Wegen der billionenschweren Hilfspakete von Notenbanken und Regierungen setzen Investoren auf eine kraftvolle Erholung der Weltwirtschaft von den Folgen der Virus-Krise. Diese Hoffnung könnte sich aber als trügerisch erweisen, mahnt Wohlgemuth. "Ein Vorkrisen-Niveau erscheint für eine lange Zeit weder in den USA noch in Europa erreichbar."

Auch seien andere potenzielle Auslöser für einen erneuten Kursrutsch nicht verschwunden, warnt Christopher Smart, Chef des Research-Hauses Barings Investment Institute. Das größte Risiko gehe von einer zweiten Infektionswelle aus. "Stark steigende Fallzahlen könnten den frühen Optimismus, der bereits tief in den Finanzmärkten verwurzelt ist, erschüttern." Andere Börsianer verweisen auf die weiter schwelenden Spannungen zwischen den USA und China als Risikofaktor.

DAX NIMMT KURS AUF REKORDHOCH


Dennoch legte der Dax in den vergangenen Tagen insgesamt mehr als neun Prozent zu. Das ist der größte Wochengewinn seit zwei Monaten und einer der stärksten seiner Geschichte. Dabei näherte er sich seinem Rekordhoch von 13.795,24 Punkten bis auf gut 1000 Zähler an, nachdem er im März zeitweise auf rund 8200 Stellen gefallen war.

"Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieser Anstieg die meist gehasste Rally aller Zeiten ist", sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Doch einen Crash auf Ansage hat es selten gegeben und solange Anleger immer wieder von neuem versuchen, sich gegen den Trend zu stellen, könnten die Kurse weiter steigen." Denn diejenigen, die auf einen Rücksetzer hofften, müssten ihre Wetten immer wieder auflösen und Aktien kaufen, um ihre Verluste zu begrenzen.

US-GELDPOLITIK IM BLICK - EINBRUCH DER INDUSTRIEPRODUKTION


Mit Spannung warten Börsianer auf die Ergebnisse der geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank am Mittwoch. Eine erneute Zinssenkung unter null Prozent komme für die Fed nicht infrage, sagt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. Allerdings könnte sie ihren geldpolitischen Ausblick präzisieren und beispielsweise Details zu Dauer und Umfang ihrer Wertpapierkäufe liefern.

Wenige Stunden vor dem Fed-Entscheid stehen die US-Inflationsdaten auf dem Terminplan. Nach einem Rückgang um 0,8 Prozent im April wegen des Ölpreis-Verfalls und der Virus-Krise sagen Experten für Mai eine Stabilisierung der Verbraucherpreise voraus.

In Deutschland richtet sich die Aufmerksamkeit auf Daten zur Industrieproduktion am Montag. Analysten rechnen für April mit einem Rückgang um 15,5 Prozent. Ähnlich wie beim fast 26-prozentigen Einbruch der Auftragseingänge sei damit aber der Tiefpunkt wohl erreicht. Es mehrten sich die Anzeichen, dass die Geschäfte im Mai wieder besser liefen.

rtr