"Die Hoffnung lebt weiter, dass die Handels- und Geldpolitik zukünftig zu besseren konjunkturellen Rahmenbedingungen führen wird", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Chris Williamson, Chef-Volkswirt des Research-Hauses IHS Markit, warnte allerdings vor überzogenen Erwartungen. Zwar beurteile auch er die wirtschaftlichen Aussichten etwas optimistischer. "Bis zur Rückkehr zu Wachstum ist es aber noch ein langer Weg."

Die People's Bank of China (PBoC) senkte die Anforderungen für Einlagen der Geschäftsbanken und machte damit umgerechnet rund 100 Milliarden Euro für zusätzliche Kredite frei. "Dieser Schritt war zwar angekündigt, ist aber ein willkommenes Neujahrsgeschenk", sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Die Börse Shanghai schloss als Reaktion hierauf 1,1 Prozent im Plus.

NACH DEM DEAL IST VOR DEM DEAL

Die für den 15. Januar geplante Unterzeichnung des Teil-Handelsabkommens zwischen den USA und China verschaffe den Börsen nur eine Atempause, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Denn nach der Unterzeichnung beginnen die Verhandlungen über ein großes Handelsabkommen. Und die dürften mindestens so schwergängig werden wie die bisherigen Verhandlungen."

Zunächst waren die Optimisten allerdings in der Überzahl. Sie deckten sich vor allem mit Finanz- und Rohstoffwerten ein, die traditionell sensibel auf die Konjunkturaussichten reagieren. Die Indizes für diese beiden Branchen gewannen bis zu 1,8 Prozent. Bei den Geldhäusern gehörten Deutsche Bank und Commerzbank mit einem Kursplus von jeweils rund fünf Prozent zu den Favoriten. Die Bergbaufirmen Glencore und Antofagasta rückten bis zu 3,5 Prozent vor. China ist der weltgrößte Abnehmer zahlreicher Rohstoffe, unter anderem von Kupfer.

Gefragt waren auch die Papiere von Airbus, die sich in Paris um 3,3 Prozent verteuerten. Insidern zufolge steigerte der Flugzeugbauer seine Auslieferungen 2019 überraschend stark und löste den Erzrivalen Boeing als Branchenprimus ab.

ÖL IM AUFWIND - ANLEIHEN UNTER DRUCK

Positive Stimmung bestimmte auch den Rohölmarkt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 66,22 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Zusammenstöße zwischen dem US-Militär und schiitischen Milizen im Irak wirkten sich bislang zwar noch nicht auf die dortige Ölproduktion aus, schrieben die Experten der Beratungsfirma JBC Energy. Es bestehe aber die Gefahr einer Eskalation der Spannungen. Die anziehenden Energiepreise gaben den Ölkonzernen Auftrieb. So legten die Aktien von BP und Shell in London um bis zu 2,1 Prozent zu.

In der Hoffnung auf eine anziehende Konjunktur warfen Anleger dagegen Anleihen aus ihren Depots. Dies trieb die Renditen der zehnjährigen Titel aus Deutschland und Frankreich jeweils auf den höchsten Stand seit etwa sieben Monaten. Parallel dazu teilte die Handelsplattform Tradeweb mit, dass das Volumen europäischer Staatsanleihen mit negativer Rendite im Dezember auf 4,14 Billionen Euro gesunken sei. Das entspreche einer Quote von 52 Prozent und sei der niedrigste Stand seit sieben Monaten.

rtr