An der Börse galt eine Leitzins-Anhebung der US-Notenbank Fed am Abend um einen halben Prozentpunkt als ausgemacht. Entscheidender sei daher der Ausblick für das Erhöhungstempo in den kommenden Monaten, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Bekommen wir eine weitere Anhebung um 0,50 Prozentpunkte im Juni und wie sieht der Zeitrahmen für den Abbau der Wertpapierbestände aus?" Nach Einschätzung von Neil Wilson, dem Chef-Analysten des Online-Brokers Markets.com, wird die Fed die Geldpolitik über den Sommer deutlich straffen, um die Inflation in den Griff zu bekommen. "Das Mantra lautet: Hart und schnell reagieren."

Vor diesem Hintergrund blieb der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, mit 103,37 Punkten auf Tuchfühlung mit seinem jüngsten Mehrjahres-Hoch. Gleiches galt für die Rendite der zehnjährigen US-Bonds, die bei 2,973 Prozent lag.

WANN LÄUTET DIE EZB DIE ZINSWENDE EIN? - ÖLPREIS STEIGT


Der anhaltende Preisdruck setzt auch die Europäische Zentralbank (EZB) unter Zugzwang. "Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln", sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel in einem Zeitungsinterview.Read full story Chris Scicluna, leitender Analyst beim Brokerhaus Daiwa, wertete diese Aussage als Ausdruck der Mehrheitsmeinung in der Notenbank-Führung.

Da immer mehr Investoren mit einer EZB-Zinswende im Juli rechnen, warfen sie Staatsanleihen aus der Euro-Zone aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigenDE10YT=RR Bundestitel zeitweise auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 1,036 Prozent.

Am Rohölmarkt war der geplante Stopp russischer Importe in die EU das bestimmende Thema.Read full story Die Sorte BrentLCOc1 aus der Nordsee verteuerte sich daraufhin um 4,2 Prozent auf 109,29 Dollar je Barrel (159 Liter). "Ein Öl-Embargo wäre für die deutsche Wirtschaft wie auch für Europa insgesamt zu bewältigen", sagte Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck. Schließlich gebe es neben Russland zahlreiche weitere Lieferanten. Außerdem sei in den kommenden Monaten wegen der abkühlenden Konjunktur mit einer geringeren Nachfrage und einem Rückgang des ÖlpreisesOILOIL zu rechnen.

ESSENSLIEFERANTEN UND FAHRDIENST-VERMITTLER AUF TALFAHRT


Am Aktienmarkt verdarb eine Reihe von Negativ-Nachrichten Investoren den Appetit auf Essenslieferanten und Fahrdienst-Vermittler. So warnte Lyft vor steigenden Kosten, um Fahrer zu dem Unternehmen zurückzulocken. Die Aktie brach daraufhin im vorbörslichen US-Geschäft um 25 Prozent ein, so stark wie nie. Es sei interessant zu sehen, ob Rivale Uber Fahrern ebenfalls größere Anreize bieten müsse, kommentierte Analyst Tom White vom Research-Haus D.A. Davidson.

Uber zufolge besteht dazu kein Anlass. Außerdem stellte das Unternehmen, das ebenso wie Lyft auch Restaurant-Mahlzeiten und Lebensmittel ausliefert, für das laufende Quartal ein Ergebnis über Markterwartungen in Aussicht. Die Titel gaben vorbörslich dennoch zwei Prozent nach. Auch die reinen US-Essenslieferanten DoorDash und Grab konnten sich dem Lyft-Sog nicht entziehen und rutschten um bis zu drei Prozent ab.

In Europa gerieten die Konkurrenten Delivery Hero, Hellofresh, Deliveroo und die "Lieferando"-Mutter Just Eat Takeaway unter Verkaufsdruck. Ihre Papiere verbilligten um bis zu 7,4 Prozent. Bei Just Eat Takeaway schlug außerdem eine Führungskrise unmittelbar vor der Hauptversammlung auf die Stimmung.

rtr