Der DAX hat am Freitag dann doch noch von seiner schwächeren Seite gezeigt und nahezu seine kompletten Kursgewinne am Nachmittag wieder abgegeben. Zu Handelsbeginn hatte der Leitindex noch mehr als sechs Prozent zugelegt. Die Bundesregierung hatte angekündigt, mithilfe umfangreicher Staatshilfen den Unternehmen, die von der Coronavirus-Pandemie betroffen sind, unter die Arme zu greifen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) kündigten am Freitag unbegrenzte Kreditprogramme für betroffene Firmen an. Der Bund habe dafür Garantierahmen in Milliardenhöhe angehoben. Der Staat übernimmt damit erheblich mehr Risiko, falls Kredite nicht zurückgezahlt werden. Außerdem geht es um die Stundung von Steuern und Abgaben in Milliardenhöhe. Altmaier und Scholz machten zudem klar: Bei einer weiteren Verschärfung werde der Bund nachlegen. Mehr zu den Hilfen des Bundes lesen Sie hier.

Der Autozulieferer Continental verschiebt als erster DAX-Konzern seine Hauptversammlung. Das Treffen war für Ende April angesetzt. Damit folge man der Weisung des niedersächsischen Gesundheitsministeriums, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen, so Conti. Eine Absage bzw. Verschiebung hat weitreichende Folgen etwa für die Dividendenzahlung. Mehr zur Dividendenzahlung lesen Sie hier. Für Conti hat die Verschiebung noch weiter reichende Folgen, denn dadurch können die Aktionäre die geplante Abspaltung der Antriebssparte Vitesco mit anschließendem Börsengang erst zu einem späteren Zeitpunkt beschließen. Die Vorbereitungen werden jedoch fortgeführt. "Die Entscheidung zum Spin-Off von Vitesco Technologies wird durch die Verschiebung nicht in Frage gestellt", betonte Konzernchef Elmar Degenhart.

Wegen der immensen Folgen des Coronavirus auf das Geschäft lotet die Lufthansa die Chance auf staatliche Unterstützung aus. "Wir sprechen mit den Regierungen der Heimatmärkte über mögliche Staatshilfen", sagte ein Konzernsprecher am Freitag und bestätigte damit einen Bericht aus der Online-Ausgabe des "Handelsblatts". Neben der deutschen Regierung sei man mit den Regierungen von Österreich, Belgien und der Schweiz im Gespräch, in denen der Konzern mit seinen Tochtergesellschaften Austrian, Brussels und Swiss vertreten ist. Mehr zur Lufthansa lesen Sie hier.


Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war

Bund bestellt 10.000 Beatmungsgeräte bei Drägerwerk
Der Lübecker Medizintechnikkonzern Drägerwerk hat von der Bundesregierung einen Großauftrag zur Lieferung von 10.000 Beatmungsgeräten erhalten. Die Abwicklung des Auftrages werde sich über das ganze Jahr erstrecken, teilte Dräger am Freitag mit. Außerdem liefere das Unternehmen an die Bundesregierung auch persönliche Schutzausrüstung für das Personal in Krankenhäusern. Am Donnerstagabend hatte die Bundesregierung als Reaktion auf die Ausbreitung des Coronavirus angekündigt, die Beatmungskapazitäten in Deutschland deutlich auszubauen.

Wirecard: Vorerst kein Korrekturbedarf bei Jahresabschlüssen
Der Zahlungsabwickler Wirecard sieht die Sonderprüfung seiner Bücher mit Blick auf das Singapur-Geschäft als "weitestgehend abgeschlossen" an. "Diese Teile der Sonderuntersuchung haben in diesen Untersuchungsgebieten aus heutiger Sicht keine substanziellen Feststellungen ergeben, die für die Jahresabschlüsse im Untersuchungszeitraum 2016, 2017 und 2018 zu Korrekturbedarf führen würden", teilte Wirecard am späten Donnerstagabend in Aschheim mit. Ein anderer Teil der Untersuchung laufe noch, nämlich die Einsicht in das Drittpartnergeschäft. Die im Dax notierte Aktie erholte sich am Vormittag um 12 Prozent, nachdem sie zuletzt mit dem Gesamtmarkt wegen der Coronaviruskrise deutlich abgerutscht war.

Fraport erwartet 2020 Gewinneinbruch
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport erwartet wegen der Coronavirus-Krise in diesem Jahr einen herben Gewinnrückgang. Mit Blick auf die vergangenen Tage lägen die aktuellen Passagierzahlen bereits 45 Prozent unter den Vorjahreswerten, sagte Vorstandschef Stefan Schulte am Freitag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Das könne sich mit der US-Einreisesperre noch auf minus 60 Prozent steigern. Das Unternehmen plant für tausende Mitarbeiter Kurzarbeit und will den Antrag dafür in der kommenden Woche bei der Arbeitsagentur stellen.

