gesamtjahr peilt die Commerzbank operativ unverändert Kosten von rund 6,5 Milliarden Euro an. Dazu kommen Belastungen für eine Sonderabschreibung von 200 Millionen Euro im zweiten Quartalwegen des grescheiterten Outsourcing-Projekts. Die Bank hatte vor einigen Monaten ein wichtiges Auslagerungs-Projekt gekippt: die Wertpapierabwicklung soll nicht mehr wie geplant an eine Tochter der britischen Bank HSBC ausgelagert werden. Bei der Risikovorsorge werden für das Gesamtjahr jetzt weniger als 700 Millionen Euro erwartet.

Zum Verlauf des Konzernumbaus im kommenden Jahr, sagte Knof: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir einen weiteren erheblichen Fortschritt in der Restrukturierung machen werden."

rtr