Andererseits hinterlassen die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens tiefe Spuren in der Wirtschaft. "Die Schwankung der täglichen Kursbewegungen an den Aktienmärkten, die bisher stark von der Entwicklung der Covid-19-Fallzahlen abhängt, geht zwar zurück, befindet sich jedoch nach wie vor im Krisenmodus", sagte Expertin Hannah Thielcke von der Weberbank.

Der Dax steuerte in der ablaufenden verkürzten Handelswoche auf ein Plus von 6,5 Prozent. Am Donnerstag rang er darum, die Marke von 11.000 Punkten zu behaupten - Mitte März war er unter 8500 Zähler abgestürzt. Beflügelt würden die Kurse auch von der Geldpolitik: Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank weiteten ihre Wertpapierkaufprogramme in den vergangenen Wochen aus. "Dies führt zu einer Überschussliquidität, die in den Aktienmarkt fließt", sagte Manfred Schlumberger, Chef des Portfoliomanagements bei der Vermögensverwaltung Star Capital. Nun werde es aber schwieriger für weitere Kursanstiege: "Bis auf die monetäre Unterstützung fehlt dafür die Fantasie."

Kernfrage in der Coronavirus-Pandemie ist die Frage, wie stark die Neuinfektionen zurückgehen und ob ein Ende der Einschränkungen in Sicht ist. "Die Lockerungsgeschwindigkeit ist entscheidend für die konjunkturelle und damit weitere börsentechnische Erholung", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. Am Mittwoch wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen in der Krise sprechen. Dabei dürfte es um die Frage gehen, wie schnell weitere Beschränkungen aufgehoben werden können. Kanzleramtschef Helge Braun signalisierte aber bereits, dass die derzeitig geltenden Regelungen wohl bis zum Ende kommender Woche verlängert werden.

Schon jetzt hinterlässt die Krise tiefe Spuren in der Wirtschaft. Kommende Woche werden unter anderem die endgültigen Einkaufsmanagerindizes für April vorgelegt, dazu kommen die Daten zu den Auftragseingängen und zur Produktion in der deutschen Industrie im März. Mit Spannung warten Anleger zudem auf die Exportzahlen - wegen der Pandemie ist der Welthandel in Teilen schwer beeinträchtigt. "Der Schrecken der Konjunkturdaten wird sich in der Berichtswoche fortsetzen", sagte Christian Apelt, Experte bei der Helaba. "Daher wächst der Druck auf die Finanzpolitik, neben den bisher dominierenden Krisenhilfen zusätzliche, konjunkturstimulierende Maßnahmen zu ergreifen." Zwar dürfte schon die Lockerung einiger Einschränkungen die Wirtschaft wieder etwas in Schwung bekommen, "jedoch sind angesichts des großen wirtschaftlichen Schadens vermutlich weitere Schritte erforderlich".

Auch Unternehmen spüren die Krise. Wie schwer die Schäden ausfallen, dürfte aus den Quartalszahlen hervorgehen, die in der kommenden Woche vorgelegt werden. Unter anderem öffnen die Autobauer BMW und Fiat Chrysler, die Münchener Rück, Infineon und Siemens ihre Bücher.

ZITTERN AM ÖLMARKT


Der weltweite Stillstand löste zuletzt Turbulenzen am Ölmarkt aus. Das Risiko, dass der US-Ölpreis im Mai erneut ins negative Terrain rutscht, besteht nach Meinung von Analyst David Iusow vom Brokerhaus DailyFX weiterhin. Für Unterstützung in der kommenden Woche könnten zunächst einmal aber die in Kraft tretenden Opec-Kürzungen sorgen. Zudem setzten Investoren zunehmend auf eine anziehende Nachfrage aufgrund der Wiederaufnahme der Wirtschaft. "Ob es ausreichen wird, um das Lager-Problem zu beseitigen, das bezweifeln viele, allerdings geht man davon aus, dass zumindest das Auffüllen sich nicht mehr so rapide entwickelt", sagt Iusow.

Auch Produktionskürzungen beim Schieferöl sollten dazu beitragen. Nach Berechnungen der Beratungsfirma Rystad Energy werden in den USA im Mai und Juni 300.000 Barrel pro Tag (bpd) weniger produziert werden. Und noch ein Hoffnungsschimmer für WTI könne es nächste Woche geben, sagte Jeffrey Halley, Marktanalyst bei OANDA. Die Regulierungsbehörden im US-Bundesstaat Texas, dem größten Ölproduzenten des Landes, werden am 5. Mai darüber abstimmen, ob sie Fördermengenkürzungen vornehmen wollen. Auch in den Bundesstaaten North Dakota und Oklahoma werden solche Optionen geprüft.

Dies käme zu der von der Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) und ihren Verbündeten beschlossenen Drosselung von fast 10 Millionen bpd oder etwa 10 Prozent der weltweiten Produktion hinzu, die am 1. Mai in Kraft treten soll.

rtr