Berauscht von neuen Höchstständen an der Wall Street gingen auch die Börsen in Europa am Donnerstag auf Rekordjagd: Der Dax erklomm ein Allzeithoch von 16.050,60 Punkten und lag dabei 0,6 Prozent im Plus. Der breitere Stoxx600 markierte ebenfalls eine Bestmarke, während der EuroStoxx50 um 0,7 Prozent auf ein Vierzehn-Jahres-Hoch von 4340 Zählern sprang.

Die Fed will wie erwartet das Volumen ihrer Wertpapierkäufe von derzeit 120 Milliarden Dollar monatlich in Schritten von jeweils 15 Milliarden Dollar reduzieren. "Sie hat es geschafft die Finanzmärkte behutsam darauf vorzubereiten", fasste Stratege Neil Wilson vom Broker Markets.Com zusammen. Fed-Chef Jerome Powell dämpfte zugleich Spekulationen auf eine nahende Zinserhöhung und wiederholte, dass der Inflationsanstieg nur vorübergehend sei.

Der Dollar-Index kletterte daraufhin auf 94,25 Punkte, der Euro sackte im Gegenzug auf 1,1546 Dollar ab. Die Gemeinschaftswährung werde weiterhin unter Druck bleiben, da die Europäische Zentralbank (EZB) im Gegensatz zur Fed noch weit von einer geldpolitischen Trendwende entfernt sei, sagte Stratege Kit Jukes von der französischen Großbank Societe Generale.

BANK OF ENGLAND UND OPEC+ IM FOKUS


Spannend wird es am Donnerstag in London. Experten sind sich uneins, ob die Bank von England (BoE) angesichts einer anhaltend hohen Inflation als erste der großen Notenbanken am Mittag eine Zinserhöhung um 0,15 Prozentpunkte verkündet. "Ich wäre nicht überrascht, wenn sie sich sogar für 25 Basispunkte entscheiden, um den Zinserhöhungsprozess in Gang zu bringen", sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda.

Daneben berät die Opec+ über die Öl-Fördermengen. Die Nachricht von der Wiederaufnahme der Atomgespräche zwischen den USA und dem Iran dämpfte Strategen zufolge die Hoffnung auf ein schnelleres Hochfahren der Produktion. "Die Gruppe der Erdöl-Produzenten wird wohl daran festhalten, die Quoten monatlich um 400.000 Barrel pro Tag zu erhöhen", prognostizierte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates. Diese Erwartung stabilisierte auch die Ölpreise, die ins Plus schwenkten. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,5 Prozent auf 83,22 Dollar je Fass.

DEUTSCHE POST GLÄNZEN - LANXESS UND HEIDELCEMENT UNTER DRUCK
An den Aktienmärkten sorgten jede Menge Geschäftszahlen für Bewegung. Aktien der Deutschen Post stiegen um 2,6 Prozent. Der Konzern steckte sich dank des boomenden Paket- und Expressgeschäfts höhere Ziele. Lanxess fielen hingegen nach einer Gewinnwarnung um mehr als sechs Prozent. Anleger warfen auch HeidelbergCement aus den Depots, nachdem die steigenden Energiekosten den Gewinn des Baustoffherstellers geschmälert haben. Die Papiere fielen in der Spitze um 4,9 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Tief von 63,42 Euro.

ÜBERNAHMEFIEBER BEI ALSTRIA OFFICE
In London legten sich Anleger die Aktien von Aston Martin ins Depot. Der Sportwagenhersteller hat im dritten Quartal mehr als doppelt so viele Autos an Händler verkauft wie im Vorjahr. Die Papiere kletterten um mehr als drei Prozent.

Ein Übernahmeangebot eines kanadischen Investors für den Büroimmobilien-Vermieter Alstria Office schickte die Aktien auf Höhenflug. Sie sprangen um 20,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 20 Euro. Auch andere Immobilienwerte stiegen im Sog dessen, der europäische Sektorindex legte 1,4 Prozent zu.

rtr