Die VW -Tochter Audi lag mit 1,87 Millionen verkauften Wagen dahinter; die Ingolstädter freuten sich angesichts der Absatzkrise dennoch über das Plus von 3,8 Prozent und über ein weiteres Rekordjahr. BMW veröffentlicht seine Zahlen später am Montag.

Daimler-Chef Zetsche sagte kurz vor Beginn der Automesse in Detroit, Mercedes-Benz habe sich mit zweistelligem Wachstum in China und Europa an die Spitze im Premiumsegment gesetzt. "Und wir machen weiter Tempo - mit neuen Technologien, Produkten und Dienstleistungen", ergänzte er. Die Marke mit dem Stern hatte 2005 den lange wie selbstverständlich gehaltenen Spitzenplatz im Oberklasse-Segment an BMW verloren. 2011 fielen die Schwaben hinter Audi auf Platz drei der weltweit größten Premiumanbieter zurück, auch wegen des sportlichen Designs der Marke mit den vier Ringen. Daimler-Chef Zetsche wollte die Premiumkrone bis 2020 zurückerobern. Nun feiert er den Absatzrekord in einer Zeit, in der nach Expertenmeinung für den Erfolg bald nicht mehr zählt, wer die meisten Autos losschlägt, sondern wer zusätzlich die meisten digitalen Dienste verkauft.

Die Wende für Mercedes-Benz begann mit der Erneuerung der gesamten Produktpalette ab 2012. Den entscheidenden Schub brachte unterdessen das Wachstum in China, wo die Schwaben vor allem durch die Neuausrichtung des Vertriebs den großen Abstand zu den viel erfolgreicheren Rivalen Audi und BMW stark verkürzten. In China, dem größten Pkw-Markt der Welt, sind traditionell die Ingolstädter im Oberklassesegment vorn. Im vergangenen Jahr legte Audi dort um 3,6 Prozent zu auf 591.554 verkaufte Fahrzeuge. Auch in den USA, wo der Dieselskandal im September 2015 aufgedeckt worden war, steigerte die Marke mit den vier Ringen den Absatz dank guter Geschäfte mit Geländewagen um vier Prozent.

Bei der Kernmarke Volkswagen schrumpften dagegen die Verkaufszahlen in den USA um 7,6 Prozent. Dank hoher Zuwächse in China - plus 14 Prozent auf drei Millionen Fahrzeuge - wuchs der weltweite Absatz der strauchelnden Kernmarke trotzdem um 2,8 Prozent auf fast sechs Millionen Wagen. Der Wolfsburger Konzern hatte Mitte November den Abbau von weltweit bis zu 30.000 Stellen angekündigt, um die renditeschwachen Hauptmarke VW fit zu machen. Allein an den deutschen VW-Standorten sollen 23.000 Mitarbeiter in den nächsten Jahren gehen. Zugleich sollen 9000 neue Jobs in der Elektromobilität entstehen, die in den nächsten Jahren massiv ausgebaut wird.

RADIKALER WANDEL



Daimler-Chef Zetsche, der seit zehn Jahren an der Spitze des Stuttgarter Autobauers steht, will sein Haus in seiner letzten Amtszeit bis Ende 2019 ebenfalls umkrempeln: vom Pkw-Hersteller hin zum Mobilitätsanbieter. Der jüngste digitale Innovationsschub führe in der Autoindustrie zum größten Strukturwandel des vergangenen Jahrhunderts, heißt es etwa in einer Analyse von der Landesbank Baden-Württemberg. Auch Unternehmensberater wie KPMG erwarten mit dem Trend zum vernetzten, selbstfahrenden Auto radikale Veränderungen, da immer mehr Menschen Autos nicht mehr besitzen, sondern nur noch nutzen wollten.

Deshalb werde nicht mehr die Zahl der verkauften Fahrzeuge das Maß aller Dinge sein, sondern die Profitabilität des Kunden, sagte KPMG-Autoexperte Dieter Becker. Künftig komme es darauf an, den Kunden im "digitalen Ökosystem" möglichst lange zu binden und mit neuen Dienstleistungen Geschäft zu machen, die sich aus gigantischen Datenmengen schöpfen lassen.

rtr