Die Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus haben die Börsen am Mittwoch gestützt. Die weiter steigenden Infektionszahlen dämpften die Kauflaune der Anleger allerdings. "Die ganz große Euphorie auf dem Parkett ist erst einmal vorbei", doch die gute Börsenlaune vom Wochenstart halte sich, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Nun stehe ein "Realitätscheck" der Rally an. Zudem sind laut Marktanalyst Milan Cutkovic von Axi nicht alle Investoren rundweg begeistert. "Viele Fragen über den möglichen Covid-19-Impfstoff sind weiterhin unbeantwortet und nach wie vor gibt es beträchtliche Hindernisse."

Am Montag hatten das Biotech-Unternehmen Biontech und sein US-amerikanischer Partner Pfizer positive Ergebnisse bei einer entscheidenden Studie mit dem Corona-Impfstoff bekannt gegeben. Diese Impfstoff biete einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Die beiden Unternehmen wollen noch im November eine Notfallgenehmigung in den USA beantragen. Die Meldung hatte weltweit für Euphorie gesorgt. Getrieben von Impfstoffhoffnungen und dem Sieg von Joe Biden bei der US-Präsidentschaftswahl war der DAX am Montag zwischenzeitlich um mehr als 800 Punkte auf fast 13 300 Punkte gestiegen. Auf diesem Stand wurden dann zwar moderat Gewinne mitgenommen, doch vorsichtig nähert sich der Dax dieser Marke wieder an.

Die Europäische Union sicherte sich am Mittwoch bis zu 300 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs der beiden Pharmaunternehmen. Die Liefervereinbarung zwischen der Europäischen Kommission und den Impfstoffherstellern wurde unter Dach und Fach gebracht. Der Vertrag sieht den Kauf von zunächst 200 Millionen Impfstoffdosen vor sowie wie geplant eine Option auf weitere 100 Millionen Dosen. Wenn der Impfstoff zugelassen wird, soll die Auslieferung voraussichtlich noch Ende dieses Jahres beginnen. "Das bringt uns einer nachhaltigen Lösung der Pandemie näher", sagte Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Die Bundesregierung rechnet mit bis zu 100 Millionen Impfdosen für Deutschland, auch über eine bilaterale Vereinbarung mit Biontech.

Stützend dürften am Mittwoch indes auch die Aussagen auf der Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) gewirkt haben. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte unter anderem, die Notenbank werde auch in der zweiten Virus-Welle beistehen. Die Notenbank müsse die "Lücke füllen", bis die Covid-19-Impfungen weit fortgeschritten seien.

In Erwartung einer raschen Genesung der Wirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandemie decken sich weitere Anleger mit US-Aktien ein. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 stiegen zur Eröffnung am Mittwoch um bis zu 1,5 Prozent. "Es wird zwar einige Zeit dauern, bis ein erheblicher Teil der Bevölkerung geimpft ist", sagte Randy Frederick, Manager beim Brokerhaus Charles Schwab. Die Fortschritte bei der Entwicklung eines Wirkstoffs zeichneten aber ein helleres Bild der Zukunft.

Was am Mittwoch an der Börse sonst noch wichtig war


Continental fängt sich etwas - Neue Sonderkosten belasten
Nach dem Corona-Einbruch im Frühjahr läuft das Geschäft bei Continental wieder besser. Doch der teure Konzernumbau und die trüben Aussichten für die weltweite Autoproduktion halten den Zulieferer weiter unter Druck. Der Konzern gab sich nach dem dritten Quartal nun einen neuen Ausblick. Die Aktie verlor am Mittwoch nach den starken Vortagen.

Zweiter Lockdown lässt Energiekonzern Eon kalt - Aktie zieht an
Der Corona-Schock vom Frühjahr wirkt noch leicht nach, aber der Energiekonzern Eon bleibt positiv gestimmt. Hatte Eon im Folge des ersten Lockdowns unter einer sinkenden Stromnachfrage zu leiden, erholt sich der Markt nun schneller als gedacht. Die durch die Netze beförderten Mengen seien wieder auf Vorjahresniveau, teilte Eon-Finanzvorstand Marc Spieker am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit. Die neuen Corona-Maßnahmen, die seit der vergangenen Woche gelten, haben aus Sicht von Eon bisher keine Auswirkungen auf die Stromnachfrage. Im Frühjahr war der Lockdown viel umfassender, in Teilen stand auch die Industrie still.

Apple greift traditionellen PC-Markt mit eigenem Chip an
Bei Apple beginnt ein neues Zeitalter: 15 Jahre lang hat der Konzern seine Macintosh-Computer mit den Chips von Intel gebaut. Künftig gehen Apple und Intel aber getrennte Wege. Der iPhone-Konzern hat nun die ersten drei Mac-Modelle mit Chips aus eigener Entwicklung vorgestellt. Apple verspricht, dass die Computer dadurch deutlich schneller und auch stromsparender arbeiten. Mit dem Umstieg kann der Konzern zudem erstmals seine Macs auf derselben Software-Plattform wie seine iPhones und iPads betreiben. "Dies ist ein historischer Tag für den Mac", sagte Apple-Chef Tim Cook.

Autozulieferer Leoni bleibt in roten Zahlen - Corona belastet weiter
Trotz einer leichten Erholung hat der ohnehin angeschlagene Autozulieferer Leoni auch im dritten Quartal unter den Folgen der Corona-Krise gelitten und tiefrote Zahlen geschrieben. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 52 Millionen Euro, wie das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte Leoni einen Verlust von 88 Millionen Euro eingefahren, das Minus konnte also zumindest etwas eingedämmt werden. Aktuell steckt Leoni im Umbau.

Bechtle hebt Gewinnprognose nach starkem Quartal an
Der IT-Dienstleister Bechtle kommt weiter gut mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zurecht. Nach einem starken dritten Quartal hob Vorstandschef Thomas Olemotz nun die Ergebnisprognose an, wie es einige Experten bereits erwartet hatten. Vor allem die Einrichtung und das Management von IT-Systemen liefen bei Bechtle rund, aber auch der Onlinehandel von IT-Produkten kam wieder besser in Tritt. Die Aktie legte nach der Achterbahnfahrt der vergangenen Tage deutlich zu.

rtr/dpa-AFX/fh