Beim Versuch zu beurteilen, ob eine Aktie kaufenswert ist oder nicht, bezeichnet die Commerzbank die Fundamentalanalyse als das wichtigste Werkzeug. Laut Definition handelt es sich dabei um eine Form der Aktienanalyse, die sich auf Firmenkennziffern wie Gewinn, Umsatz und Cashflow stützt, so die dortigen Analysten. Das Ziel dabei lautet, die Chance zu erhöhen, Aktien mit einer künftig positiven Kursentwicklung zu finden.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis einer Aktie gehört hierbei zu den bekanntesten Zahlen der Aktienbewertung. Dazu teilt man den Kurs einer Aktie durch den Unternehmensgewinn je Aktie. Das KGV gibt einen Hinweis darauf, wie viele Jahre ein Unternehmen benötigen würde, um beim aktuellen Aktienkurs und dem generierten Unternehmensgewinn seinen Börsenwert zu erreichen, erklärt die Commerzbank.

So einfach die Berechnung ist, so komplex ist jedoch die Rolle des KGVs bei der Aktienbewertung. Denn ein hohes KGV kann bedeuten, dass die jeweilige Aktie sehr gefragt ist und ihr Kurs deshalb hoch ausfällt. Dies kann ein Hinweis auf eine Überbewertung sein und möglicherweise ist dies ein Indikator für zukünftige Kursrückgänge. Eine weitere Möglichkeit ist jedoch auch, dass ein hohes KGV auf ein starkes Umsatz- bzw. Gewinnwachstums verweist. Anleger sind nämlich unter Umständen bereit, für ein schnell wachsendes Unternehmen eine Prämie zu zahlen, so die Commerzbank.

Ein niedriges KGV bedeutet, dass die Aktie im Verhältnis zum erzielten Unternehmensgewinn eine geringe Börsenbewertung hat. Im Idealfall deutet das auf eine Unterbewertung hin. Es kann aber auch sein, dass das KGV aufgrund von eingetrübten Gewinnaussichten oder aufgrund sonstiger Schwierigkeiten niedrig ist.

Grundsätzlich hilft das KGV bei der Beurteilung, ob eine Aktie niedrig oder hoch bewertet wird. Geht es danach, stehen laut unserer Datenbank beim Schreiben dieses Beitrags folgende Werte am besten da: Daimler hat das niedrigste KGV im DAX mit Blick auf die Schätzungen für das Jahr 2022, Porsche das niedrigste KGV im MDAX, Freenet steht im TecDax am besten da und Schaeffler liegt im SDAX vorne.

Für uns sind diese Ergebnisse der Startschuss, diese vier Aktien einem Anlage-Check zu unterziehen. Weil das KGV alleine aber nicht hinreichend aussagekräftig ist, werfen wir bei unseren Betrachtungen zu diesem Quartett auch einen Blick auf die Charttechnik sowie auf die allgemeine Aufstellung und die Strategie. Zudem verraten wir nachfolgend, wie die BÖRSE ONLINE-Redaktion über diese vier Titel denkt.

Schaeffler-Aktie



Im SDAX kann laut unserer Datenbank Schaeffler das niedrigste KGV aufweisen. Damit steht hier in Sachen KGV ein Unternehmen an der Bewertungsspitze, das sich als ein weltweit führender Automobil- und Industriezuliefererbezeichnet, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1883 zurückreichen. Im Jahr 2020 erwirtschaftete die familiengeführte Gruppe einen Umsatz von rund 12,6 Milliarden Euro.

Charttechnik: Die Kurshistorie bei diesem Wert besteht erst aus weniger als sechs Jahren. Denn an die Börse kam dieser Titel am 09. Oktober 2015. Der erste Handelskurs betrug damals 13,50 Euro, wobei der Ausgabepreis auf 12,50 Euro festgezurrt worden war. Bis zum 02. Dezember 2015 gelang ein Anstieg bis auf 17,10 Euro, wobei das bislang auch das Schlussrekordhoch war.

Anschließend ging es lange stetig nach unten. Das bisherige Schlussrekordtief stammt mit 4,61 Euro vom 19. März 2020. Davon hat sich die Notiz deutlich gelöst, wobei das diesjährige Jahreshoch 8,27 Euro beträgt. Allerdings sind die Kurse bis zum Dienstag dieser Woche wieder bis auf 7,08 Euro abgebröckelt, wodurch der vorherige mittelfristige Aufschwung schon wieder in Gefahr geraten ist. Insgesamt sieht das Chartbild mit einem nach wie vor intakten langfristigen Abwärtstrend aktuell noch nicht wirklich einladend aus.