Corona-Krise lässt China-Verkäufe von VW abstürzen - Bald Besserung?
Die Coronavirus-Krise und die schwächere Konjunktur in vielen Ländern haben die Verkäufe des VW-Konzerns nach einem ersten Einbruch im Januar auch im Februar schwer belastet. Im wichtigsten Einzelmarkt China stürzten die Auslieferungen während des zurückliegenden Monats im Vorjahresvergleich um fast drei Viertel (74,0 Prozent) auf 60 900 Fahrzeuge ab. Dies teilte das Unternehmen am Freitag mit. Der Effekt war maßgeblich dafür verantwortlich, dass auch bei weltweiter Betrachtung ein erhebliches Minus um 24,6 Prozent auf 546 300 Autos in der Absatzstatistik der Wolfsburger stand. VW erwartet, dass sich die Lage aber bald wieder etwas stabilisiert.

Deutsche Bank hält trotz Corona-Krise beim Gewinn an Jahresziel fest
Die Deutsche Bank hält trotz wachsender Sorgen vor dem Absturz der Wirtschaft in eine Rezession beim Gewinn an ihrem Jahresziel fest. "Noch lässt sich nicht genau sagen, welche konkreten Auswirkungen Corona für die Wirtschaft haben wird", sagte Finanzvorstand James von Moltke dem "Handelsblatt" (Freitag). "Wenn sich die Wirtschaft nach einem scharfen Einbruch schnell wieder erholt, sehe ich bislang keinen Grund dafür, unser Ziel für dieses Jahr zu relativieren." Nach fünf Verlustjahren in Folge strebt der Vorstand des größten deutschen Geldhauses für dieses Jahr zumindest vor Steuern wieder einen Gewinn an.

RTL will 'nationale Streaming-Champions' schaffen - Aktie steigt
Der Medienkonzern RTL setzt nach erreichten Jahreszielen weiter auf den Ausbau seiner Streaming-Dienste in Deutschland und den Niederlanden. Bis 2025 sollen jährlich rund 350 Millionen Euro in die Inhalte von TV Now und Videoland fließen, wie die im MDax notierte Bertelsmann-Tochter am Freitag in Luxemburg mitteilte. Damit will RTL in dem Zeitraum auf 5 bis 7 Millionen zahlende Abonnenten kommen - derzeit beläuft sich die Zahl hier auf 1,44 Millionen.

Sportevents gestoppt oder abgesagt - Debatte um Olympia
Die Folgen der Coronavirus-Krise werden auch im Sport immer dramatischer. Fußball-Bundesliga, Formel 1, Champions League oder Traditionsveranstaltungen wie der Giro d'Italia bekommen die volle Wucht der Wirklichkeit zu spüren. Die Verschiebung der Fußball-Europameisterschaft in das kommende Jahr scheint unausweichlich. Nur das IOC mit dem deutschen Präsidenten Thomas Bach an der Spitze hält noch an seinem Hochglanz-Produkt Olympische Spiele in Tokio im Sommer fest.

Bundesrat billigt verbessertes Kurzarbeitergeld und Mietpreisbremse
Der Bundesrat hat Hand in Hand mit dem Bundestag den Weg für das erleichterte Kurzarbeitergeld freigemacht. Unmittelbar nach der Verabschiedung im Parlament ließ auch die Länderkammer am Freitag den Gesetzentwurf mit den Regelungen passieren. Sie gelten als wichtiges Schutzinstrument für Wirtschaft und Arbeitsmarkt in der Corona-Krise. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach von einem "wirklichen Schweinsgalopp", in dem das Gesetz verabschiedet worden sei. Der Bundesrat billigte unter anderem auch die Verlängerung und Verschärfung der Mietpreisbremse sowie das Aufstiegs-Bafög.

Brüssel stemmt sich gegen Coronaviruskrise
In Erwartung einer Wirtschaftskrise wegen der Coronavirus-Epidemie hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Freitag ein milliardenschweres Notprogramm vorgeschlagen. Die EU-Staaten sollen trotz europäischer Schulden-, Defizit- und Beihilferegeln nahezu freie Hand bekommen, Unternehmen, Arbeitnehmer und Bürger mit großzügigen Hilfen in der Krise zu unterstützen. Denn die EU-Kommission rechnet nun für 2020 statt mit Wachstum mit einer deutlichen Schrumpfung der Wirtschaft.

USA: Konsumklima der Uni Michigan trübt sich deutlich ein
Angesichts der Verschärfung der Coronavirus-Krise hat sich die Stimmung der US-Verbraucher im März merklich eingetrübt. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima fiel gegenüber dem Vormonat um 5,1 Punkte auf 95,9 Zähler, wie die Universität am Freitag auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte. Der Rückgang fiel jedoch nicht ganz so deutlich aus wie erwartet. Volkswirte hatten nur mit 95,0 Punkten gerechnet.

EZB-Rat Visco: Anleihekäufe könnten bei Bedarf vorgezogen werden
Die Europäische Zentralbank (EZB) kann nach Einschätzung des italienischen Notenbankchefs, Ignazio Visco, den Kauf von Staatsanleihen zeitlich vorziehen. So könnte die Notenbank die Käufe im Falle einer Verschärfung der Virus-Krise auch auf konkrete Länder konzentrieren, sagte Visco, der auch EZB-Ratsmitglied ist, dem Fernsehsender Bloomberg TV am Freitag. Die EZB-Entscheidungen vom Donnerstag seien nicht das letzte Wort gewesen.

rtr/dpa-AFX/fh