Beflügelt vom Aus für den Berliner Mietendeckel legten vor allem deutsche Immobilienwerte zeitweise kräftig zu. An der Wall Street ging es vorbörslich ebenfalls bergauf.

Der Aufwärtstrend an den Börsen sei weiter intakt, kleinere Rücksetzer würden sofort zum Kauf genutzt, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. "Kein Anleger ist wirklich bereit, in diesem Umfeld Aktien in großem Stil abzustoßen, weil sich damit gleichzeitig ein kaum lösbares Wiederanlageproblem ergäbe." Zur Fortsetzung der Rekordjagd benötigten die Märkte aber eine starke Bilanzsaison, betonte Analyst Milan Cutkovic vom Handelshaus Axi. In den USA punkteten die Großbanken bereits mit Milliardengewinnen. Auch Bank of America fuhr im ersten Quartal mit 7,6 Milliarden Dollar ein doppelt so hohes Plus wie ein Jahr zuvor.

DEUTSCHE WOHNEN AUF FÜNF-MONATS-HOCH


Bei Aktien deutscher Immobilienkonzerne griffen Anleger nach dem vom Bundesverfassungsgericht gekippten Berliner Mietendeckel zunächst erleichtert zu. Papiere von Deutsche Wohnen stiegen um bis zu 6,8 Prozent auf ein Fünf-Monats-Hoch von 46,46 Euro. Allerdings schmolz das Plus im Anschluss auf 1,2 Prozent zusammen. Die stark in Berlin engagierte Gruppe hatte ihre Gewinnprognose 2021 an das Aus geknüpft. Vonovia legten in der Spitze 2,9 Prozent zu, Adler Group 7,6 Prozent. Auch hier machten Anleger schnell wieder Kasse, beide Titel drehten ins Minus.

Bei den deutschen Nebenwerten stachen Drägerwerk heraus. Die Aktien gewannen bis zu 9,4 Prozent und erreichten mit 75,70 Euro den höchsten Stand seit sechs Monaten. Der Medizintechnikkonzern hat im ersten Quartal seinen Umsatz gesteigert und einen operativen Gewinn in Höhe von 129 Millionen Euro ausgewiesen. Für das Gesamtjahr sei das Unternehmen zudem etwas zuversichtlicher als zuvor, sagte ein Händler.

PUBLICIS ÜBERZEUGEN MIT WACHSTUM Aktien von Publicis stiegen in Paris um 4,6 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Der Werbekonzern wies erstmals seit Beginn der Pandemie wieder ein organisches Wachstum aus. Die Erlöse im ersten Quartal zogen um 2,8 Prozent an. Analysten von Credit Suisse lobten die erneut besser als erwartet ausgefallenen Zahlen, vor allem das Wachstum in Nordamerika.

Anziehende Metallpreise spielten den Bergbau-Konzernen in die Hände. In London kletterten Rio Tinto und BHP um bis zu 1,8 Prozent. An der Londoner Metallbörse verteuerte sich Kupfer um mehr als ein Prozent. Der Preis für Aluminium erreichte mit 2356 Dollar pro Tonne den höchsten Stand seit Mai 2018. Anleger spekulierten auf Produktionskürzungen Chinas zur Eindämmung von CO2-Emissionen.

TÜRKISCHE LIRA NACH ZENTRALBANK-STATEMENT UNTER DRUCK


Am Devisenmarkt ging die türkische Lira auf Talfahrt. Nach dem vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan erzwungenen Wechsel an der Spitze der Zentralbank blieben die Zinsen vorerst zwar unverändert bei 19 Prozent. Die Notenbank ließ aber eine Formulierung in ihrem Begleittext fallen, in dem sie zuvor Entschlossenheit zur Fortsetzung einer straffen Geldpolitik bekundet hatte. Die Währung des südeuropäischen Landes sackte nach dem Zinsentscheid ab, der Dollar verteuerte sich um 1,1 Prozent auf bis zu 8,1556 Lira.

rtr