Aufstellung/Strategie: Der Konzern hat sich Strategie-Ziele bis zum Jahr 2025 gesetzt. Als Leitmaxime fungiert dabei die Vision, der bevorzugte Automobil- und Industriezulieferer zu sein, der sich durch Innovation, Agilität und Effizienz auszeichnet.

Das Unternehmen reklamiert für sich einen hervorragenden Qualitätsstandard, eine Technologieführerschaft und eine hohe Innovationskraft (Mit mehr als 1.900 Patentanmeldungen belegte Schaeffler im Jahr 2020 laut DPMA (Deutsches Patent- und Markenamt) Platz zwei im Ranking der innovationsstärksten Unternehmen Deutschlands).

Als weitere Pluspunkte verweisen die Verantwortlichen auf einen diversifizierten Kundenstamm, der 10 Kundenbranchen bedient, ein marktführendes Produktangebot von Komponenten, Systemen bis hin zu Dienstleistungen sowie eine globale Präsenz mit 75 Werken und 20 F&E-Zentren.

Allerdings hatte die Gesellschaft in den Vorjahren auch immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Sonst wäre die Kursentwicklung sicherlich nicht so schlecht wie oben skizziert ausgefallen. Ob in dieser Hinsicht Besserung eintritt, hängt davon ab, wie viel die vorgenommenen Restrukturierungsmaßnahmen bringen und wie es allgemein in den beackerten Branchen weitergeht.

Bewertung: BÖRSE ONLINE taxiert den Gewinn je Aktie für 2022 auf 1,24 Euro. Daraus errechnet sich ein geschätztes KGV von 6,0, was wie erwähnt Platz eins im SDAX bringt. 2023 sollen dann sogar 1,39 Euro herausspringen. Für die beiden Geschäftsjahre danach bewegen sich die Prognosen des Analystenkonsens allerdings jeweils bei wieder tieferen 1,14 Euro je Anteilsschein.

Auch auf dieser Basis wäre das KGV noch immer sehr niedrig, aber vielleicht trauen viele Marktteilnehmer nach wie vor den Braten nicht, nachdem im Jahr 2020 ein Verlust von 0,64 Euro je Aktie angefallen ist. Wobei gemessen an den durchschnittlichen Analystenschätzungen auch attraktive Dividendenrenditen winken, sofern die Vorhersagen aufgehen.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In der Printausgabe fanden die Schaeffler-Aktien zuletzt in Ausgabe 06-21 etwas ausführlicher Erwähnung. Die damalige Einstufung, die bis heute Gültigkeit hat, lautete "beobachten". Zu tun hatte diese Einschätzung damit, dass es neben Hoffnungsschimmern nach wie vor auch Herausforderungen gab, woran sich im Grunde bis heute noch nichts geändert hat. Als Kursziel nannten wir damals 7,50 Euro, eine Vorgabe, die nur unwesentlich über der Schlussnotiz vom Mittwoch von 7,44 Euro liegt.

Freenet-Aktie



Beim Blick auf den TecDAX zeigt sich, dass hier Freenet mit dem niedrigsten KGV aufwarten kann. Die Spitzenposition hat somit eine Gesellschaft inne, die sich als der größte netzunabhängige Telekommunikationsanbieter in Deutschland bezeichnet. Daneben etabliert sich der Konzern im Bereich Digital Lifestyle als Anbieter von Lösungen für den Haushalt des Kunden, welche zur Telekommunikation nicht unmittelbar in Bezug stehen müssen. Das heißt, es geht neben der Telekommunikation auch um TV, Internet und mobile Endgeräte sowie alle Services, Anwendungen und Geräte, die mit mobilen Endgeräten verbunden bzw. über ein intelligentes Gerät gesteuert oder genutzt werden können.

Charttechnik: Die Freenet AG ging am 2. März 2007 aus der Verschmelzung der Mobilcom AG mit der Freenet.de AG hervor. Die Erstnotierung an der Frankfurter Wertpapierbörse erfolgte im März 2007. Danach ging es zunächst sehr volatil zu. Der Kurs stieg damals ausgehend von 3,73 Euro bis März 2000 auf 199,00 Euro, nur um dann bis zum Oktober 2002 auf das bisherige Schlussrekordtief von 1,42 Euro abzusacken.

