Als Romano Volta 1972 im italienischen Bologna Datalogic gründete, steckte die Scannerkasse noch in den Kinderschuhen. Dank ständiger Innovationen stieg das Familienunternehmen zum Weltmarktführer auf. Heute halten die Italiener über 1200 Patente und bedienen neben dem Handel auch die Industrie mit Lösungen zur Produkterkennung. Mittlerweile sitzt Tochter Valentina Volta mit im Vorstand und hilft das auf Erfindergeist basierende Familienerbe fortzuführen.

Börse Online: Frau Volta, Sie testen Ihre Kassen mit Truthähnen - wie das?


Valentina Volta:

Das ist ein Test für den US-Markt. Wir lassen einen gefrorenen, fünf Kilo schweren Truthahn viele Male auf die Scannerfläche fallen. Wenn die Menschen für Thanksgiving den Truthahn als traditionelles Feiertagsessen kaufen, müssen unsere Kassen das schließlich aushalten. Dies ist aber nur einer der Tests, mit denen wir sicherstellen, dass unsere Scanner sehr stabil sind.

Trotz dieser Robustheit liegt Europa mit 50 Prozent der Umsätze vor den USA …


Aber die USA sind mit 30 Prozent Umsatz unser größter Einzelmarkt, und dieser wächst, auch währungsbereinigt, zweistellig. Zuletzt lag das Plus bei 26,5 Prozent. Und wir wollen weitere Marktanteile gewinnen.

Sie wachsen stark in China, wie bedrohlich ist die dortige Wachstumsschwäche für Sie?


Das macht uns keine Sorgen. Wir machen aktuell nur sieben Prozent unserer Umsätze in China. Dort gibt es für uns also noch Wachstumspotenzial und eine wachsende Anfrage für Produkte der Prozessautomation.

Warum sind Sie da so sicher?


Wir profitieren vom Wandel Chinas von einer investitionsgetriebenen hin zu einer Konsum- und Dienstleistungswirtschaft. Und genau in diesen Sektoren werden unsere Produkte gebraucht.

Wie sehen Ihre Wachstumsziele für das Jahr 2016 aus?


Wir werden sowohl in China als auch in den USA unseren Umsatz weiter um zehn bis 15 Prozent steigern und zudem unsere Marktposition ausbauen.

Und was erwarten Sie in Europa?


Als Marktführer gilt es, unsere Wettbewerbsstellung zu verteidigen, aber mit einer Umsatzsteigerung im mittleren einstelligen Prozentbereich auch hier weiter zu wachsen.

Wie soll das gehen?


Im Handel wird aktuell auf eine neue Produktgeneration umgestellt, die beispielsweise Gutscheine auf Smartphone-Displays lesen kann. Wir waren die ersten, die diese Technologie angeboten haben. Aktuell rüsten die größten Retailunternehmen in Europa auf neue Kassen um. Wir wollen uns aber auch durch Zukäufe verstärken.

Auf Seite 2: Was steht auf der Einkaufsliste?





Was steht auf der Einkaufsliste?


In Deutschland sind wir auf der Suche nach Möglichkeiten, um uns in der Industrieautomation zu verstärken, aber wir suchen auch international nach Kaufzielen. Wir wollen in Technologien investieren, die uns in Märkten stärken, in denen wir noch nicht stark vertreten sind - Asien zum Beispiel.

Der starke Dollar treibt Ihre Einkaufskosten in die Höhe. Wie steuern Sie gegen?


Wir haben ein neues Beschaffungszentrum in China gebaut. Fabriken, etwa für die Industrieautomation in Ungarn, werden zusammengelegt, und wir werden ab 2016 bisher zugekaufte wichtige Komponenten selbst herstellen. Das wird unsere Produktionskosten senken; zusätzlich kürzen wir die administrativen Ausgaben. All das wird unsere Profitabilität 2016 positiv beeinflussen.

Warum ist die operative Marge im Handelssegment mit 22 Prozent viel höher als in der Industrieautomation mit 5,9 Prozent?


In Nordamerika wird der letztgenannte Geschäftsbereich stark vom Transport- und Logistiksektor beeinflusst, der typischerweise eine niedrigere Marge hat und projektbasiert ist. Das Systemgeschäft hat unsere Marge in der Industrieautomation 2015 ebenfalls negativ beeinflusst. Wir erwarten einen Anstieg der Ebitda-Marge 2016 dank eines Großauftrags der britischen Royal Mail.

Sinkende Entwicklungsausgaben würden Ihre Profitabilität auch erhöhen.


Das ist sehr kurzfristig gedacht. Aber wir sind ein Familienunternehmen, halten 67 Prozent der Anteile und denken langfristig. Produktinnovationen haben uns großgemacht, und Patente sind unser wichtigstes Kapital. Mit einer Steigerung der Entwicklungsausgaben auf anhaltend etwa zehn Prozent des Umsatzes sichern wir langfristig die Zukunft unseres Unternehmens.

Warum haben Innovationen einen so hohen Stellenwert für Datalogic?


Mit Produktneuheiten bringen Sie die Kunden dazu, zu Ihren Angeboten zu wechseln oder neue Gerätegenerationen zu kaufen. Über 26 Prozent unserer Umsätze stammen aus neuen Produkten. Und Sie müssen bedenken: Es dauert zwei Jahre, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen. Ohne unseren Fokus auf Innovationen hätten wir 2015 nicht den Verkauf von 25 neuen Produkten starten können. Ständige Innovationen sind der Schlüssel zu unserem Erfolg.

Und was wollen Ihre Kunden?


Die Kunden fordern laufend Verbesserungen. Das Scannen muss immer schneller, fehlerfreier und einfacher gehen. Die Wartezeit in der Kassenschlange soll verkürzt, das Einkaufen angenehmer werden. Dafür haben wir Self-Checkout-Lösungen entwickelt, die es erlauben, die Ware direkt aus dem Einkaufswagen zu scannen. Beim Verlassen des Supermarkts muss dann nur noch bezahlt werden.