Aus charttechnischer Sicht sieht sich das deutsche Aktienbarometer aktuell mit der massiven Widerstandszone um 12.000 Punkte konfrontiert, die sich im ersten Anlauf in der vergangenen Woche nicht überwinden ließ.

Zur Schlussglocke stand der Aktienindex DAX bei 11.850 Punkten - ein Minus von 0,9 Prozent. Der Euro Stoxx 50 verlor ebenfalls leicht um 0,4 Prozent auf 3425 Zähler.

Unternehmensseitig rückte am Dienstag der Daimler-Konzern in den Fokus der Anleger, nachdem bei Mercedes-Benz Cars auch im März ein Absatzrückgang aufgrund von Modellwechseln bei SUVs und Kompaktwaren zu verzeichnen war. Demnach sanken die Verkäufe um 4,8 Prozent auf 238.541 Einheiten, wie die Daimler-Tochter am Morgen mitteilte. Seit Jahresbeginn betrug der Absatz damit 587.921 Fahrzeuge - ein Minus von 5,9 Prozent. Ein Lichtblick bleibt jedoch der wichtigste Einzelmarkt China, in dem auch im März ein Plus von 5,9 Prozent erzielt wurde. Das DAX-Unternehmen aus Stuttgart schloss den Börsentag mit einem Minus von knapp einem Prozent ab.

Gesucht waren am Dienstag die Anteile von Beiersdorf und RWE, die um 0,9 und 0,6 Prozent zulegten. Die rote Laterne beim DAX trug dagegen die Softwareschmiede SAP, die um 3,4 Prozent nachgab und damit unter die Marke von 100 Euro gedrückt wurde. Ursächlich für die Verluste waren gleich zwei Abstufungen durch die Schweizer Bank UBS sowie die britische Bank HSBC, die Risiken für die Margen in den kommenden beiden Jahren ausmachten. Die Kursverluste dürften jedoch auch dem zuletzt starken Anstieg der Notierung geschuldet sein. So konnte der Kurs seine Einbußen aus dem letzten Quartal des Vorjahr fast komplett tilgen. Im September 2018 war der Kurs auf ein neues Allzeithoch bei 108,52 Euro gestiegen.

Schlechte Neuigkeiten gab es am Dienstag für die Belegschaft von Bayer. So will der Pharma- und Agrarchemie-Konzern in Deutschland rund 4500 Stellen streichen. Demnach wäre jede siebente Stelle betroffen. Allerdings sind die Sparpläne der Leverkusener nicht neu. Bereits im November wurde mitgeteilt, dass weltweit 12.000 Stellen wegfallen sollen, jedoch ohne eine genaue Zahl für Deutschland zu nennen. Die Aktie reagierte heute kaum.

Der Fokus des Handelsgeschehens lag am Dienstag zudem auf CANCOM, die um rund vier Prozent in die Höhe schnellten. Das im TecDAX gelistete Unternehmen partizipierte von einer Hochstufung durch die Privatbank Berenberg. Das Kursziel wurde von 45 auf 49 Euro angehoben.

Dagegen standen heute die Papiere von Xing unter Druck, die an das Ende des TecDAX rutschten. Die Deutsche Bank hatte die Aktie anlässlich der Übernahme der Jobvermittlungsplattform Honeypot von "Buy" auf "Hold" heruntergestuft. Die zuständigen Analysten vermissten bei Xing weiteres Kurspotenzial. Zwar würde durch den Zukauf der Umsatz erhöht, das operative Ergebnis (Ebitda) würde sich jedoch reduzieren.

Wegen Insolvenzsorgen gerieten die Papiere des angeschlagenen Windkraftanlagenbauers Senvion am Dienstag in die Schlagzeilen, die um rund 50 Prozent absackten. Zum Handelsende notierten sie deutlich unter einem Euro und zählten damit zu den sogenannten Pennystocks.

Währenddessen erklomm der Schweizer Leitindex SMI am Dienstag ein neues Allzeithoch bei 9.628,80 Punkten. Als Turbo diente ihm die heutige Erstnotiz der Novartis-Tochter Alcon - eine Abspaltung der Augenheilsparte. Allerdings war Alcon kein klassisches Initial Public Offering (IPO), bei dem frisches Kapital eingesammelt wurde. Vielmehr wurden den Novartis-Anlegern die Alcon-Aktien ins Depot gebucht.

Der Kurs des Euro setzte am Dienstag seine Erholung vom Vortag fort und steuerte damit in Richtung der 1,13er-Marke. Allerdings könnte es sich dabei nur um eine technische Gegenreaktion handeln, denn auf allen Zeitebenen sind die Abwärtstrends bei der Gemeinschaftswährung intakt. Der Goldpreis überwandt heute erneut die massive Hürde um 1300 Dollar und wurde zuletzt bei 1305 Dollar gehandelt.

Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war


Windanlagenbauer Senvion meldet Insolvenz an
Dem Hamburger Windkraft-Konzern Senvion geht das Geld aus. Das angeschlagene Unternehmen stellte am Dienstag Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, nachdem die Verhandlungen mit den Banken und anderen Kreditgebern erfolglos geblieben sind, wie Senvion mitteilte. Die Verhandlungen über ein Finanzierungsangebot für das laufende Geschäft gingen unterdessen weiter.

'Wird bald aufhören!' - Trump droht EU wegen Airbus-Subventionen
US-Präsident Donald Trump hat der Europäischen Union im Streit um Subventionen für den Flugzeugbauer Airbus gedroht. Die EU habe die USA im Handel viele Jahre lang ausgenutzt, twitterte Trump am Dienstag. "Das wird bald aufhören!" Nachdem die Welthandelsorganisation (WTO) festgestellt habe, dass die Subventionen für Airbus den USA schaden, würden diese nun zusätzliche Zölle auf EU-Produkte im Wert von 11 Milliarden Dollar (9,8 Mrd Euro) verhängen, kündigte Trump an. Auf diesen Wert beziffern die USA ihren angeblichen jährlichen Schaden durch EU-Beihilfen für Airbus.

Airbus hält geplante Vergeltungszölle der USA für ungerechtfertigt
Der europäische Flugzeugbauer Airbus hält die von den USA im Streit über illegale Subventionen angekündigten Vergeltungszölle auf diverse EU-Exportprodukte für "völlig ungerechtfertigt". Airbus habe seit dem WTO-Urteil von 2018 mit Blick auf die von den USA monierten Subventionen alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Bayer streicht in Deutschland jede siebte Stelle
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer baut im Rahmen der schon länger bekannten Restrukturierung in Deutschland 4500 Stellen ab. Das teilte die Firma am Dienstag in Leverkusen mit. Das ist etwa jede siebte Stelle, in Deutschland hat der Konzern bisher noch 32 100 Stellen. Große Standorte sind außer der Zentrale in Leverkusen Berlin, Wuppertal, Dormagen und Monheim. Mit dem Umbau will Bayer die Wettbewerbsfähigkeit verbessern und profitabler werden.

Weiter schwere Flaute am chinesischen Automarkt - VW belastet
Die Autoindustrie bleibt angesichts des schwächelnden chinesischen Automarktes unter Druck. Der einst so rasant wachsende wichtigste Einzelmarkt der deutschen Autobauer bleibt auch im zehnten Monat nacheinander auf Talfahrt. Im März gingen die Verkäufe an Privatkunden im Land im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12 Prozent auf 1,78 Millionen Wagen zurück, wie der Branchenverband China Passenger Car Association (PCA) am Dienstag in Peking mitteilte. Das war nach den Daten des Verbands der zehnte Rückgang in Folge.

rtr/dpa-AFX/ks