"Der Markt wird eine Geisel der einlaufenden Schlagzeilen bleiben, bis es etwas Klarheit über die Lage gibt", sagte der Investment-Analyst Marios Hadjikyriacos vom Online-Broker XM zu der Situation in der Ukraine.

Aus dem Osten der Landes wurden begrenzte Gefechte zwischen Separatisten und ukrainischer Armee gemeldet. "Das Risiko eines russischen Einmarsches in die Ukraine ist aus Sicht der Marktteilnehmer trotz gegenteiliger Beteuerungen Russlands nicht gebannt", warnte der Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank. Russland hatte einen Teilabzug der Truppen angekündigt, was im Westen mit Skepsis aufgenommen wurde.

Angesichts der Unsicherheit waren sichere Anlagehäfen gefragt. Der Goldpreis schwang sich zwischenzeitlich um 1,4 Prozent auf ein Achteinhalb-Monats-Hoch von 1895,32 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Auch die Kurse von Staatsanleihen zogen an, im Gegenzug fiel die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries und ihrer deutschen Pendants auf 1,986 beziehungsweise 0,244 Prozent.

Zwar befürchteten Rohstoff-Anleger, dass ein Krieg zu Sanktionen gegen russisches Öl führen und die weltweite Versorgung mit dem Rohstoff einschränken würde. Allerdings weckten positive Signale von den Verhandlungen über das Atomabkommen mit dem Iran die Hoffnung auf die Rückkehr iranischen Öls auf den Weltmarkt. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 93,46 Dollar je Fass (159 Liter).

Die Mitschriften der vergangenen US-Notenbanksitzung spielten an den Märkten eine nachgeordnete Rolle. "Ein Fed-Protokoll ohne wirklich neue Erkenntnisse", erklärte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets. Wie daraus hervorging, sind sich die US-Währungshüter einig, dass es bald angebracht sein wird, die Zinsen zu erhöhen. Doch dabei wollen sie von Sitzung zu Sitzung über den angemessenen Kurs entscheiden.

Die US-Börsen hatten nach der Veröffentlichung am Mittwoch uneinheitlich geschlossen und liefen ihren Futures zufolge am Donnerstag auf einen schwächeren Start zu. Hier konnte auch der Optimismus des US-Einzelhandelsriesen Walmart nicht entscheidend helfen, der trotz gestörter Lieferketten und Kostensteigerungen die Experten-Vorhersagen übertreffen will.

COBA MACHT WIEDER GEWINN


Am deutschen Aktienmarkt erregten gleich mehrere Geschäftsberichte die Aufmerksamkeit. Mit einer Rückkehr in die schwarzen Zahlen im Jahr 2021 erfreute insbesondere die Commerzbank ihre Anleger. Die Papiere gewannen bis zu sieben Prozent und waren mit 9,17 Euro zwischenzeitlich so teuer wie seit knapp dreieinhalb Jahren nicht mehr.

Der Versorger RWE blickt wegen gestiegener Energiepreise optimistischer auf das neue Geschäftsjahr und hebt seine Prognose an. Die Aktie verteuerte sich um fast fünf Prozent und war zusammen mit dem Autozulieferer Continental - plus 3,7 Prozent - einer der Favoriten im Dax. Hintergrund der Conti-Rally war ein Bericht des "Manager Magazins", wonach der Konzern in vier Teilbereiche aufgespalten werden soll.

Abwärts ging des dagegen für Gerresheimer, dessen Ausblick die Anleger enttäuschte. Die Prognose des Spezialverpackungsherstellers für 2022 sei durchwachsen und impliziere ein verhaltenes Ergebniswachstum, monierten die Analysten von AlsterResearch. Die Aktien fielen um bis zu 6,1 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 70,65 Euro.

rtr