Über viele Jahre hinweg brachte das Geschäft steigende Umsätze und dicke Margen. Doch seit 2018 läuft der Motor nicht mehr rund. Verschärfter Datenschutz und ein neuer Safari-Browser, der Retargeting erschwert, behindern die Dienstleistung. Weil die operative Entwicklung schwächelte, crashte auch die Aktie. Gemessen am Hoch im April 2017 hat sich der Kurs gedrittelt. Die jüngsten Halbjahreszahlen deuten nun darauf hin, dass der Boden gefunden sein könnte. Die Umsätze gingen nur noch geringfügig nach unten, im Europageschäft gab es sogar leichte Steigerungen. Mit hohen Gewinnmargen und extrem stabiler Bilanz ist die Bewertung nun nicht mehr hoch.

Neue Produkte laufen gut


Firmengründer und Vorstandschef Jean-Baptiste Rudelle, der 2016 in den Verwaltungsrat gewechselt war, kehrte 2018 zurück auf den Chefposten, um die Talfahrt zu stoppen. In der Folge hat er das Geschäft neu aufgestellt. Das Know-how, zu wissen, wer etwas kauft, wurde in einer neuen Plattform umgesetzt, die etwa auch künstliche Intelligenz verwendet.

Grundsätzlich ist Werbung im Internet ein Wachstumsmarkt. Durch seine lange Erfahrung und Milliarden von Datensätzen hat Criteo ein breites Wissen über das Shopping-Verhalten der Konsumenten. Die Aufgabe von Criteo wird es nun sein, diese Lösung seinem großen Kundenstamm zugänglich zu machen. Und hier ist die Dynamik hoch. Der Bereich "Neue Lösungen" legte im zweiten Quartal um 60 Prozent zu und steuerte schon ein Zehntel der Erlöse bei. Irgendwann wird das Segment den Rückgang des klassischen Geschäfts ausgleichen können.

An der Börse wird Criteo im Moment mit 1,1 Milliarden Euro bewertet. In der Kasse im ersten Halbjahr lagen 422 Millionen Euro. Damit reduziert sich der Firmenwert auf weniger als 700 Millionen Euro. In den vergangenen vier Quartalen erwirtschaftete Criteo einen freien Cashflow von 120 Millionen Euro. Damit wird die Aktie mit einer Rendite für den freien Cashflow von mehr als 17 Prozent gehandelt. Das ist sehr preiswert und impliziert, dass das Unternehmen mindestens noch einmal ein Drittel seines Geschäfts verlieren wird. Ist das nicht der Fall, wird die Aktie deutlich zulegen.