An der Wall Street zeichnete sich vorbörslich noch keine einheitliche Richtung ab: nach anfänglichen Verlusten traten die US-Futures auf der Stelle.

"Die Zinsen werden zum multiplen Risiko", warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Die dadurch höheren Finanzierungskosten drückten auf die Gewinne. Zudem seien die Anleger bei steigenden Zinsen deutlich weniger bereit, hohe Aktien-Bewertungen zu bezahlen. Der Anstieg der US-Inflationsrate auf den höchsten Stand seit 40 Jahren habe auf alle Fälle wieder vermehrt Unruhe an die Finanzmärkte gebracht, fassten die Strategen von Raiffeisen Research zusammen.

Öl ins Feuer goss der US-Notenbanker James Bullard, der im Kampf gegen die Inflation drastischere Zinsanhebungen befürwortet. An den Finanzmärkten wurde bislang für März mit einem ersten Schritt nach oben gerechnet, dem bis zu fünf weitere folgen könnten. Einige Anleger stellen sich nun darauf ein, dass der große Zinsschritt eines halben Punktes bereits im März erfolgen könne. Im Januar hatte die Fed den Schlüsselsatz noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent belassen.

OPEC RECHNET MIT STÄRKERER ÖL-NACHFRAGE - BRENT TEURER


Die höheren Zinsen könnten Experten zufolge Anleihen wieder zu einer echten Alternative zu Aktien werden lassen. Bei Bonds griffen einige Investoren am Freitag auch wieder zu. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,264 Prozent, die damit allerdings in Reichweite ihres jüngsten Drei-Jahres-Hochs blieben. Die US-Treasuries rentierten bei 1,993 Prozent.

Rohstoff-Anleger befürchteten dagegen einen Rückgang der Nachfrage bei steigenden Zinsen, sagten Börsianer. Dies brockte dem Industriemetall Kupfer ein Kursminus von 2,7 Prozent auf 9975 Dollar je Tonne ein. Der deswegen ebenfalls gesunkene Ölpreis drehte indes wieder ins Plus. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) sieht angesichts der Konjunkturerholung nach der Pandemie eine stärker steigende Ölnachfrage in diesem Jahr. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 92,42 Dollar je Fass.

MERCEDES-BENZ ÜBERZEUGEN - DELIVERY HERO AUF TALFAHRT


Unter größerem Verkaufsdruck standen die europäischen Technologiewerte, deren Index knapp ein Prozent einbüßte. Höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Strahlen konnten hingegen die Anleger von Mercedes-Benz. Die Aktien sprangen um bis zu acht Prozent an und markierten mit 75,36 Euro den höchsten Stand seit etwas mehr als drei Wochen. Auch andere Titel aus dem Autosektor waren gefragt. BMW gewannen 2,8 Prozent. Das Wachstum von Mercedes-Benz schüre höhere Erwartungen für das laufende Jahr, kommentierte Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies.

Bei Delivery Hero hatten Anleger hingegen noch an dem enttäuschenden Ausblick zu knabbern. Die Aktien des Essenlieferanten fielen um bis zu 13,3 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 40,29 Euro, nachdem sie am Donnerstag einen Rekord-Tagesverlust von gut 30 Prozent verbucht hatten. Analyst Marcus Diebel von der Bank JPMorgan warf wegen der hohen Verluste die Frage nach einer Kapitalerhöhung auf. Zahlreiche Analysten setzten ihre Kursziele für die Aktien herunter.

rtr