Vor dem Hintergrund der jüngsten Kursturbulenzen werde die Fed beim Abbau ihrer Wertpapierbestände vorsichtig agieren, prognostizierte Anlagestratege Sebastien Galy von der Vermögensverwaltung der Nordea Bank. "Das wird an den Aktienmärkten sehr willkommen sein." Experten gehen davon aus, dass die US-Zentralbank eine erste Zinserhöhung für März und zwei bis drei weitere bis zum Jahresende signalisieren wird.

Selbst wenn sich die Fed restriktiver zeigen sollte als erwartet, könnten Viele damit sicher leben, gab Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com, zu bedenken. "Alles dreht sich um den Kampf gegen die Inflation und die Fed muss sich ins Zeug legen. Schließlich hinkt sie hinterher." Vor diesem Hintergrund legte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, erneut zu und stieg auf 96,109 Punkte.

KRISENHERDE IN UKRAINE UND JEMEN TREIBEN ÖLPREISE


Auch bei den Industriemetallen setzten Investoren auf die Umsicht der US-Notenbanker, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. "Wenn die Fed moderat agiert, wird sich die Wirtschaft weiter erholen. Das stützt die Metallnachfrage insgesamt." Kupfer legte 1,3 Prozent auf 9928 Dollar je Tonne zu.

Der Ölpreis zog ebenfalls an. Hier sei allerdings die Furcht vor Liefer-Ausfällen wegen der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine sowie den Angriffen auf die Rohöl-Infrastruktur auf der Arabischen Halbinsel der Grund für die Rally, sagte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 89,27 Dollar je Barrel (159 Liter). Vor diesem Hintergrund steuerte der Index für die europäische Öl- und Gasbranche mit einem Plus von 4,2 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit mehr als einem Jahr zu.

MICROSOFT-AUSBLICK HEBT STIMMUNG IM TECHNOLOGIESEKTOR


Am Aktienmarkt griffen Investoren bei Technologiewerten zu. Ermuntert wurden sie von den überraschend starken Quartalsergebnissen und dem optimistischen Ausblick des Software-Konzerns Microsoft. Vielleicht könnte dies nach der Enttäuschung über die Zahlen der Online-Videothek Netflix die Sorgen um den Technologiesektor zerstreuen, sagte Markets.com-Experte Wilson. Microsoft-Papiere rückten im vorbörslichen US-Geschäft 4,3 Prozent vor. Der europäische Index für die Technologiebranche stieg um 2,5 Prozent.

Abwärts ging es dagegen für die Titel von Essity, nachdem der Anbieter von "Tempo"-Taschentüchern und "Danke"-Toilettenpapier wegen gestiegener Rohstoff- und Energiekosten einen Gewinneinbruch bekannt gegeben hatte. Trotz der geplanten Preiserhöhungen erscheine es schwierig, dass der Konzern die Markterwartung eines 28-prozentigen Anstiegs beim operativen Gewinn 2022 erreichen könne, warnte Analyst Martin Deboo von der Investmentbank Jefferies. Essity-Aktien fielen in Stockholm um bis zu 5,6 Prozent auf ein Elf-Monats-Tief von 259,10 Kronen.

rtr