"Die Zinsen werden zum multiplen Risiko", warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Die dadurch höheren Finanzierungskosten drückten auf die Gewinne. Zudem seien die Anleger bei steigenden Zinsen deutlich weniger bereit, hohe Aktien-Bewertungen zu bezahlen. Der Anstieg der US-Inflationsrate auf den höchsten Stand seit 40 Jahren habe auf alle Fälle wieder vermehrt Unruhe an die Finanzmärkte gebracht, fassten die Strategen von Raiffeisen Research zusammen.

OPEC RECHNET MIT STÄRKERER ÖL-NACHFRAGE - BRENT TEURER


Öl ins Feuer goss der US-Notenbanker James Bullard, der im Kampf gegen die Inflation drastischere Zinsanhebungen befürwortet. An den Finanzmärkten wurde bislang für März mit einem ersten Schritt nach oben gerechnet, dem bis zu fünf weitere folgen könnten. Einige Anleger stellen sich nun darauf ein, dass der große Zinsschritt eines halben Punktes bereits im März erfolgen könne. Im Januar hatte die Fed den Schlüsselsatz noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent belassen.

Rohstoff-Anleger befürchteten einen Rückgang der Nachfrage bei steigenden Zinsen, sagten Börsianer. Dies brockte dem Industriemetall Kupfer ein Kursminus von 3,9 Prozent auf 9858 Dollar je Tonne ein. Der ebenfalls gesunkene Ölpreis drehte indes wieder ins Plus. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) sieht angesichts der Konjunkturerholung nach der Pandemie eine stärker steigende Ölnachfrage in diesem Jahr. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,7 Prozent auf 92,97 Dollar je Fass.

MERCEDES-BENZ ÜBERZEUGEN - DELIVERY HERO AUF TALFAHRT


Unter größerem Verkaufsdruck standen die europäischen Technologiewerte, deren Index 2,1 Prozent einbüßte. Höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Strahlen konnten hingegen die Anleger von Mercedes-Benz. Die Aktien sprangen um 6,7 Prozent an. Auch andere Titel aus dem Autosektor waren gefragt. BMW gewannen 2,7 Prozent. Das Wachstum von Mercedes-Benz schüre höhere Erwartungen für das laufende Jahr, kommentierte Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies.

Bei Delivery Hero hatten Anleger hingegen noch an dem enttäuschenden Ausblick zu knabbern. Die Aktien des Essenlieferanten fielen um 11,8 Prozent auf 41 Euro, nachdem sie am Donnerstag einen Rekord-Tagesverlust von gut 30 Prozent verbucht hatten. Analyst Marcus Diebel von der Bank JPMorgan warf wegen der hohen Verluste die Frage nach einer Kapitalerhöhung auf. Zahlreiche Analysten setzten ihre Kursziele für die Aktien herunter.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


BMW übernimmt Mehrheit an chinesischem Joint Venture - Sondereffekt
Der Autobauer BMW hat die vor einigen Jahren eingeleitete Mehrheitsübernahme des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance Automotive (BBA) abgeschlossen. Im Zuge des Geschäfts rechnet der Dax -Konzern mit einem positiven Sondereffekt in Milliardenhöhe, wie er am Freitag in München mitteilte. BMW Brilliance Automotive (BBA) habe die notwendigen Lizenzen von den chinesischen Behörden erhalten, womit BMW nun mittelbar 75 Prozent an BBA halte. Brilliance China Automotive halte die restlichen 25 Prozent.

Carl Zeiss Meditec bekommt reichlich Aufträge - Kosten belasten Marge
Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec ist schwungvoll in sein neues Geschäftsjahr gestartet. Im ersten Quartal von Oktober bis Dezember profitierte der MDax -Konzern von einem lebhaften Bestellverhalten der Kunden. Allerdings sank in den drei Monaten die Profitabilität des Unternehmens deutlich stärker als an der Börse erwartet. Die Aktie machte vor dem Wochenende einen Satz nach unten.

Rheinmetall fährt deutlich mehr operatives Ergebnis ein - Wachstumsdämpfer
Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall hat im abgelaufenen Geschäftsjahr die zuletzt in Aussicht gestellte Ergebnisentwicklung übertroffen. Das operative Ergebnis stieg um rund ein Drittel über den entsprechenden Vorjahreswert auf 595 Millionen Euro, wie der im MDax notierte Konzern am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Damit habe das Unternehmen eine operative Marge von voraussichtlich rund 10,5 Prozent erreicht - etwas mehr als die Prognose von rund 10 Prozent. Analysten hatten mit rund 570 Millionen Euro auch weniger erwartet. Die Aktie stieg nach der Mitteilung um ein Prozent auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren, zuletzt verringerte sich das Plus aber schon wieder.

Covestro trotzt hohen Energiepreisen - Dividendensprung erwartet
Die Aktionäre des Kunststoffkonzerns Covestro können sich nach einer starken Geschäftsentwicklung auf eine hohe Gewinnbeteiligung freuen. "Die Dividende pro Aktie für 2021 wird die höchste sein, die Covestro bisher gezahlt hat", sagte Finanzvorstand Thomas Toepfer der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag" laut einer Vorabveröffentlichung am Freitag. Der Manager sieht zudem auch 2022 und 2023 Wachstumspotenzial für den Konzern deutlich über dem der gesamten Wirtschaft. Eine Erholung der Autoindustrie könnte zusätzlichen Schub liefern. Mit Blick auf die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise gibt sich Toepfer eher entspannt.

Autoverkäufe des VW-Konzerns bleiben zum Jahresstart schwach
Der Volkswagen -Konzern ist zum Start ins neue Jahr weiter deutlich hinter früheren Verkaufszahlen zurückgeblieben. Nach Angaben vom Freitag lieferte Europas größte Autogruppe im Januar weltweit knapp 700 000 Fahrzeuge aus, 15,2 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Alle Regionen lagen dabei im Minus - besonders Südamerika (-38,1 Prozent), aber ebenso der wichtigste Markt China (-18,3 Prozent), wo VW derzeit auch mit E-Modellen teils unter den Erwartungen bleibt, sowie die Heimat Westeuropa (-3,9 Prozent). In Nordamerika sanken die Auslieferungen im Vergleich zum Jahresbeginn 2021 um 5 Prozent, in Mittel- und Osteuropa um mehr als ein Fünftel.

British American Tobacco wächst langsamer - Zigarettenalternativen auf Vormarsch
Der Tabakkonzern British American Tobacco rechnet mit einer steigenden Profitabilität im laufenden Jahr. Der währungsbereinigte Gewinn je Aktie (EPS) solle im hohen einstelligen Bereich zulegen, teilte das Unternehmen am Freitag in London mit. 2021 lag das Wachstum bei 6,6 Prozent. Die Aktie stieg um 0,4 Prozent auf 3282 Britische Pfund.

rtr/dpa-AFX/