Am deutschen Aktienmarkt hat sich die jüngste Erholung am Donnerstag beschleunigt fortgesetzt. Der DAX zeigte sich so stark wie seit zwei Wochen nicht mehr. "Die Anleger haben die Hoffnung, dass die Preissteigerungen jetzt den Hochpunkt ausbilden und die Inflation danach wieder zurückgeht. In der Tat könnte der hohe Ölpreis und die daraus entstehenden Belastungen für die Wirtschaft wieder zu einer weniger stark steigenden Ölnachfrage und nachlassenden Preisen führen", bemerkte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Auch sein Kollege Andreas Lipkow von der Comdirect sieht unter den Anlegern zunehmende Erwartungen einer Entspannung an den Rohstoffmärkten und eines wieder anspringenden Konjunkturwachstums in Europa.

Starke Zahlen der US-Banken gaben dem DAX zusätzlich Schub. JP Morgan habe am Vortag überzeugt und auch die Zahlen der Rivalen seien stark. "Wirklich gute Anzeichen für eine Verbesserung des Kreditwachstums sind insbesondere für Bank of America positiv." Florierende weltweite Geschäfte mit Fusionen und Übernahmen hatten den Gewinn der größten US-Bank JP Morgan angeschoben. Auch die Bank of America sowie die US-Bank Wells Fargo verbuchten dank gesunkener Risikovorsorge einen Gewinnsprung.

Der DAX-Gewinner am Donnerstag war die Siemens-Aktie mit einem Plus von gut drei Prozent. Schlusslicht im Börsenbarometer die Deutsche Börse-Aktie, die mit einem Abschlag von etwas mehr als einem Prozent notierte.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Weniger Sorge um Kredite: Bank of America steigert Gewinn kräftig
Die Erholung der Wirtschaft vom Corona-Tief hat der Bank of America im Sommer einen weiteren Gewinnsprung eingebracht. Das Institut löste unter dem Strich weitere Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite in Höhe von 624 Millionen US-Dollar (539 Mio Euro) auf, die sie im vergangenen Jahr wegen der Folgen der Corona-Pandemie gebildet hatte. Weil auch die Einnahmen der Bank stärker sprudelten, sprang der Überschuss nun im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 58 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar nach oben, wie die Bank am Donnerstag in Charlotte (US-Bundesstaat North Carolina) mitteilte.

UnitedHealth hebt Gewinnprognose erneut an
Der US-Krankenversicherer UnitedHealth hebt seine Gewinnprognose für 2021 nach einem überraschend guten Sommerquartal ein weiteres Mal an. Der Gewinn je Aktie solle nun 17,70 bis 17,95 US-Dollar erreichen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Minnetonka (US-Bundesstaat Minnesota) mit. Es ist die dritte Prognoseanhebung in diesem Jahr. Zuletzt hatte sich Konzernchef Andrew Witty 17,35 bis 17,85 Dollar vorgenommen, nachdem UnitedHealth 2020 16,03 Dollar erreicht hatte.

Adidas kündigt weiteren Aktienrückkauf an - 2021 insgesamt eine Milliarde Euro
Der Sportartikelhersteller Adidas lanciert ein weiteres Aktienrückkaufprogramm. Von diesem Montag an bis Ende des Jahres sollen eigene Anteilsscheine im Wert von 450 Millionen Euro erworben werden, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Herzogenaurach mitteilte. Der Großteil soll im Anschluss eingezogen werden. Damit verringert sich die Anzahl der Papiere, was den Gewinn je Aktie vergrößert. Der Aktienkurs legte auf die Nachricht hin deutlich zu.

Walgreens Boots Alliance mit Gewinnsprung - Geschäftsbelebung
Die US-Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance hat sich im Schlussquartal des Geschäftsjahres deutlich von den Folgen der Corona-Pandemie erholt. Grund sei neben einem starken Gewinnwachstum in den Apotheken und im Einzelhandel in den Vereinigten Staaten auch eine anhaltende Erholung in Großbritannien, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Deerfield mit. In Großbritannien waren im Juli die Corona-Beschränkungen aufgehoben worden. Bei geringeren oder keinen Corona-Maßnahmen gehen die Menschen wieder mehr aus und unternehmen mehr. Damit steigt auch das Risiko etwa für Erkältungen, was Arzneimittelverkäufe antreibt.

Citigroup mit deutlich mehr Gewinn
Der US-Finanzrise Citigroup hat im dritten Quartal seinen Gewinn um fast die Hälfte gesteigert. Der Konzern verdiente unter dem Strich 4,6 Milliarden US-Dollar (knapp vier Mrd Euro), das waren 48 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Einnahmen blieben unterdessen praktisch auf Vorjahresniveau mit 17,2 Milliarden Dollar, wie Citigroup am Donnerstag mitteilte. Die Erwartungen der Analysten übertraf der Bankkonzern mit den Zahlen deutlich. Auslöser für den Schub waren unter anderem die gestiegenen Erlöse im Handelsgeschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Aktien. Die US-Banken profitieren auch davon, dass sie angesichts der wirtschaftlichen Erholung die Rückstellungen wegen einer befürchteten Welle an Kreditausfällen in der Corona-Krise auflösen können.

Gewinnsprung für Morgan Stanley
Die US-Bank Morgan Stanley hat im dritten Quartal unter anderem dank der Stärke im Investmentbanking und der Vermögensverwaltung einen Gewinnsprung verbucht. Der Gewinn stieg um gut 36 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar (knapp 3,2 Mrd Euro), wie das Geldhaus am Donnerstag mitteilte. Die gesamten Einnahmen von Morgan Stanley stiegen im dritten Quartal um ein Viertel auf gut 14,7 Milliarden Dollar. Dem Finanzkonzern spielte zuletzt der Boom bei Börsengängen, Fusionen und Übernahmen in die Karten, an dem Banken durch Gebühren gut verdienen. Allein im Investmentbanking schossen die Einnahmen um gut zwei Drittel auf 2,85 Milliarden Dollar hoch. Morgan Stanley übertraf mit den Zahlen für das dritte Quartal die Erwartungen der Analysten deutlich. Die Aktie legte im vorbörslichen Handel zeitweise um über zwei Prozent zu.

Wells Fargo steigert Gewinn trotz Ertragsrückgang - Weniger Sorgen um Kredite
Abklingende Sorgen wegen möglicher Kreditausfälle haben der US-Bank Wells Fargo im Sommer einen kräftigen Gewinnsprung beschert. Angesichts der Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise löste die Bank Rückstellungen für gefährdete Kredite im Umfang von 1,4 Milliarden US-Dollar auf, wie sie am Donnerstag in San Francisco mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte sie noch fast 770 Millionen Dollar für Kreditausfälle zurückgelegt. Vor allem deshalb sprang der Gewinn des Instituts im Jahresvergleich nun um 59 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar nach oben.

Kreise: EEG-Umlage sinkt im kommenden Jahr deutlich
Die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms sinkt im kommenden Jahr nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur deutlich - und zwar auf 3,72 Cent pro Kilowattstunde. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darüber berichtet. Zur Senkung trägt auch ein Milliardenzuschuss des Bundes bei. Ohne diese Mittel läge die Umlage 2022 nach dpa-Informationen bei rund 4,66 Cent. 2021 beträgt die Umlage 6,5 Cent - aber nur dank Bundeszuschüssen. Ansonsten wäre sie stark gestiegen.

rtr/dpa-AFX/ak