Zur Schlussglocke stand der Aktienindex bei 11.419 Punkten - ein Plus von 0,6 Prozent. Damit gewann er auch seine am vergangenen Freitag verlorene Unterstützung um 11.400 Zählern zurück. Die maßgebende, aber weiterhin fallende 200-Tage-Linie bei aktuell 11.745 Punkten konnte dagegen noch nicht wieder zurückerobert werden. Der Euro Stoxx 50 lege ebenfalls um 0,6 Prozent auf 3319 Zähler zu.

Eine schwache Konjunktur, abzulesen am veröffentlichten ifo-Index, sowie politische Risiken wie der bevorstehende Brexit, mit ursprünglichem Austritts-Datum 29. März, sorgten insgesamt weiterhin für Verunsicherung unter den Anlegern. Dass sich die Börsen dennoch, dem ungeachtet, freundlich zeigten, dürfte daran liegen, dass es wegen der niedrigen Renditen am Anleihenmarkt kaum lohnenswerte Anlagealternativen gibt.

Nach der eingehenden Untersuchung der wegen angeblicher Bilanzunregelmäßigkeiten in die Schlagzeilen geratenen Wirecard konnte heute Entwarnung gegeben werden. Der Zahlungsdienstleister wurde weitgehend entlastet. Die Aktien wurde nach Bekanntwerden dieser Nachricht regelrecht hinauf katapultiert und war damit unangefochtener Gewinner aller DAX-Unternehmen. In der Spitze schoss die Aktie um fast 32 Prozent auf 130,35 Euro hoch.

Im Fokus des Handelsgeschehens lag am Dienstag zudem Evotec. Die Papiere des Immunonkologie-Spezialisten legten um knapp 2,9 Prozent zu auf 22,46 Euro. Damit nähert sich der Kurs seinen Bestmarken aus dem September 2018. Das Hamburger Unternehmen hatte heute bekannt gegeben, eine neue Forschungskooperation mit der The Mark Foundation for Cancer Research eingehen zu wollen. Die Veröffentlichung der Evotec-Quartalszahlen ist für den 28. März vorgesehen.

Gefragt waren auch die Titel des Windkraftanlagenherstellers Nordex, der nach einem kräftigen Umsatz- und Ergebnisrückgang im Vorjahr wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren will. Die Auftragsbücher seinen gut gefüllt, ließ der Konzern wissen. Die ambitionierten Ziele trafen am Dienstag auf offene Anleger-Ohren. Die Aktie stieg um kräftige 4,5 Prozent auf 13,17 Euro.

Die DAX-Schlusslichter bildeten HeidelbergCement und RWE, die um 2,5 und 1,9 Prozent nachgaben.

Unter Druck gerieten am Dienstag auch die Aktien von deutschen Medienkonzernen, nachdem Apple einen neuen Streaming-Dienst sowie Spiele- und Nachrichten-Angebote vorgestellt hatte. Der Konzern will künftig wie Amazon und Netflix eigene Filme und Serien produzieren. Laut Experteneinschätzung bedeutet dies eine höhere Konkurrenz für die hiesigen TV-Anbieter. In Reaktion darauf wurden die Notierungen von ProSiebenSat.1 um 1,5 Prozent leichter gehandelt. RTL und Axel Springer büßten jeweils um 0,8 Prozent ein.

Der Kurs des Euro sank im Dienstag-Nachmittagshandel wieder unter die Marke von 1,13 US-Dollar. Auch der Goldpreis gab seine Vortagesgewinne wieder ab und wurde zuletzt bei 1314 US-Dollar gehandelt.

Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war



Wirecard sieht sich von Vorwürfen weitgehend entlastet - Aktie legte kräftig zu
Der Zahlungsdienstleister Wirecard sieht sich nach einer Untersuchung wegen Korruptionsvorwürfe weitgehend entlastet. Die Prüfung durch die Kanzlei Rajah & Tann aus Singapur habe zu keinen Feststellungen zum sogenannten Round-Tripping oder Korruption geführt, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Aschheim bei München mit. Auch hätten sich daraus keine Erkenntnisse über eine strafrechtliche Verantwortung der deutschen Konzernzentrale ergeben. Einzelne Angestellte in Singapur hätten sich jedoch möglicherweise nach lokalem Recht strafbar gemacht.

Nordex traut sich beim Umsatz kräftiges Plus zu - Aktie steigt
Der Windkraftanlagenhersteller Nordex verspürt Rückenwind: Beim Unternehmen hellen sich die Perspektiven nach langer Durststrecke wieder auf, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Die ambitionierten Wachstumsziele kamen am Dienstag am Markt gut an, die Aktie stieg zum Handelsstart kräftig.