Verglichen damit hat sich der Wert in den vergangenen Jahren zu einer Art Witwen- und Waisen-Papier entwickelt. Denn der Kurs bewegt sich seit 2013 in einer relativ engen Spanne von 13,94 Euro bis 33,01 Euro. Beim Jahreshoch von 22,76 Euro sah es im Juni so aus, als ob sich die Notiz wieder näher an den oberen Rand der zuvor genannten Handelsspanne schieben kann, doch zuletzt ist der Kurs wieder merklich zurückgefallen, so dass es derzeit keine Hinweise auf ein Ende des bestehenden Seitwärtstrends gibt.



Aufstellung/Strategie: Das eigene Geschäftsmodell hat sich nach Ansicht des Vorstandes während der Lockdowns als solide und belastbar - wenn auch leider nicht komplett immun - erwiesen. Das betriebene Geschäft zeichnet laut den Verantwortlichen langfristige, Abonnement-basierte Kundenbeziehungen aus, flexible, variabel steuerbare Vertriebskanäle sowie weitgehend eigenverantwortliches, digitalisiertes und wenig hierarchisiertes Arbeiten der Mitarbeiter an den einzelnen Standorten.

Gründe für den Kauf der eigenen Aktien sieht man in einem klaren Profil am Kapitalmarkt für langfristig orientierte Anleger. Hinzu komme wie bereits erwähnt ein bewährtes Geschäftsmodell, das Stabilität und Wachstum vereine. Es gebe zudem ein langfristiges und nachhaltiges Kerngeschäft mit signifikantem Marktanteil und Wachstums-Chancen im Bereich TV und Medien. Darüber hinaus sei die Cash Conversion Rate (EBITDA zu Free Cashflow) hoch und das erfahrene Management verfolge eine am freien Cashflow orientierte und gedeckte Dividendenpolitik.

Bewertung: Bei Freenet bewegt sich die BÖRSE ONLINE-Gewinnschätzung für 2022 bei 1,82 Euro je Aktie. Folglich ergibt sich ein geschätztes KGV von 10,9. Somit reicht im durchschnittlich höher bewerteten TecDAX ein zweistelliges KGV für den Top-Platz, während bei den drei anderen Indizes dafür einstellige KGVs erforderlich sind. Der Analystenkonsens sieht das Ergebnis je Aktie im Jahr 2024 übrigens bei wieder tieferen 1,70 Euro, so dass es gemäß den Prognosen an Gewinndynamik mangelt.

Weitgehend Stabilität scheint gemessen an den Schätzungen bei der Dividende angesagt zu sein. Zieht man die durchschnittlichen Vorhersagen heran, ergeben sich bis auf weiteres Renditen von rund 7,7 Prozent. Somit kann der Wert auch bei dieser Bewertungskennziffer punkten. Kurs-Elan hat diese Perspektive zuletzt aber nicht bewirkt.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In der Printausgabe beschäftigten wir uns zuletzt in Ausgabe 24-21 mit den Freenet-Aktien, die zur Wochenmitte mit 19,84 Euro aus dem Handel gingen. Damals stuften wir den Titel von kaufen auf beobachten zurück. Die Begründung lautete wie folgt: "Ausreichend bewertet scheint der Titel von Freenet zu sein - auch aus Unternehmenssicht: Aktuell läuft ein Aktienrückkaufprogramm. Allerdings will Freenet lediglich Anteilscheine bis zu einem Preis von 21 Euro zurückkaufen, vor allem um die Dividendenrendite stabil bei rund sieben Prozent zu halten. Sicher profitiert Freenet davon, dass die Läden der Gravis-Kette wieder öffnen und Saturn und Mediamarkt wieder mehr Kunden empfangen. Allerdings scheint der Titel angemessen bewertet zu sein. Wir stufen ihn zurück."

Porsche-Aktie



Was den MDAX angeht, ist die Porsche Automobil Holding SE jener Index-Vertreter mit dem niedrigsten KGV. Hinter diesem KGV-Favoriten steckt eine Holding, die als Beteiligungsgesellschaft mit dem Fokus auf die automobile Wertschöpfungskette operiert. Kerninvestment stellt gegenwärtig die Volkswagen AG (31,4 Prozent am Aktienkapital, 53,3 Prozent der Stimmrechte) dar. Die Porsche SE-Stammaktien werden dabei vollständig von den Familien Porsche und Piech gehalten, während sich die Porsche SE Vorzugsaktien vollständig im Streubesitz befinden.

