SAP, Siemens und die Deutsche Bank geben in der kommenden Woche den Auftakt zur DAX-Berichtssaison. Im Umfeld von Handelsstreit, Brexit und Konjunktursorgen sind die Erwartungen an die Quartalsergebnisse heruntergeschraubt. Die Zahlen werden zeigen, inwieweit diese Perspektiven bereits in den Kursen enthalten sind.

"Die Messlatte liegt aber bei eigentlich allen DAX-Werten inzwischen so tief, dass jeder positiv überraschen kann, selbst die Autos", prophezeit Postbank-Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein. "Wie es so schön heißt: Totgesagte leben länger." Doch könnten mit den Zwischenberichten die Schwankungen an den Börsen in den kommenden Wochen ebenfalls wieder zunehmen. Nach einem unruhigen Jahresausklang hat der DAX seit Jahresbeginn um rund fünf Prozent zugelegt.

Umso mehr liegt der Fokus diesmal auf dem Ausblick der Unternehmen. So wurden die durchschnittlich erwarteten Gewinne der DAX-Konzerne für 2018 und 2019 in den vergangenen Monaten bereits um knapp zehn Prozent nach unten korrigiert, wie Donner & Reuschel-Chefvolkswirt Carsten Mumm vorrechnet. "Die politischen Unsicherheitsfaktoren belasten mittlerweile nicht mehr nur die Stimmung von Unternehmen und Konsumenten, sondern bremsen durch verschobene Investitionen und Anschaffungen auch die Realwirtschaft und damit das Wachstum der Unternehmensgewinne aus." Vor diesem Hintergrund glaubt Mumm, dass die Chefetagen einen eher zurückhaltenden Ausblick auf die kommenden Monate geben. Durchschlagende positive Effekte auf die Aktienkurse mit einem nachhaltigen Aufwärtstrend an den Börsen sind Mumm zufolge erst dann zu erwarten, wenn sich ein Ende des Handelskonflikts abzeichnet.

SAP macht den Auftakt, Siemens lädt zur Hauptversammlung



Den Auftakt in die Berichtssaison macht am Dienstag der Softwarekonzern SAP. Die beiden Branchenvertreter Oracle und Salesforce haben bereits positiv überrascht. Auch hier wird der Fokus der Börse auf den Ausblick gerichtet sein - und welches Störfeuer möglicherweise durch den Brexit zu erwarten ist.

Siemens wiederum nutzt seine Hauptversammlung am Mittwoch in der Münchner Olympiahalle, um die Quartalszahlen zu präsentieren. Vorstandschef Joe Kaeser steht den Aktionären Rede und Antwort, wie sich die abgebremste Weltkonjunktur auf den Münchner Konzern auswirken wird. Thema dürfte aber auch die strategische Aufstellung von Siemens sein. Der Blick richtet sich dabei vor allem auf die Bahntechnik-Sparte, nachdem die geplante Fusion mit den Aktivitäten von Alstom vor dem Scheitern steht. Aktionäre erwarten auch weitere Ansagen Kaesers, wie es mit der Aufteilung des Konzerns in vier selbständigere Einheiten künftig weitergehen soll.

Deutsche Bank im Fokus



Mit Spannung werden die Zahlen der Deutschen Bank am Freitag erwartet, die auch in den vergangenen Tagen Gegenstand von Fusionsspekulationen war. Ein Zusammenschluss ist für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing derzeit kein Thema. Er konzentriert sich darauf, das Geldhaus in die schwarzen Zahlen zurückzuführen. 2018 soll es erstmals seit 2014 wieder mit einem Jahresgewinn abschließen. "Wir haben die Kosten im Griff, sind gut kapitalisiert, verfügen über hohe Liquiditätsreserven bei gleichzeitig geringen Markt- und Kreditrisiken", sagt Sewing.

Analysten sehen es kritischer: Fortschritten auf der Kostenseite stünden erodierende Margen im Privat- und Firmenkundengeschäft gegenüber. Und im Kerngeschäft Investmentbanking wird die Deutsche Bank ebenso wie die US-Banken das schwache Anleihegeschäft zu spüren bekommen. Folge: Die Erträge bleiben unter Druck, ein nachhaltiger Turnaround bislang nicht absehbar.

Immerhin rechnen auch die Analysten für 2018 im Schnitt mit einem positiven Nettoergebnis von fast einer halben Milliarde Euro, nach minus 735 Millionen Euro 2017. Für das vierte Quartal erwarten sie einen Verlust von rund einer viertel Milliarde Euro.

Als latente Unwägbarkeit gelten weiterhin die Rechtsrisiken, obwohl die Bank bereits einen Großteil ihrer Altlasten abgebaut hat und die Compliance sich deutlich verbesserte. Die Verbindung zum Geldwäsche-Skandal der Danske Bank und die großangelegte Razzia der Frankfurter Staatsanwaltschaft im November zeigen, wie schnell das Thema wieder auf der Tagesordnung stehen kann.

Als Kurstreiber bleiben die Fusionsspekulationen. Fest steht: Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank würde die Häuser derzeit organisatorisch extrem fordern, da alle Kräfte im eigenen Umbau stecken. Sie wären auf Jahre mit sich selbst beschäftigt, was die Marktposition gefährdet. Nichtsdestotrotz drängt Finanzminister Olaf Scholz die Deutsche Bank zu einem Zusammengehen mit der Commerzbank. Dass Scholz 2018 den ehemaligen Goldman-Sachs-Banker Jörg Kukies als Staatssekretär berufen hat, gilt als Indiz für Pläne zu einer großen Bankenfusion. Auch wenn ein Zusammenschluss wohl eher mittel- bis langfristig auf der Agenda stehen dürfte.