"Wir glauben zwar nicht, dass der Markt seine jüngsten Tiefs noch einmal antesten wird", sagte Tony Huntley, Chef-Anleger des Fondsanbieters Adansonia. "Das Beste hat er aber wohl schon hinter sich." Powell hatte am Mittwoch vor der schärfsten US-Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg gewarnt. Die Erholung der Wirtschaft werde dauern. "Investoren beginnen zu realisieren, dass die Konjunkturhilfen nicht ausreichen, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Pleitewelle, die wir sehen werden, zu verhindern", sagte Rabobank-Volkswirt Stefan Koopman.

DOLLAR, GOLD UND ANLEIHEN GEFRAGT - ÖLPREIS STEIGT


Dies trieb Anleger in "sichere Häfen" wie die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,3 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 100,545 Punkten. Zusätzlichen Rückenwind erhalte die US-Währung von der Absage Powells an negative Leitzinsen, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.

Die Aufwertung des Dollar bremse zwar den Kursanstieg der "Antikrisen-Währung" Gold, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Angesichts der anhaltenden Spekulationen um negative US-Leitzinsen bleibe ein Preisanstieg auf 2000 Dollar aber realistisch. Am Donnerstag stagnierte das Edelmetall bei 1713 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Ein starker Dollar verteuert Gold für Investoren außerhalb der USA. Schutz suchten Investoren auch bei Staatsanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf minus 0,557 von minus 0,526 Prozent.

Gefragt war auch Rohöl. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,2 Prozent auf 29,83 Dollar je Barrel (159 Liter). Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg verwies auf Anzeichen eines zurückgehenden Überangebots, nachdem die US-Lagerbestände in der vergangenen Woche erstmals seit Januar gefallen waren.

STARKE ZAHLEN BEFLÜGELN EURNEXT


Bei den europäischen Aktienwerten stach Euronext heraus. Die Titel des Börsenbetreibers stiegen in der Spitze um knapp neun Prozent auf ein Rekordhoch von 88,90 Euro. Dank gestiegener Umsätze und geringerer Kosten habe das Quartalsergebnis die Erwartungen übertroffen, lobte Analyst Martin Price von der Investmentbank Jefferies. Vor allem das Aktiengeschäft laufe gut und könne mittelfristig für positive Überraschungen sorgen.

Die Papiere von Ceconomy steuerten dagegen mit einem Minus von zeitweise mehr als 15 Prozent auf einen der größten Tagesverluste der Firmengeschichte zu. Der operative Verlust der MediaMarkt/Saturn-Mutter sei überraschend hoch ausgefallen, monierte Analyst Volker Bosse von der Baader Helvea Bank. Gleiches gelte für die Abschreibungen auf die Beteiligung am französischen Elektronik-Händler Fnac Darty. Dessen Aktien fielen in Paris um acht Prozent.

rtr