Charttechnik: Bei den im MDAX enthaltenen Vorzügen ist es so, dass diese von 1996 bis 2007 von 3,61 Euro auf 157,84 Euro gestiegen sind. Allerdings ist nach Unternehmensangaben erst die außerordentliche Hauptversammlung am 26. Juni 2007 als Startschuss für die heutige Porsche Automobil Holding SE zu sehen. Denn damals stimmten die Aktionäre der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG dafür, das operative Geschäft des Unternehmens in eine hundertprozentige Tochtergesellschaft auszugliedern, einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen der Holding und der operativ tätigen Tochtergesellschaft zu schließen sowie die Holding in eine Europäische Aktiengesellschaft umzuwandeln.

Damals handelte die Aktie bei 109,54 Euro, anschließend ging es bis Ende Oktober 2007 bis auf die bereits erwähnten 157,84 Euro nach oben, bevor es dann zu einem starken Rückgang kam, der erst am 25. Februar 2009 beim bis heute gültigen Schlussrekordtief von 24,65 Euro endete. Seitdem geht es volatil auf und ab, wobei das diesjährige Hoch vom Juni von 101,20 Euro ein neues Mehrjahreshoch bedeutete. Damals gestaltete sich das Chartbild recht viel versprechend, doch durch die jüngsten Einbußen, droht wieder ein Fortbestand der bisherigen breiten Seitwärtstrend und nur ein nachhaltiger Sprung über das erwähnte Jahreshoch kann diese Gefahr abwenden.



Aufstellung/Strategie: Die Porsche Automobil Holding SE hält derzeit wie bereits erklärt einen Anteil von 53,3 Prozent der Volkswagen Stammaktien und 100 Prozent an der PTV Planung Transport Verkehr AG. Weitere kleinere Beteiligungen bestehen mit INRIX (11,7 Prozent), einstellige Anteile an den zwei US-Unternehmen Markforged und Seurat im Bereich 3D-Druck, Minderheitsbeteiligung am US-Unternehmen AEVA im Bereich laserbasierte Objekterkennung (LIDAR) und am israelischen Unternehmen Aurora Labs im Bereich Software-Analyse.

Die Nettoliquidität bezifferte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auf zuletzt rund 0,6 Milliarden Euro. Diese soll zum Großteil in Unternehmen entlang der automobilen Wertschöpfungskette, mit Bezug zur industriellen Fertigung oder der Zukunft der Mobilität investiert werden.

Wegen der Kernbeteiligung von Porsche SE an der Volkswagen AG hängt die Porsche SE-Aktie laut LBBW mit einem aktuellen Hebel von rund 1,6 am VW-Stammaktienkurs und sollte daher stärker reagieren als die VW-Stammaktie. Damit liegt das Hauptrisiko in der Entwicklung des VW-Aktienkurses und indirekt am Geschäftserfolg von Volkswagen.

Bewertung: Bei Porsche lautet die BÖRSE ONLINE-Gewinnschätzung für das kommende Jahr 15,17 Euro. Daraus errechnet sich ein KGV von 6,02, so dass optisch betrachtet getrost von einer sehr moderaten Bewertung zu sprechen ist. Zumal gemessen an den Prognosen des Analystenkonsens der Gewinn je Aktie bis 2025 auf 20,26 Euro steigen soll, so dass sich das KGV weiter verringern würde, sofern diese Rechnung aufgeht. Darüber hinaus versprechen die erwarteten Dividendenausschüttungen eine im Niedrigzinsumfeld nicht unattraktive Renditen.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Bei den Porsche-Vorzugsaktien bekräftigten wir jüngst in Printausgabe 28-21 unsere Kaufempfehlung. Diese ist verknüpft mit einem Kursziel von 120,00 Euro sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 65,00 Euro. Das vergleicht sich mit einer Schlussnotiz am Mittwoch von 91,42 Euro.

Ausführlicher auf diesen Titel gingen wir in Ausgabe 13-21 ein. Unser Fazit lautete damals wie folgt: "Die Porsche-Aktie hängt am Kurs von VW. Für Fantasie sorgen aber die Zukunftspläne rund um Elektromobilität. Zudem winken der DAX-Aufstieg und ein IPO der Sportwagensparte."

Daimler-Aktie



Im deutschen Aktienleitindex DAX trägt Daimler die Krone der Aktie mit dem niedrigsten KGV. Der Konzern zählt zu den größten Anbietern von Premium-Pkw und bezeichnet sich selbst als größter weltweit aufgestellter Nutzfahrzeug-Hersteller. Zum Angebot gehören auch Finanzierung, Leasing, Flottenmanagement, Versicherungen und innovative Mobilitätsdienstleistungen. Die Geschäftsfelder bestehen aus Mercedes-Benz Cars & Vans, Daimler Trucks & Buses und Daimler Mobility.

