Die chinesische Regierung meldete für Mittwoch fast 15.000 Neuinfektionen mit dem Erreger COVID-19, knapp zehn Mal so viele wie am Tag zuvor. "Allerdings sei der sprunghafte Anstieg in erster Linie auf eine Überarbeitung der bisherigen Diagnoseergebnisse zurückzuführen", sagte Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Bauer. "Nichtsdestotrotz befürchten nun viele Marktteilnehmer, dass man das Thema zu früh abgehakt hat und die makroökonomischen Auswirkungen der Krankheit doch stärker sein könnten als bisher vermutet."

ÖL UND KUPFER BILLIGER - "SICHERE HÄFEN" GEFRAGT


Diese Spekulationen spiegelten sich auch am Rohstoffmarkt wider. Das wichtige Industriemetall Kupfer verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 5746,50 Dollar je Tonne. Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee fiel um ein Prozent auf 55,24 Dollar je Barrel (159 Liter). Wegen der Coronavirus-Epidemie erwartet die Internationale Energieagentur für das laufende Quartal einen Rückgang der Ölnachfrage um 435.000 Barrel pro Tag. "Das ist der erste Quartalsrückgang seit mehr als einem Jahrzehnt."

Vor diesem Hintergrund flüchteten einige Anleger in "sichere Häfen". Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1572,66 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die Nachfrage nach den ebenfalls als sicher geltenden Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,414 Prozent.

Am Devisenmarkt kletterte die Schweizer Währung auf ein Dreieinhalb-Jahres-Hoch zum Euro. Dies bringe die Schweizer Nationalbank SNB in die Bredouille, warnte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. "Spekulanten dürften zunehmend Blut lecken und dazu verführt sein, den Willen der SNB zu testen, eine weitere Franken-Stärke zu begrenzen."

Auch mit Pfund Sterling deckten sich Investoren ein. Es stieg auf ein Zwei-Monats-Hoch von 1,1999 Euro. Der überraschende Rücktritt des britischen Finanzministers Sajid Javid schüre Spekulationen auf höhere Staatsausgaben, sagte Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley. Dadurch wäre eine Zinssenkung der Bank von England (BoE) zur Ankurbelung der Konjunktur weniger dringlich.

COMMERZBANK IM PLUS - BARCLAYS BANK UNTER DRUCK


Am deutschen Aktienmarkt stand die Commerzbank im Rampenlicht. Das Quartalsergebnis sei besser ausgefallen als erwartet, schrieb Analystin Martina Matouskova von der Investmentbank Jefferies. "Wenn man über die Abschreibungen und Einmaleffekte hinwegblickt, sieht es solide aus mit einer guten Kapitalposition." Commerzbank-Titel stiegen um bis zu 6,1 Prozent auf ein Sechseinhalb-Monats-Hoch von 6,26 Euro. In ihrem Windschatten notierten die Papiere der Deutschen Bank mit 10,04 Euro so hoch wie zuletzt vor eineinhalb Jahren.

Bei der Barclays Bank überschatteten Ermittlungen gegen den Chef Jes Staley wegen dessen Verbindungen zum verstorbenen US-Banker und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein die Geschäftszahlen des Geldhauses, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Der Vorsteuergewinn habe die Erwartungen übertroffen. Die Barclays-Aktien verloren dennoch 1,8 Prozent.

rtr