Spekulationen auf eine rückläufige Nachfrage lastete auf den Ölpreisen. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um gut ein Prozent auf 75 Dollar je Barrel. "Obwohl Labortests gezeigt haben, dass der Pfizer-Impfstoff eine neutralisierende Wirkung auf Omikron hat, werden neue Maßnahmen eingeführt, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen", sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. So hielt der britische Premierminister Boris Johnson unter anderem Arbeitnehmer dazu an, ab Montag von zu Hause aus zu arbeiten.

Dies bereite der Erholung der Touristikwerte und stationären Einzelhändler ein vorläufiges Ende, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Die beiden Branchenindizes fielen um jeweils etwa ein Prozent. In London büßten die Aktien von Hotel-, Restaurant- und Kneipenketten wie JD Wetherspoon oder Restaurant Group bis zu 5,5 Prozent ein.

JAHRESENDRALLY IN GEFAHR - WARTEN AUF INFLATIONSDATEN


Eine Jahresendrally, sofern sie in diesem Jahr überhaupt stattfinde, könnte wegen Omikron zum Hürdenlauf werden, warnte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. Bislang kommt der Dax seit Januar auf ein Plus von rund 14 Prozent. Er liegt allerdings mehr als 600 Punkte unter seinem Rekordhoch vom November.

Zurückhaltung herrschte an den Börsen auch im Vorfeld der Inflationsdaten aus den USA, die am Freitag im Kalender stehen. Fällt die Preissteigerung erneut höher aus, dürften auch Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung verstärkt die Runde machen. Laut US-Notenbankchef Jerome Powell ist die Wirtschaft derzeit sehr stark und zugleich der Inflationsdruck hoch. Daher fasst die Notenbank einen schnelleren Abbau ihrer Anleihenkäufe auf dem Weg zu einer Zinserhöhung ins Auge.

EU NIMMT ESSENSLIEFERANTEN ENGER AN DIE KANDARE


Das strengere Vorgehen der EU zur Scheinselbstständigkeit sorgte bei Lieferdiensten & Co für Kursverluste. Aktien von Deliveroo, "Foodpanda"-Betreiber Delivery Hero und der "Lieferando"-Mutter Just Eat Takeaway fielen um bis zu 2,1 Prozent. Einem Gesetzentwurf zufolge sollen Unternehmen Fahrer, für die sie Verhaltensregeln aufstellen und die Bezahlung festlegen, als Angestellte beschäftigen und ihnen damit bezahlten Urlaub, Rentenansprüche und Mindestlohn gewähren.

Im Finanzsektor ging es für Deutsche Bank knapp drei Prozent abwärts. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge steht dem Geldhaus neuer Ärger mit den US-Behörden ins Haus. Wie das Blatt schreibt, hat das Justizministerium der Deutschen Bank mitgeteilt, dass es im Zusammenhang mit Nachhaltigkeits-Investments der Fondstochter DWS gegen einen früheren, in einem anderen Zusammenhang geschlossenen Vergleich verstoßen haben könnte. DWS-Titel gaben 0,6 Prozent nach.

An der Mailänder Börse bescherte ein optimistischer Ausblick UniCredit dagegen den größten Kurssprung seit einem Jahr. Die Aktien stiegen um bis zu zwölf Prozent und waren mit 12,92 Euro so teuer wie zuletzt vor knapp zwei Jahren. Die neuen Gewinnziele lägen über den Markterwartungen, lobte Analyst Benjie Creelan-Sandford von der Investmentbank Jefferies.

rtr