Charttechnik: Die langfristige Kursentwicklung der Daimler-Aktien erinnern an eine Achterbahnfahrt. Denn seit Jahrzehnten geht es ständig rauf und runter und zwar passiert das oft mit einigem Karacho.

Seit Mai 1996 bewegt sich der Kurs in einer breiten Spanne von 17,44 Euro bis 95,79 Euro. Im Rahmen der regelmäßigen Berg- und Talfahrt ging es zuletzt von März 2020 bis Juni 2021 von 21,84 Euro auf 80,14 Euro nach oben.

Zuletzt hat der Schwung aber merklich nachgelassen und ein neues Mehrmonatstief lässt befürchten, dass die Notiz jetzt wieder den nachhaltigen Weg nach unten eingeschlagen hat. Wirklich gebannt ist diese Gefahr im Grunde genommen erst bei einem Sprung über das genannte Jahreshoch.



Aufstellung/Strategie: Bei der verfolgten Strategie geht der Daimler-Vorstand davon aus, dass der Markt für nachhaltigen Luxus im automobilen Bereich weiter wächst. Auch der Personen- und Gütertransport bleibt den internen Annahmen zufolge eine tragende Säule der Wirtschaft. Man erwartet, dass diese Nachfrage weltweit weiter zunimmt. Wachstums- und Gewinnchancen sehen die Verantwortlichen zusätzlich bei Finanzdienstleistungen, im Flottenmanagement sowie bei digitalen, vernetzten Mobilitätslösungen.

Im Rahmen einer nachhaltigen Geschäftsstrategie gibt es den Angaben zufolge ein klares Bekenntnis zur CO2-Neutralität und dazu, Mobilität und den Gütertransport nachhaltiger machen. Zudem will man im Kerngeschäft weiter wachsen, das Kundenerlebnis noch stärker in den Vordergrund stellen, elektrisches Fahren in allen Geschäftsfeldern mit Priorität umsetzen, automatisiertes und autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen mit Fokus auf Kundennutzen und Profitabilität vorantreiben und die großen Potenziale der Digitalisierung nutzen.

Erreicht werden soll das auch mit Hilfe einer agilen Kultur, die das Innovationstempo erhöht. Bei allen Aktivitäten steht dabei die Stärkung der Finanzkraft im Vordergrund. Denn diese ist laut Vorstand die Grundlage einer nachhaltigen Geschäftsstrategie.

Bewertung: Die BÖRSE ONLINE-Gewinnschätzung zu Daimler für das Geschäftsjahr 2022 beträgt 11,26 Euro. Daraus resultiert ein geschätztes KGV von 6,3 und Platz eins unter den DAX-Vertretern mit dem niedrigsten KGV.

Die beiden anderen Podestplätze belegen mit VW und BMW zwei weitere Vertreter aus dem Autosektor. Das macht deutlich, dass die Börse diesen Titeln keine hohen KGV-Relationen zugesteht, was schon sehr lange so ist. Es macht aber auch deutlich, dass Daimler unter den großen deutschen Anbietern am günstigsten ist.

Wobei sich Aktionäre laut den Schätzungen des Analystenkonsensus auch auf recht ansehnliche Dividendenrenditen freuen dürften, wie die nachfolgende Tabelle zeigt. Mit Blick auf die Prognosen zum KGV ist es vielleicht als ein Manko einzustufen, dass die erwartete Ergebnisdynamik bis 2025 eher niedrig ausfällt.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Zu Daimler bezogen wir eben erst in Ausgabe 29-21 Stellung. Dabei kam es zu einer Bestätigung des bisherigen Kaufurteils und auch Kursziel sowie Stopp-Loss-Kurs blieben mit 90,00 Euro bzw. mit 59,00 Euro unverändert. Zum Vergleich: den Handel am Mittwoch beendete der Wert mit 70,84 Euro.

Als Begründung für das positive Anlageurteil schreiben wir in der aktuellen Ausgabe unter der Überschrift "Ein heller Stern am Börsenhimmel" unter anderem folgendes: "Auf lange Sicht kommt es für Daimler entscheidend darauf an, die richtigen Lösungen für die Transformation in Richtung E-Mobilität zu entwickeln. Hier profitiert man vom chinesischen Großaktionär Li Shufu. Ein Joint Venture mit dessen Unternehmen Geely arbeitet unter anderem an der Elektrifizierung des Kleinstwagen Smart."