von Index Radar




Chart 1 - DAX mit Tagesperformance Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.





Bereits die kleine Statistik mit der Tagesperformance zeigt deutlich die Übertreibung in den vergangenen Wochen (siehe Grafik unter dem ersten Chart, die rote Linie markiert Verluste von ein Prozent). Auch den größten Optimisten muss klar sein, dass eine Rally nicht endlos laufen kann. Ab einem gewissen Zeitpunkt steigt die Versuchung von Gewinnmitnahmen. Oft reicht dann bereits eine eher unbedeutende Meldung, und der Finger landet auf dem Verkaufsknopf. Da viele Anleger auf hohen Buchgewinnen sitzen und allen Marktakteuren bewusst ist, dass die Rally ungewöhnlich kräftig verlief, war die Atempause nur eine Frage der Zeit.

Kurz nach Handelsbeginn übernahmen am Dienstag die Verkäufer das Zepter, gegen Mittag tauchte der DAX auch unter die nur psychologisch bedeutsame Schwelle von 12.000. Unsere Vermutung, dass der Index zu Wochenbeginn und damit am neuen "Tag der Aktie" eine finale Beschleunigung zeigte, die zu einem Großteil auf Anpassungen am Terminmarkt zurückzuführen ist, scheint sich somit zu bestätigen. Inzwischen dürften sich die Großinvestoren für den Hexensabbat am Freitag positioniert haben. Zumindest aus dieser Ecke sind keine größeren Bewegungen mehr zu erwarten.

Den Staffelstab übernimmt zur Wochenmitte die amerikanische Notenbank. Um 19 Uhr wird das Kommuniqué veröffentlicht. Im Fokus steht die Frage, wie lange die Fed noch "geduldig" ist, was den Beginn des Zinserhöhungszyklus betrifft. Sollte das Signalwort aus dem Statement gestrichen werden, könnte eine erste Zinserhöhung ab der Juni-Sitzung erfolgen. Ab 19.30 Uhr wird Fed-Chefin Janet Yellen zudem die neuen Projektionen zu Zinsen, Wachstum, Inflation und Arbeitslosenquote präsentieren. Bleibt die Fed weiter geduldig und äußert sich eher kritischer zur Konjunktur, könnte der Euro eine Aufwertung zeigen und im Gegenzug die Aktienmärkte belasten. Hier lauert durchaus viel Überraschungspotenzial, wie auch der jüngste Volatilitätsanstieg deutlich zeigt. Der VDAX New als Angstbarometer der Börse legte seit Monatsbeginn von 17 auf über 22 Punkte zu, obwohl der DAX neue Rekorde in Serie zeigte. Dies ist ungewöhnlich und deutet auf eine hohe Nervosität. Eigentlich wenig überraschend angesichts der Rally von mehr als 22 Prozent seit Jahresbeginn.

Mit Blick auf den Höhepunkt am Abend dürfte der Handel zur Wochenmitte somit eher ruhig verlaufen. Kaum ein Investor wird sich mit neuen Positionen zu weit aus dem Fenster wagen, zumal eine Konsolidierung mehr als überfällig ist. Überlegen Sie es sich daher gut, ob Sie auch am Abend noch mit aggressiven Hebelprodukten engagiert sein wollen. Je nachdem wie die Signale der Fed aufgenommen werden, könnte der DAX am Donnerstag mit einer deutlicheren Kurslücke eröffnen.

Begünstigt werden dynamische Bewegungen derzeit durch die schnelle Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage. Der zweite Chart auf Fünf-Minuten-Basis zeigt am rechten Rand die Umsätze in Abhängigkeit vom Kursniveau. Erst zwischen 11.780 bis 11.800 steigt das Höhenprofil etwas deutlicher an. Hier hätte der DAX zugleich 23,6 Prozent der Aufwärtsbewegung seit dem 10. Februar wieder nach unten korrigiert. Die Fibonacci-Marke besitzt für sich alleine betrachtet eher eine untergeordnete Bedeutung. Knapp darunter liegt allerdings auch die nächste, bereits bestätigte Unterstützung (11.750 bis 11.760). Alle drei Faktoren zusammen betrachtet lassen hier eine erste relevante Kaufzone vermuten. Dieser Bereich könnte angelaufen werden, wenn der DAX unter das gestrige Tagestief von 11.930 fällt. Bis 11.900 reicht eine kleine Kurslücke (rote Markierung), die am Dienstag nur teilweise geschlossen wurde. Darunter lautet das nächste Ziel dann 11.750 / 11.800. Erst wenn auch hier die Nachfrage schwach bleibt, der DAX einen tieferen Tiefpunkt ausbildet und die waagerechte Unterstützung sowie den Aufwärtstrend um 11.640 durchbricht, verdichten sich die Anzeichen für eine etwas größere Konsolidierung.

Damit sind die nächsten Kursmarken auf der Unterseite benannt. Anleger die auf eine solche Korrektur setzen, sollten bedenken, dass Sie gegen den übergeordneten Aufwärtstrend spekulieren. Dies ist sehr riskant, vor allem auch vor dem Hintergrund der anstehenden Fed-Sitzung. Nicht weniger mutig sind auch neue Positionen auf der Long-Seite. Eine sinnvolle Absicherung ist erst knapp unterhalb von 11.750 oder der Aufwärtstrendlinie bei 11.640 möglich. Wer auf einen Rücklauf bis an das Rekordhoch setzen will, erhält somit bestenfalls ein ausgeglichenes Chance-Risiko-Verhältnis. Unter den Strich sind dies eher schlechte Voraussetzung, denn auch die nach wie vor hoffnungslos überkaufte Lage (Differenz zur 21- und 200-Tage-Linie sowie Signale der Trenddynmaik-Matrix siehe unten) mahnen unverändert zur Vorsicht. Anleger sind daher gut beraten, zumindest den heutigen Handelstag und die Kursreaktionen im späten Geschäft lieber von der Seitenlinie aus zu verfolgen.

Chart 2 - Fünf-Minuten-Chart des DAX





Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Nach der beeindruckenden Rally der vergangenen Wochen ist das Potenzial für den DAX auf der Oberseite limitiert. Als gutes Barometer dient der Abstand zur 21-Tage-Linie. Die Extremwerte zwischen 8 und 9 Prozent sind fast wieder erreicht. In den zurückliegenden Monaten erfolgten die meisten Wendepunkte bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde inzwischen deutlich überschritten. Eine Konsolidierung ist daher nur eine Frage der Zeit.

Offen ist nur die Frage, wie der überhitzte Zustand abgebaut wird. Zwei Varianten sind denkbar: Entweder über eine Seitwärtsbewegung und somit Konsolidierung auf hohem Niveau oder über Kursverluste.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.930 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20/21 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis über die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände





















































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

www.index-radar.de