Die Hoffnung auf eine Lösung im Schuldenstreit zwischen Griechenland und dessen Geldgebern hat den Dax am Dienstag erneut auf ein Rekordhoch getrieben. "Nach dem anfänglich harten Konfrontationskurs zeigt sich bei der neuen Athener Regierung nun etwas Kompromissbereitschaft", sagte CMC-Analyst Andreas Paciorek. Zudem stütze die Aussicht auf die Konjunkturspritzen der Europäischen Zentralbank die Börsen. Die Währungshüter wollen ab März über den Kauf von Staatsanleihen mehr als eine Billion Euro in das Finanzsystem pumpen.

Der deutsche Leitindex kletterte um bis zu 1,4 Prozent auf 10.984,69 Punkte, so hoch stand der Dax noch nie zuvor. "Der Markt will definitiv die 11.000 sehen", sagte ein Händler. Der EuroStoxx50 zog um 1,4 Prozent auf 3417 Zähler an. Der Athener Leitindex gewann sogar 7,6 Prozent. "Solange die Geldschleusen in Europa offen sind und immer breiter werden, feiert man die Party mangels Alternativen", sagte Ayondo-Marktstrategin Sarah Brylewski.

Einige Börsianer verwiesen zudem auf Aussagen von Asoka Wöhrmann von der Deutschen Asset & Wealth Management. Der Chef-Anleger der Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank hatte in einem Interview mit dem "Handelsblatt" die Aufstockung des Anleihe-Ankaufsprogramms der EZB zum Jahresende ins Gespräch gebracht, weil der Inflationsdruck wegen des niedrigen Ölpreises gering bleibe.

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AUTOWERTE GEFRAGT - VERSORGER GEBEN DEUTLICH NACH

Größte Gewinner im Dax waren die Aktien von konjunkturabhängigen Unternehmen. So verteuerten sich ThyssenKrupp um vier Prozent auf 23,62 Euro. Hier half laut Händlern eine positive Analystenstudie: Die Experten von Exane BNP Paribas hatten das Kursziel um neun Prozent auf 24 Euro angehoben. Auch die Autowerte standen in der Gunst der Anleger ganz oben. BMW, Daimler und VW legten zwischen zwei und drei Prozent zu. Im MDax schossen Südzucker um rund zehn Prozent in die Höhe. Goldman Sachs hatte die Aktien auf "Neutral" von "Sell" hochgestuft.

Dagegen gehörten die Versorgerwerte zu den wenigen Dax-Verlierern. Die AKW-Betreiber in Deutschland haben in ihrem Kampf gegen die milliardenschwere Brennelementesteuer einen schweren Dämpfer erhalten. Die seit 2011 erhobene Abgabe des Bundes verstoße nicht gegen EU-Recht, erklärte Generalanwalt Maciej Szpunar vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Die entsprechenden EU-Richtlinien stünden einer solchen Steuer nicht entgegen. Gegen die Steuer haben E.ON, RWE und EnBW geklagt. Der RWE-Kurs brach daraufhin um bis zu knapp sieben Prozent ein, E.ON verbilligten sich um rund fünf Prozent.

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SANTANDER UND BP LEGEN NACH ZAHLEN ZU

An der Börse in Madrid verteuerten sich die Aktien von Santander um 3,6 Prozent. Die spanische Großbank hat im Schlussquartal 2014 deutlich mehr verdient. In London legten BP nach Vorlage von Zahlen um 3,4 Prozent zu. Der Ölpreisrutsch hat den Briten zwar einen Gewinneinbruch eingebrockt, doch fiel dieser nicht so heftig aus wie von Analysten befürchtet.

Die geplanten Wertpapierkäufe der EZB trieben auch die Kurse der Bundesanleihen von einem Hoch zum nächsten. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel erstmals unter diejenige der vergleichbaren japanischen Bonds. Die deutschen Papiere rentierten bei 0,334 Prozent und die japanischen Anleihen bei 0,362 Prozent.

Reuters