Deutsche Wohnen setzt auf weiter steigende Mieten
Der Großvermieter Deutsche Wohnen setzt auch in diesem Jahr auf höhere Gewinne durch steigende Mieten. Vorstandschef Michael Zahn sagte am Dienstag voraus, dass sich die Mieten in den 160 000 Konzernwohnungen durchschnittlich um drei Prozent erhöhen werden. Der operative Gewinn (Funds from Operations 1, kurz FFO1) werde um zwölf Prozent auf 535 Millionen Euro zulegen, sagt Zahn bei der Vorlage der Jahresbilanz. "Hauptantriebskräfte sind Mietenwachstum und die volle Wirkung von Zukäufen des vergangenen Jahres." Die Aktie legte im frühen Nachmittag um 0,82 Prozent zu.

Europaparlament stimmt für Urheberrechtsreform
Das Europaparlament hat der umstrittenen Reform des Urheberrechts ohne Änderungen zugestimmt und damit den Weg für eine baldige Umsetzung geebnet. Auch der besonders kontrovers diskutierte Artikel, der Plattformen wie Youtube stärker in die Pflicht nimmt, fand am Dienstag in Straßburg eine Mehrheit unter den Abgeordneten.

Apple kündigt Video-Streamingangebot und mehr Abo-Dienste an
Apple will mit einem eigenen Video-Streamingdienst und weiteren Abo-Angeboten seine Abhängigkeit vom iPhone-Geschäft verringern. Im Auftrag des Konzerns gedrehte Serien und Filme sollen ab Herbst in dem Angebot "Apple TV Plus" exklusiv verfügbar sein. Im Herbst will Apple auch ein Spiele-Abo starten, mit dem mehr als 100 Games nutzbar sein werden. Zunächst in den USA und Kanada gibt es zudem in der App "Apple News Plus" für 9,99 Dollar im Monat Zugang zu 300 Magazinen und einigen Zeitungen. Im Heimatmarkt bietet Apple seinen Kunden künftig auch eine Kreditkarte an.

Merck legt feindliches Übernahmeangebot für Versum Materials vor
Der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA macht Ernst: Die Darmstädter haben nun offiziell ein feindliches Übernahmeangebot für den US-Halbleiterzulieferer Versum Materials vorgelegt. Mit 48 Dollar je Aktie in bar entspreche die Offerte einem Unternehmenswert von rund 6 Milliarden Dollar (rund 5,3 Mrd Euro), teilte Merck am Dienstag in Darmstadt mit. Das Angebot laufe bis 7. Juni vorbehaltlich einer Verlängerung. Finanzierungszusagen von Banken für den Milliarden-Deal habe man bereits eingeholt.

Fallende Chippreise machen Technologieriese Samsung zu schaffen
Der südkoreanische Technologieriese Samsung hat seine Investoren angesichts fallender Preise für Speicherchips auf enttäuschende Quartalszahlen vorbereitet. Wegen der schwierigen Geschäftsbedingungen werde der Gewinn im ersten Quartal 2019 voraussichtlich unter den Erwartungen des Marktes liegen, hieß es am Dienstag in einer Börsenmitteilung des Unternehmens. Samsung verwies auch auf eine schwächere Nachfrage nach Displays. Das Unternehmen ist Marktführer bei Smartphones, Speicherchips und Fernsehern.

Neuer Dämpfer für Boeing: Rivale Airbus ergattert Großauftrag
Mitten in der Krise seines US-Konkurrenten Boeing hat der europäische Flugzeugbauer Airbus einen Großauftrag aus China ergattert. Man habe mit dem staatlichen Luftfahrtdienstleister China Aviation Supplies Holding (CAS) ein Abkommen über den Verkauf von 300 Flugzeugen abgeschlossen, teilte Airbus am Montagabend mit. Die Großbestellung wurde am Rande eines Staatsbesuchs von Chinas Staatschef Xi Jinping in Paris unterzeichnet. Konkret geht es um 290 Mittelstreckenjets aus der A320-Familie und zehn Langstreckenjets der A350-Reihe.

Kreise: Katar sträubt sich gegen Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank
Das Emirat Katar wehrt sich Insidern zufolge gegen die angedachte Fusion der Deutschen Bank mit der Commerzbank. Das Emirat, das als Großaktionär mit rund sechs Prozent an der Deutschen Bank beteiligt ist, befürchteten, dass ihre Beteiligung an dem Dax-Konzern bei einem Zusammenschluss verwässert werde, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Dies gelte für den Fall, dass sich die Bank für den Deal frisches Kapital über die Ausgabe neuer Aktien beschaffen müsste.

rtr/dpa-AFX/ks