Anleger sollten sich daher auf Kursturbulenzen einstellen. Das juristische Hickhack sei aber nur ein vorübergehendes Störfeuer, sagt Eoin Murray, Chef-Anleger beim Vermögensverwalter Federated Hermes. "Es wird am Ende zu nichts führen."
In den vergangenen Tagen legte der Dax mehr als acht Prozent zu und stand vor dem größten Wochengewinn seit einem knappen halben Jahr. "Hier preisen die Anleger die Risiken wieder aufflammender Handelskriege aus", sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Sie setzten darauf, dass Joe Biden Donald Trump als US-Präsident ablösen und eine weniger konfrontative Außenpolitik verfolgen wird. "Die heimlichen Gewinner dieser Wahl sind China und die Europäische Union."
Außerdem könnten Anleger weiter auf geld- und fiskalpolitische Konjunkturhilfen hoffen, sagt Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen. Ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) signalisierte auch die US-Notenbank für Dezember eine Ausweitung ihrer Wertpapierkäufe, um die Folgen der Coronavirus-Krise abzufedern.
Die grassierende Pandemie und die jüngsten Verschärfungen zur Eindämmung sorgen weiter für Gesprächsstoff. "Die gute Nachricht ist, dass der ökonomische Schaden der Novemberbeschränkungen, die ich nicht Lockdown nennen möchte, nur einen Bruchteil des BIP-Einbruchs im Frühjahr betragen dürfte", sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Investoren sollten daher darauf setzen, dass sich das Leben ab Mitte 2021 langsam normalisieren werde.
NEUE FLUT VON FIRMENBILANZEN
Unterdessen läuft die Bilanzsaison weiter auf vollen Touren. Allein im Dax legen ein knappes Dutzend Firmen Geschäftszahlen vor. Hierzu gehören der Sportartikel-Hersteller Adidas und der Industriekonzern Siemens. Auch Börsen-Neuling Siemens Energy öffnet seine Bücher. Aus dem Ausland stehen Ergebnisse des SAP-Rivalen Cisco, des Unterhaltungskonzerns Walt Disney und der Schnellrestaurant-Kette McDonald's auf der Agenda.
Konjunkturdaten sind dagegen eher dünn gesät. Am Donnerstag werden in den USA die Verbraucherpreise und aus der Euro-Zone Zahlen zur Industrieproduktion bekanntgegeben. Wegen der Pandemie sei in den USA vorerst kein Preisschub zu erwarten, prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Zwei Tage zuvor gibt der ZEW-Index Auskunft über die Stimmung der deutschen Börsenprofis.
rtr