Bis zum 16. Oktober hatte der Pariser Autosalon seine Pforten geöffnet. Wer glaubt, dass dies nur ein Heimspiel der französischen Hersteller ist, irrt. Die Messe steht in Sachen Aussteller, Weltpremieren und Besucher anderen großen Treffen der PS-Industrie in nichts nach.

Von "Autonomous" bis "E-Mobility" demonstrieren die Hersteller am Place de la Porte de Versailles, in unmittelbarer Nähe zum Eiffelturm, ihr Know-how. Vieles dreht sich um das Auto der Zukunft, und so präsentiert Daimler seine Studie EQ, die auf eine Reichweite von stolzen 500 Kilometern kommt. Da die Endverbraucher in Sachen Elektromobilität allerdings noch zögern, müssen die Brötchen weiter mit den Benzin oder Diesel schluckenden Pkw verdient werden. "Dem Elektroauto gehört zwar die Zukunft, allerdings nicht kurzfristig, sondern erst in der nächsten Dekade", prognostiziert Nord-LB-Analyst Frank Schwope.

Dass auch herkömmliche Antriebe viel Geld in die Kasse spülen, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. "BMW, Daimler und Volkswagen erzielten in den letzten zehn Jahren kumuliert knapp 200 Milliarden Euro operativen Gewinn", rechnet Experte Schwope vor. Auf Daimler entfiel dabei mit 75 Milliarden Euro der Löwenanteil. Die Stuttgarter möchten auch künftig die Bestverdiener sein. Konzernlenker Dieter Zetsche hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 der größte und profitabelste Autobauer der Welt zu werden. Möglich machen soll dies unter anderem eine beispiellose Modelloffensive der Schwaben bis 2021.

Allein im kommenden Jahr plant Daimler elf neue Karossen. Aktuell liegt die Marke mit dem Stern knapp hinter den Weißblauen aus München. Das zweite Halbjahr dürfte aber besonders gewinnträchtig ausfallen. Zwar ist die Ebit-Marge im Autogeschäft zum Stichtag 30. Juni aufgrund von Sondereffekten auf 6,3 Prozent eingebrochen, Daimler hält aber weiterhin daran fest, im Gesamtjahr die Rendite leicht zu steigern. Der Vergleichswert von 2015 liegt bei ambitionierten 9,8 Prozent.

Angesichts der guten Aussichten dürfte die Daimler-Aktie bald wieder Fahrt aufnehmen. Zumal der Titel auch noch günstig bewertet ist. Das KGV beträgt 7,7, die Dividendenrendite 5,0 Prozent. Aber nicht nur die Rendite ist höher als bei der Konkurrenz, auch zeigt sich der Konzern mit einer Ausschüttungsquote von knapp 45 Prozent am spendabelsten.





Beim Erzrivalen BMW geht dagegen nur jeder dritte Euro an die Anteilseigner zurück. Hinsichtlich Verzinsung dürfen sich aber auch BMW-Aktionäre mit 4,2 Prozent nicht beklagen. Darüber hinaus stehen bei den Bayern die Zeichen auf Wachstum. 2016 dürfte auf der Absatzseite das siebte Rekordjahr in Folge erreicht werden. Auch hinsichtlich Profitabilität führt an BMW derzeit nichts vorbei. Das Ziel einer Ebit-Marge von acht bis zehn Prozent in der Autosparte dürfte locker erreicht werden. Zum Halbjahr lag der Wert bei 9,5 Prozent. Damit BMW auch für die Zukunft gut gerüstet ist, setzt CEO Harald Krüger ebenfalls auf neue Modelle. So wird beispielsweise der in Paris vorgestellte Gelände-wagen X2 ab 2017 die Straßen erobern.

Neues, chancenreiches Duo



Eine neue Farbe in die Städte bringen soll auch der von Renault präsentierte Twingo GT, ein Cityflitzer mit 110 PS bei einem winzigen 0,9-Liter-Turbomotor. Klare Stärke zeigten die Franzosen zuletzt im operativen Geschäft. Nach etlichen schwachen Jahren legt der Konzern derzeit überproportional auf dem europäischen Automarkt zu. Der operative Profit stieg im ersten Halbjahr um satte 40 Prozent. Die Autosparte lieferte nicht nur das Gros der Gewinne, sie kam mit einem Plus von nahezu zwei Dritteln sogar richtig schnell voran. Die Pkw-Marge verbesserte sich dadurch von 3,2 Prozent im Vorjahr auf aktuell 4,7 Prozent. Mit Blick auf die operativen Verbesserungen sowie die günstige Bewertung - KGV von 5,9 und eine Dividendenrendite von 3,7 Prozent - zählt die Renault-Aktie zu unseren Topempfehlungen.

Neu in den Favoritenkreis aufgenommen haben wir Ferrari. Die Rennsportmarke feiert in diesem Jahr zwar bereits ihr 70. Jubiläum, an der Börse ist der Hersteller dagegen noch ein Jungspund. Dennoch hat die Aktie die Konkurrenz mit einem Plus von knapp neun Prozent in diesem Jahr hinter sich gelassen. Starkes Wachstum sowie eine hohe Profitabilität dürften den Titel weiter antreiben.

UBS-Analyst Michael Binetti rechnet damit, dass Ferrari die Zielsetzung für das operative Ergebnis in Höhe von einer Milliarde Euro und 9000 verkauften Fahrzeugen bereits 2018 und somit ein Jahr früher als geplant erreichen könnte. In Zeiten negativer Zinsen ein durchaus realistischer Gedanke, denn nicht nur jene Käufer mit Benzin in den Adern verfallen der Faszination der italienischen Schönheit, sondern auch immer mehr reiche Kundschaft mit einem Anlagenotstand. Mit dem LaFerrari Aperta für rund 2,4 Millionen Euro hat der Konzern derzeit genau die passende Antwort in Paris.